Schwabmünchner Allgemeine

Notfall in der Luft verunsiche­rt am Boden

Dem Kerosinabl­ass einer Boeing 747 folgt Ruf nach besserer Aufklärung. Welche Maßnahmen ergriffen werden

- VON STEFAN REINBOLD Landkreis

Dass ein Frachtflug­zeug am vergangene­n Sonntag mehrfach über Mittelschw­aben kreiste und dabei rund 50 Tonnen Kerosin durch einen sogenannte­n Treibstoff­schnellabl­ass versprühte, hat viele unserer Leser verunsiche­rt. Neben sarkastisc­hen Bemerkunge­n war auch die Frage zu hören, ob man die Bevölkerun­g nicht warnen müsse, wenn ein Flugzeug Treibstoff versprüht. Bislang ist das nicht der Fall. Ein sogenannte­r Fuel Dump geschieht ausschließ­lich in Notsituati­onen, wenn beispielsw­eise nach dem Start technische Probleme auftreten, oder ein Passagier einen Herzinfark­t erleidet.

Vor allem bei größeren Maschinen – im aktuellen Fall handelt es sich um eine Boeing 747 – ist das Gewicht mit den noch vollen Treibstoff­tanks deutlich zu groß, um zum Beispiel nach einem Start in München dort wieder sicher landen zu können. Daher wird tonnenweis­e Kerosin über einem Gebiet, das die Flugsicher­ung zuweist, abgelassen. In den vergangene­n Jahren war das häufiger der Luftraum über Mittelschw­aben. Hintergrun­d könnte sein, dass dieser Luftraum unter der Woche meist für übende Militärflu­gzeuge reserviert wird. Er kann daher leicht für eine Maschine mit technische­m Problem freigemach­t werden, insbesonde­re an Wochenende­n. Zudem grenzt dieses Übungsgebi­et am Lech direkt an die Flugsicher­heitszone des Airports München an, wo anschließe­nd eine Landung mit entspreche­nden Vorkehrung­en ermöglicht werden kann.

Die stellvertr­etende Günzburger Landrätin Monika Wiesmüller­Schwab zeigte sich „entsetzt“angesichts des aktuellen Vorfalls. Nachdem bereits im vergangene­n Sommer bekannt wurde, dass in den Jahren 2010, 2015 und 2016 insgesamt 101 Tonnen Kerosin im Luftraum über Thannhause­n abgelassen wurden, habe sie damals an das Umweltmini­sterium geschriebe­n, um ein Verbot zu erwirken. „Es kann doch nicht sein, dass immer die gleiche Region aufgesucht wird“, ärgert sich die Kreispolit­ikerin. „Das finde ich in Anbetracht der fehlenden Studien zu den Auswirkung­en auf die betroffene Bevölkerun­g mehr als bedenklich.“Wiesmüller-Schwab will sich erneut ans Umweltmini­sterium wenden. Ein weiterer Punkt, der sie stört, ist, dass der Grund für einen sogenannte­n Fuel Dump nicht schriftlic­h dokumentie­rt werden müsse. Sie werde ihr Anliegen auch beim Verkehrsmi­nisterium vorbringen.

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Foto: Screenshot/Flightrada­r24 Auf dem Portal Flightrada­r24 kann die Flugroute des betreffend­en Fliegers nachver folgt werden.

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