Ein Lauf gegen die Zeit
Es muss am Zeitdruck liegen. An der Ohnmacht. Am tiefen Erkennen, nichts gegen den Lauf der Zeit ausrichten zu können. Gar nichts. Sie läuft ab. Die Lebenszeit. So oder so. Keiner kann etwas daran ändern. Keiner sie aufhalten oder gar verlängern. Da soll nicht nur einer kommen und am Zeiger drehen. Einfach so. Willkürlich. Weil man mal glaubte, so könne Energie gespart werden. Was sich längst als Unsinn herausgestellt hat. So lässt er sich doch erklären, der Zorn auf die Zeitumstellung, der Zulauf auf die EU-Homepage, um seine Meinung abzugeben zur Abschaffung der Sommerzeit. Der Ansturm war so riesig, dass der Server zeitweise zusammenbrach. Die abstimmungsfreudigen Bürger brauchten vor allem eins: Zeit.
Dabei kann einem eigentlich die Zeitumstellung völlig schnuppe sein. Eine Stunde vor. Eine Stunde zurück. Was macht das schon. Aufs Ganze gesehen. Dem Körper tut sie nicht gut. Mag sein. Dem schadet aber der ständige Zeitdruck, dem sich viele mehr oder weniger freiwillig aussetzen, wesentlich mehr. Dem setzt der Zwang, möglichst viel in die Lebenszeit reinzupacken, sich irgendwo hin arbeiten, nichts verpassen zu wollen, viel stärker zu.
Vielleicht sollte man diese erneute heftige Diskussion um die unbeliebte Zeitumstellung nur zum Anlass nehmen, sich mal wieder bewusst zu machen, was man so tut mit seiner Zeit. Wo man sie selbst verschwendet. Wer sie einem stiehlt. Wer oder was sie einem versüßt. Was einem wirklich wichtig ist. Dass sie läuft, dagegen lässt sich bekanntlich wirklich nichts tun, aber wie sie läuft, das liegt doch in der Macht jedes Einzelnen.