Vier aus 32
205 Euro liegen im WM-Topf der Redaktion. 41 Kolleginnen und Kollegen haben den Weltmeister getippt. Angesichts dessen, was sich Unerwartetes in Russland abgespielt hat, ließe sich vermuten, dass fast alle ihre fünf Euro Einsatz in den Wind schreiben können. Der amtierende Weltmeister schon lange raus, der VizeWeltmeister ebenfalls, dazu der Europameister und dessen zweimaliger Vorgänger. Und jetzt auch noch Brasilien, das Land, in dem an einem schmalen Streifen Copacabana mehr Edeltechniker gedeihen als in der gesamten Norddeutschen Tiefebene.
Damit auch die teuersten Preziosen des Weltfußballs – Neymar, Ronaldo, Messi – verabschiedet. Adios und adeus. Keiner mehr da von denen, auf die man sich verlassen hatte. Selten hat es eine WM den Zockern so schwer gemacht wie das Turnier in Russland. Auf wen sollte man wetten, wenn nicht auf die alten Mächte Brasilien, Argentinien, Deutschland, Spanien oder Argentinien?
Auf England etwa? Die Engländer haben seit ihrem fragwürdigen Wembley-Sieg 1966, dem man noch heute den Video-Beweis an den Hals wünscht, nichts mehr zustande gebracht. Lief es Spitz auf Knopf, haben sie ihre Elfmeter verballert. War ja nicht zu erwarten gewesen, dass sie von diesem Leiden plötzlich geheilt sind.
Gut, man hätte auf Belgien wetten können – wenn einem der Eurofünfer genauso lieb in einer Kollegentasche wie im Müllschlucker ist. Belgiens beste WM-Platzierung überhaupt war Platz sechs. Auf Belgien wetten nur notorische Romantiker, die einem Kleinen auch einmal etwas Großes wünschen.
Genauso gut hätte man seinen Einsatz auch Kroatien hinterherwerfen können. Bei den letzten vier Weltmeisterschaften in der Vorrunde ausgeschieden oder gar nicht qualifiziert. Fraglos feine, dynamische Fußballer, zudem mit Luka Modric gesegnet, aber ohne den kühlen Kopf, eine Sache erfolgreich zu Ende zu bringen.
Blieb Frankreich. Der einzige Tipp, der nah am Mainstream der alten Mächte war und doch nach Wagemut und Neuem klang. Mit der Frankreich-Prognose konnte sich der Experte sehen lassen. Zehn Kollegen sind dem sportlichen Charme der Griezmanns und Mbappés erlegen. Je drei haben auf England und Belgien gesetzt. 16 von 41 sind also noch im Spiel. Dass sich darunter nur zwei Sportredakteure befinden, wirft kein gutes Licht auf das Fachressort. Andererseits hatte niemand den Mut, auf die Kroaten zu wetten. Was aber, wenn sie den Titel gewinnen? Dann freut sich die Kartei der Not über 205 Euro.