Alle bekommen einen Platz – aber wo?
Warum die Stadt nicht mehr Angebote an die Eltern hat und wie es weitergehen soll
Bobingen Die Kindergarten- und Krippenplätze sind knapp – besonders in Bobingen. Notgruppen müssen in der Singoldhalle eröffnet werden. Wieder steht die Stadt deshalb in der Kritik von Eltern. Wäre das alles nicht im Vorfeld zu verhindern gewesen? Nein, sagt Bürgermeister Bernd Müller. „Fakt ist, dass wir jetzt wesentlich mehr Anmeldungen haben, als geplant waren.“Deshalb müsse man auf Notgruppen zurückgreifen.
Er versichert: „Unser Bestreben ist es, jedem Kind, das zum ersten September einen Krippen- oder Kindergartenplatz benötigt, einen Platz zu schaffen.“Deshalb entstehe in der Singoldhalle jeweils eine Kindergarten und Krippennotgruppe unter der Trägerschaft des Evangelischen Kindergartens In der Point. „Ich weiß, dass sich viele jetzt wundern, warum es nicht in der Alten Mädchenschule Gruppen gibt, sondern in der Singoldhalle“, sagt Bürgermeister Müller und erklärt: „Dort waren ja schon mal Kindergartengruppen untergebracht. Aber weil für Krippenplätze andere Vorschriften gelten, müssten wir dort auch erhebliche Umbaumaßnahmen vornehmen.“Zudem solle die alte Mädchenschule ja selbst irgendwann umgebaut werden. „Auch an eine Containerlösung beim Evangelischen Kindergarten wurde gedacht“, sagt der Bürgermeister. Diese sei dann aber wegen der schwierigen baulichen Maßnahmen bezüglich des Untergrunds und der jetzt schon dramatischen Parkplatzund Verkehrssituation verworfen worden. „In den Räumen im Ostflügel der Singoldhalle ist der Umbau kostentechnisch möglich und die Entfernung zum Pointkindergarten auch für die Leitung dort noch tragbar“, erläutert Müller. So soll dort eine Kindergartengruppe mit 20 Plätzen und eine Krippengruppe mit 15 Plätzen entstehen. Trotzdem ist das keine dauerhafte Lösung, Notgruppen halfen der Stadt vor ei- Jahren schon einmal aus der Patsche. Warum kein neuer Kindergarten? Plätze scheinen ja schon seit Jahren knapp oder auch nicht ausreichend vorhanden zu sein. „Das liegt nicht an uns“, erklärt Müller. „Wir stehen derzeit mit mehreren Projekten in den Startlöchern, können aber nicht anfangen, weil uns die Freigaben und die Baugenehmigungen fehlen.“
Ein Projekt sei der Anbau von Kindergartengruppen beim Regenbogenverein. Dort wird bis zur Baugenehmigung derzeit mit einer Containerlösung gearbeitet. Werner Reiser vom zuständigen Amt im Rathaus erklärt: „Auch in Straßberg soll in privater Trägerschaft ein neuer Kindergarten entstehen.“Und Bürgermeister Bernd Müller meint hierzu: „Diese Initiative begrüßen wir ausdrücklich und haben dazu auch das gemeindliche Einverständnis erteilt.“Auch hier werde derzeit auf eine Genehmigung gewartet. Ein drittes Projekt sei die Angliederung von zwei dauerhaften Krippengruppen an den Evangelischen Kindergarten In der Point. Weil das am derzeitigen Gebäude bautechnisch kaum realisierbar ist und die Verkehrssituation zu den Hol-und Bringzeiten sowieso schon katastrophal, soll hier ebenfalls neu gebaut werden. „Wir hätten dazu ein Grundstück, aber der Standort ist nicht optimal“, gibt Müller zu. Derzeit sei man hier auf der Suche nach einem Alternativstandort und dann müsse wieder eine Genehmigung eingeholt werden. Eine neue Perspektive bietet sich im Zusammenhang mit der geplanten Erweiterung der Point an.
„Wir tun wirklich alles, um unsere Bürger und Eltern zufriedenzustellen“, meint der Bürgermeister. Fakt sei es aber, dass ein Anspruch auf einen Kindergartenplatz nur am Ort und nicht in einer bestehenden Einrichtung bestehe. „Es ist uns derzeit nicht möglich, den Wunsch nach einem bestimmten Kindergarnigen ten zu berücksichtigen“, bedauert Müller. „Die Kinder bekommen einen Platz, aber halt da, wo einer frei ist, wie in der Notgruppe und nicht unbedingt im Wunschkindergarten.“
Die Stadt stehe dazu in einem engen Kontakt mit den Trägern der Einrichtungen und deren Leiterinnen. „Auch der Wunsch nach Offenlegung der Vergaberichtlinien ist bei uns an der falschen Adresse“, sagt Müller deutlich: „Die Stadt hat keine Kindergartenplätze und vergibt auch keine. Das machen die Einrichtungen.“Und bei diesen zähle, wie Werner Reiser ergänzt, allein das Alter der Kinder. „Alles andere wäre unfair.“
Derzeit gibt es in Bobingen 117 Krippenplätze und 518 Kindergartenplätze. Dazu kommen 80 Hortplätze und eine Waldgruppe mit zwölf Plätzen. Ab September werden es mit den Notgruppen 132 Krippen- und 538 Kindergartenplätze sein.