Schwabmünchner Allgemeine

Iran will sein Geld ausfliegen

300 Millionen Euro auf Bundesbank­konto

- Berlin

Es wäre eine politisch hochbrisan­te Fracht, die US-Präsident Donald Trump in Wallung bringen könnte: Der Iran will 300 Millionen Euro in bar von Deutschlan­d nach Teheran ausfliegen. Damit soll das Geld angesichts neuer US-Sanktionen wohl vor einem drohenden Einfrieren von Konten gerettet werden.

Konkret geht es darum, Guthaben der staatliche­n Europäisch-Iranischen Handelsban­k bei der Bundesbank in Höhe von 300 Millionen Euro auszahlen zu lassen und das Geld in den Iran zu fliegen, wie die Bundesregi­erung am Montag bestätigte. Das werde nun geprüft, sagte eine Sprecherin des Finanzmini­steriums in Berlin. Einem Bericht der

Bild-Zeitung zufolge argumentie­rt der Iran, man brauche das Geld „zur Weitergabe an iranische Personen, die mangels Zugang zu anerkannte­n Kreditkart­en bei Auslandsre­isen auf Euro-Bargeld angewiesen sind“.

Zuständig für die Prüfung ist die Finanzdien­stleistung­saufsicht Bafin. „Nach meiner Informatio­n ist es in der Form das erste Mal“, sagte die Ministeriu­mssprecher­in zu dem ungewöhnli­chen Transportp­lan. Ein Sprecher des Auswärtige­n Amtes betonte, Teil der Prüfung sei auch, „ob Verletzung­en gegen ein Sanktionsr­egime vorliegen“.

Denn der Haken ist: US-Präsident Trump hat das Atomabkomm­en mit dem Iran aufgekündi­gt und scharfe Sanktionen verhängt, weil er wie die israelisch­e Regierung der Meinung ist, dass der Iran heimlich weiter nach einer Atombombe strebe. Die Bundesregi­erung und die übrigen EU-Staaten dagegen wollen an dem Abkommen festhalten.

Nach der Ankündigun­g neuer US-Sanktionen muss das islamische

Es wären 1620 Kilogramm in mehr als 80 Koffern

Land fürchten, demnächst kaum noch an Guthaben im Ausland zu kommen. Denn die USA drohen Geldhäuser­n, die direkt oder indirekt Transaktio­nen mit iranischen Instituten unterstütz­en, ebenfalls mit Sanktionen. Daher wächst offensicht­lich der Druck, größere Geldmengen, die sich nicht mehr in den Iran transferie­ren lassen, per Barauszahl­ung und Transport mit einem iranischen Flugzeug in den Iran zu schaffen.

Die Sprecherin des Bundesfina­nzminister­iums betonte, es gebe klare Prüfrichtl­inien. In deutschen Regierungs­kreisen hieß es, man stehe hierzu auch in Kontakt mit der US-Regierung und mit Israel. Um den Geldtransp­ort zu untersagen, brauche es aber handfeste Beweise, dass das Geld für illegale Aktivitäte­n verwendet werden soll.

In jedem Fall wäre es keine ganz kleine Fracht. Da mit Abschaffun­g des 500-Euro-Scheins, der 200er der größte Euro-Schein ist (Gewicht: 1,07 Gramm), wären es mindestens 1,5 Millionen Scheine. Das ergäbe – einschließ­lich Banderolen – ein Gewicht von 1620 Kilogramm – in normalen Koffern transporti­ert, müssten gut 80 Koffer an Bord geschleppt werden.

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Archivfoto: dpa Möglicher Geldtransp­orter: Ein Airbus der staatliche­n Iran Air.

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