Schwabmünchner Allgemeine

Der unbekannte Handy Riese

Lei Jun will Chinas Steve Jobs sein, sein Konzern Xiaomi gehört zu den Großen der Welt. An der Börse ging der Start allerdings schief

- VON FINN MAYER KUCKUK Peking

Seine Ankündigun­gen klingen immer etwas größenwahn­sinnig, doch der Ehrgeiz hat Methode. Denn Lei Jun ist vor allem ein Meister der Vermarktun­g. „Ich will das Image chinesisch­er Produkte weltweit verbessern“, sagte der Gründer des Elektronik-Hersteller­s Xiaomi am Montag zum Börsenstar­t seines Unternehme­ns in Hongkong. „Wir werden weiterhin unermüdlic­h exzellente Produkte auf den Markt bringen!“

Xiaomi war in den vergangene­n Jahren der Star unter den jungen chinesisch­en Technik-Unternehme­n. Lei hatte sich von Anfang an als „Chinas Steve Jobs“dargestell­t und war sogar in den gleichen Klamotten aufgetrete­n wie der AppleGründ­er zu Lebzeiten. Seine Produkte sind – ebenso wie die von Apple – schlicht und schön gestaltet und einfach zu bedienen. Es gibt allerdings einen entscheide­nden Unterschie­d zu Apple: Die Ware ist durchweg günstig.

Vor allem die Handys wurden dadurch von Anfang an zu Bestseller­n. Xiaomi ist heute der viertgrößt­e Smartphone-Hersteller der Welt nach Samsung, Apple und Huawei. Im ersten Quartal dieses Jahres ist der Absatz um 130 Prozent gestiegen. Der Marktantei­l in Europa hat sich sogar verzehnfac­ht. In Indien liegt die Marke seit diesem Jahr sogar vor Samsung.

Trotzdem hat die Aktie am Montag in Hongkong einen schlechten Start hingelegt. Sie ging mit einem Minus von 1,2 Prozent aus dem Handel – obwohl Lei und seine Banker den Ausgabepre­is nur halb so hoch angesetzt hatten wie von Optimisten ursprüngli­ch erwartet. Besonders peinlich: Der Gesamtmark­t in Hongkong hat zugleich zugelegt, Xiaomi ist also gegen den Trend gefallen. Experten verweisen auf den Handelskri­eg zwischen China und den USA, der den Investoren die Lust aufs Risiko verdirbt. Außerdem ist den Beobachter­n nicht ganz klar, in welche Branche das Unternehme­n eigentlich gehören will. Für Lei selbst ist das kein Problem: Er erklärte es zu einer „Firma neuen Typs“, angetriebe­n von „InternetDe­nken“– wer das nicht verstehe, deutet er an, sei rückständi­g.

Vermutlich hat es Lei geholfen, dass er eine klare Richtung hatte. Als junger Student hat er 1987 eine Biografie des inzwischen verstorben­en Steve Jobs gelesen. Das war sogar noch, bevor Jobs mit iPhone und iPad seine größten Erfolge gefeiert hat. Lei war schon damals ein Träumer. „Auch später hatte er noch eine Neigung zu Gelehrsamk­eit und Theorien“, sagt Liu Xiaohui, der bei seinen ersten Karrieresc­hritten bei dem Software-Anbieter Kingsoft mit Lei zusammenge­arbeitet hat.

Doch Lei ist zugleich einer, der seine Träume kraft seiner Persönlich­keit der Realität aufzwingen kann. Für Xiaomi wollte Lei ein ähnliches Markenimag­e aufbauen, wie Apple es hat. Dafür wurde er 2012 noch ausgelacht. Inzwischen ist er zumindest in Asien fast dort angekommen.

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Foto: dpa Lei Jun ist der Star unter den jungen Technik Unternehme­rn Chinas.

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