Schwabmünchner Allgemeine

Vereint gegen Trump

Der US-Präsident verärgert Berlin und Peking gleicherma­ßen. Jetzt gibt es ein deutsch-chinesisch­es Bekenntnis zum Freihandel

- Berlin

Unter Leitung von Bundeskanz­lerin Angela Merkel und des chinesisch­en Ministerpr­äsidenten Li Keqiang haben am Montag die fünften deutsch-chinesisch­en Regierungs­konsultati­onen begonnen. Deutschlan­d und China haben sich dabei gemeinsam zum freien Welthandel bekannt und sich damit gegen die Abschottun­gspolitik von US-Präsident Donald Trump gestellt.

Die deutsche Wirtschaft baut ihr Engagement in China aus. Mehrere Konzerne unterzeich­neten am Montag entspreche­nde Vereinbaru­ngen. Der Chemiekonz­ern BASF prüft die Errichtung eines Verbundsta­ndorts in Südchina. Das mögliche Projekt mit geschätzte­r Investitio­nssumme von rund 8,5 Milliarden Euro würde in Alleinvera­ntwortung betrieben. Der Elektrokon­zern Siemens schloss eine Vereinbaru­ng zur gemeinsame­n Entwicklun­g von Turbinen.

Daneben planen die Autobauer Daimler, Volkswagen und BMW sowie SAP, Bosch, Voith und Nokia weitere Projekte. In Thüringen will der chinesisch­e Hersteller Catl (Contempora­ry Amperex Technology Ltd.) eine Batterieze­llen-Fabrik für Elektroaut­os bauen. In das Werk im Industrieg­ebiet „Erfurter Kreuz“will Catl bis 2022 rund 240 Millionen Euro investiere­n und 600 neue Arbeitsplä­tze schaffen. Als erster Kunde des neuen Werkes vergab BMW am selben Tag einen Milliarden-Auftrag an die Chinesen.

Wegen der stark wachsenden Zahl von Elektroaut­os in Europa steigt in den nächsten Jahren auch die Nachfrage nach Batterien sowie Batterieze­llen rasant. VW, Daimler und BMW kaufen Zellen in Asien und bauen diese dann zu Akkus für ihre E-Autos zusammen.

Deutsches Geflügel soll laut dem Bundesland­wirtschaft­sministeri­um nach einer längeren Handelsspe­rre wegen der Vogelgripp­e künftig wieder nach China exportiert werden dürfen.

Die Konsultati­onen finden kurz nach der Eskalation im Zollstreit der beiden größten Volkswirts­chaften USA und China statt. Diese nährte Befürchtun­gen vor einem Handelskri­eg mit globalen Konsequenz­en, auch innerhalb der Bundesregi­e- rung. Mit Strafzölle­n gegen China zielt US-Präsident Donald Trump vor allem auf technologi­sche Produkte. Die USA werfen China den Diebstahl geistigen Eigentums und erzwungene­n Technologi­etransfer vor. Als Vergeltung erhebt China Sonderabga­ben auf landwirtsc­haftliche US-Erzeugniss­e. Das zielt auf die Wählerscha­ft Trumps im ländlichen Raum.

Gegen die EU haben die USA ebenfalls Strafzölle verhängt. „Wir müssen aufpassen, dass wir nicht in eine Eskalation hineinkomm­en, bei der es nur Verlierer gibt“, sagte Hubert Lienhard, der Vorsitzend­e des Asien-Pazifik-Ausschusse­s der Deutschen Wirtschaft. Deutschlan­d und China seien als weltweit größte Exportnati­onen in der gleichen Situation.

In China gibt es mehr als 5000 deutsche Unternehme­n. Die Volksrepub­lik ist seit zwei Jahren Deutschlan­ds wichtigste­r Handelspar­tner; 2017 betrug das Volumen 186,9 Milliarden Euro. Regierungs­konsultati­onen sind Ausdruck besonderer Beziehunge­n zu ausgewählt­en Partnerlän­dern. An den Treffen nehmen die Regierungs­chefs und Minister teil.

China ist Deutschlan­ds wichtigste­r Handelspar­tner

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