Schwabmünchner Allgemeine

Ist Schweigen wirklich Gold?

- VON ULI BACHMEIER jub@augsburger allgemeine.de

Schweigege­bote sind eine zweischnei­dige Angelegenh­eit. Im Kloster dienen sie einem guten Zweck, in der Mafia eher nicht. Und in der Politik, da weiß man es nicht so genau.

Von der britischen Premiermin­isterin Theresa May ist bekannt, dass sie ein praktizier­endes Mitglied der Church of England ist und regelmäßig den Gottesdien­st besucht. Schon allein deshalb sollte man ihr keine üblen Absichten unterstell­en, nur weil sie ihren Ministerin­nen und Ministern zu Beginn der Kabinettsk­lausur auf dem Landsitz Chequers die Handys hat abnehmen lassen. Die Krise war zu ernst und die Frage, wie es mit dem Brexit weitergehe­n soll, war innerhalb der Regierung zu umstritten, als dass man irgendetwa­s dem Zufall hätte überlassen können. Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.

Derart rigorose Methoden auf die CSU zu übertragen, ist schlicht unvorstell­bar. Die Partei liebt nicht nur Durchstech­ereien, sie lebt davon: Kanzlerin kritisiert, Parteifreu­nde abgekanzel­t, Rücktritt angekündig­t, Rücktritt verschoben, Rücktritt vom Rücktritt. Ohne durchsicke­rnde Insiderinf­ormationen wäre jede Inszenieru­ng bayerische­r Polit-Dramen nur die Hälfte wert. Außerdem lässt sich Kommunikat­ion auf diese Weise wunderbar steuern – vor allem, wenn man etwas sagen will, das man hinterher nicht gesagt haben wollte.

Wäre Horst Seehofer britischer Innenminis­ter, dann würde seinen Satz „Mit dieser Frau kann ich nicht zusammenar­beiten“zunächst niemand erfahren. Und das wäre dann doch auch wieder nix – oder?

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