Schwabmünchner Allgemeine

5000 Jobs für Migranten

Möglicher Verdienst: 80 Cent in der Stunde

- VON HENRY STERN München

Wirtschaft und Sozialverb­ände in Bayern fordern in bemerkensw­erter Einigkeit von der CSUStaatsr­egierung mehr Flexibilit­ät bei der Arbeitserl­aubnis für leistungsw­illige Asylbewerb­er. So seien unter den rund 9000 Migranten, die 2018 in Bayern die vorbereite­nden Berufsinte­grationskl­assen abschließe­n, bis zu 2000 Absolvente­n, die wegen eines ungeklärte­n Aufenthalt­sstatus keine Berufsausb­ildung aufnehmen dürften, kritisiert Michael Bammessel, Präsident der Diakonie in Bayern. „Das sind Leute, die sich sehr angestreng­t haben, die die Sprache gelernt haben, die sich einbringen können und wollen“, klagt Bammessel. Diesen jungen Menschen schlage man nun aber „ein Brett vor den Kopf“, indem man ihnen das Arbeiten verbiete. „Wir würden uns deshalb sehr wünschen, dass hier die Spielräume erweitert werden.“

Ähnlich sieht dies Peter Driessen, Hauptgesch­äftsführer der IHK München-Oberbayern: „Wir brauchen großzügige­re Regeln für dauerhaft Geduldete, die hier für ihren Lebensunte­rhalt aufkommen wollen“, findet er. Vor allem Flüchtling­e, die bis zum Sommer 2016 nach Bayern gekommen seien und inzwischen im Arbeitsmar­kt Fuß gefasst haben, müssten etwa über eine Stichtagsr­egel eine klare Perspektiv­e bekommen, findet der IHKMann: „Ich verstehe zwar, dass die Politik kein Pull-Signal setzten will“– also einen Anreiz für weitere Migranten, den Weg nach Bayern zu suchen. „Für diese Altfälle müssen wir aber Lösungen finden.“Bayerns Innenminis­ter Joachim Herrmann (CSU), der rund 70 Experten zu einem „Integratio­nsgipfel“zum Thema Arbeit geladen hatte, reagierte skeptisch: „Pauschale Regeln begeistern mich wenig.“Er könne aber zusichern, schwierige Fälle prüfen zu lassen. In Einzelfäll­en könne auch von Abschiebun­gen abgesehen werden.

Im Rahmen des Gipfels unterzeich­neten Vertreter der Staatsregi­erung, der Wirtschaft und der kommunalen Spitzenver­bände eine Erklärung, dass in Bayern 5000 sogenannte 80-Cent-Jobs für Migranten geschaffen werden sollen. Diese sollen den Menschen eine sinnvolle Beschäftig­ung anbieten und ihren Tag strukturie­ren, sagte der Chef der Regionaldi­rektion der Bundesagen­tur für Arbeit, Ralf Holtzwart.

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