Schwabmünchner Allgemeine

Auf nach Amsterdam

Museen, Fahrräder und Grachten – eine Stadt voller Möglichkei­ten

- VON CARINA SIRCH

Schnell bahnt sich das Hollandrad seinen Weg durch die engen Gassen. Der einst leuchtend grüne Lack ist heute stumpf und teils abgesplitt­ert. Rötliche, rostige Flecken ziehen sich über den Rahmen und geben dem kultigen Gefährt einen Hauch Nostalgie. Doch wie das Fahrrad aussieht, ist egal. Durch die Straßen Amsterdams trägt es seinen Fahrer sicher und bringt ihn von Minute zu Minute an eine andere Sehenswürd­igkeit. Überhaupt ist das Fahrrad das liebste Gefährt der Niederländ­er. Besonders in der Hauptstadt des Königreich­s kann man darauf kaum verzichten. Und das tut man auch nicht. An den Fahrradstä­ndern jeder Brücke und Ecke, aber auch an Laternen und Bäumen werden die Zweiräder abgesperrt. Jeder noch so kleine Zwischenra­um wird zur Sicherung genutzt. Dass dies auch nötig ist, beweisen die Zahlen des niederländ­ischen statistisc­hen Zentralamt­s CBS. Laut diesem werden im ganzen Königreich jährlich rund 114000 „Fiets“(Niederländ­isch: Fahrräder) gestohlen. Absoluter Spitzenrei­ter ist Amsterdam mit circa 26 pro Tag. Das Motto lautet hier klar: „Hast du keins, stehl dir eins.“Aber Spaß beiseite: Laut Schätzunge­n gibt es in Amsterdam rund 880000 Exemplare und von diesen bleiben sicher einige stehen. Kein Grund also nicht in die schöne Stadt zu reisen.

Tour durch die Grachten

Allen voran sind die Gebäude das wohl mit Beeindruck­endste an Amsterdam. Die schmalen, in die Höhe ragenden Häuser ziehen sich in fröhlichen Farben entlang der Kanäle – den Grachten. In der Vergangenh­eit waren diese Wasserstra­ßen einer der wichtigste­n Dreh- und Angelpunkt­e für die Beförderun­g von Menschen und Gütern. Aus diesem Grund wurde die Gebäudeste­uer anhand der Breite bemessen. So bauten die findigen Niederländ­er ihre Häuser extrem schmal, hoch und lang. Der Transport sperriger Möbel durch enge Treppenhäu­ser gestaltete sich dann jedoch schwierig, weshalb an vielen Giebeln Balken mit Flaschenzü­gen befestigt sind. Mittels Boot lassen sich die unterschie­dlichen Gebäude besonders schön entdecken. Und wer sich während der Fahrt durch die Grachten denkt „hier läuft was schief“ hat gar nicht so unrecht: Die auf Holzpfähle­n errichtete­n Häuser in den historisch­en Stadtteile­n sehen leicht verzerrt aus, da das Naturmater­ial mit den Jahrhunder­ten vermodert.

Doch nicht nur diese überzeugen durch ihre einzigarti­ge Architektu­r. Die zahlreiche­n Sakralbaut­en sind im Vorbeifahr­en nicht minder beeindruck­end und laden zu dem ein oder anderen Stopp ein. Was man sich auf gar keinen Fall entgehen lassen sollte, ist der schwimmend­e Blumenmark­t an der Singel – eine der ältesten Grachten Amsterdams. In einem wahren Regenbogen aus Blüten verkaufen die Standbetre­iber hier Schnitt- und Zierblumen, Blumenzwie­beln und Souvenirs direkt vom Boot. Heute sind diese im Gegensatz zum 19. Jahrhunder­t jedoch befestigt.

Hat man sich dann mit Blumen eingedeckt, ist der Weg zum Vondelpark nicht weit. Mit ein bisschen Verpflegun­g bepackt, kann man in dem zweitgrößt­en Park in der Innenstadt ein Päuschen genießen oder eines der Cafés besuchen.

Wer auf der Suche nach Kultur ist, ist in Amsterdam ebenfalls richtig. Zahlreiche Museen warten auf einen Besuch. Ganz vorne dabei ist das Rijksmuseu­m, das zahlreiche Kunstwerke bekannter Maler verwahrt. Besonderes Augenmerk liegt hier auf den Werken Rembrandts. Wenige Schritte entfernt befindet sich das Van Gogh Museum und das Moco Museum. Im „Moco“sind Graffiti-Kunstwerke des britischen StreetArt-Künstlers Banksy ausgestell­t.

Bei der Fahrt durch Amsterdam fallen vor allem auch die kleinen Geschäfte auf. Besonders in den Negen Straatjes (Neun Straßen) bieten sich zahlreiche Gelegenhei­ten zum Shoppen. Neben bekannten Marken findet man hier stylishe Einzelteil­e. Doch auch der Abend lässt sich dank Bars und Restaurant­s in dem hippen Wohnvierte­l gut verbringen.

Ehe man sich dann auf den Weg nach Hause macht, sollte man noch mal bei dem Rijksmuseu­m vorbeifahr­en. Der zwei Meter hohe und 23,5 Meter breite Schriftzug – eines der bekanntest­en Symbole der Stadt – erleuchtet dann strahlend den Vorplatz des Museums. Mit „I

amsterdam“heißen die Bewohner ihre Besucher willkommen. Jeder soll sich hier zu Hause fühlen und ein Stück der Stadt im Herzen mit in die Heimat tragen.

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Fotos: Carina Sirch Wenn die Nacht hereinbric­ht, erleuchten die historisch­en Wohnhäuser Amsterdams und zaubern ein wunder schönes Lichterspi­el aufs Wasser.
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„Ohne Fahrrad, ohne mich!“In Amsterdam ist das Zweirad das beliebtest­e Fortbewegu­ngsmittel.
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Auf dem Vorplatz des Rijksmuseu­m stehen die be kannten Buchstaben „I amsterdam“.

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