Schwabmünchner Allgemeine

Wie Informatik gegen Krankheite­n helfen soll

Im Winterseme­ster startet in Augsburg ein neuer Studiengan­g. IT-Spezialist­en sitzen dann mit angehenden Ärzten im Hörsaal. Für Patienten wird diese interdiszi­plinäre Ausbildung künftig eine besondere Rolle spielen

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gibt es Familien, in denen sich Fälle von Multipler Sklerose häufen? Haben Krankheite­n wie Parkinson etwas mit den Genen zu tun? Und wie kann die Informatio­nstechnolo­gie Patienten in der Nachsorge unterstütz­en? Diesen und anderen Fragen werden Studenten künftig am Medizin-Campus der Universitä­t Augsburg nachgehen. Im Winterseme­ster startet dort der Bachelor-Studiengan­g „Medizinisc­he Informatik“. Wer sich einschreib­t, bekommt nicht nur eine fundierte Ausbildung in zentralen Gebieten der Informatik, sondern erhält auch Einblicke in Anatomie, Physiologi­e und Biochemie.

Die Verknüpfun­g von Medizin und Informatik wird ein Schwerpunk­t der Augsburger Universitä­tsmedizin sein. Die neue Fakultät liegt damit im Trend, denn in der Medizin wird es künftig nicht mehr ohne Daten gehen. Durch das Zusammenfü­hren von Informatio­nen aus Datenbanke­n für Gene oder zum Beispiel Gewebe lassen sich schneller Zusammenhä­nge zwischen Lebensstil, Vererbung und Krankhei- ten ableiten. Die Auswertung solcher Datensätze kann in mehrfacher Hinsicht hilfreich sein: Risiken und Nebenwirku­ngen bei Arzneimitt­eltherapie­n lassen sich leichter erkennen, auch selten auftretend­e Komplikati­onen bei Erkrankung­en und deren Behandlung können besser abgeleitet werden. Die Hoffnung der Experten ist, dass sich Krankheite­n so besser verhindern oder zumindest schneller diagnostiz­ieren und besser therapiere­n lassen.

Eben dieses Ziel verfolgt das Forschungs­projekt „Difuture“(Data Integratio­n for Future Medicine) unter Führung der Technische­n Universitä­t (TU) München, an dem sich die Universitä­t Augsburg beteiligt. Mit im Boot sind zudem die LMU München und die Universitä­t Tübingen. In Augsburg arbeiten die Uni-Informatik­er eng mit dem Rechenzent­rum des Klinikums zusammen. So soll die Infrastruk­tur für Forschung am künftigen Unikliniku­m und der medizinisc­hen Fakultät aufgebaut werden.

„Parallel zur technische­n Entwicklun­g werden auch klinische AnWarum ausgearbei­tet“, erklärt Prof. Bernhard Bauer, Dekan der Augsburger Fakultät für Angewandte Informatik. Eines dieser Anwendungs­felder ist Multiple Sklerose. „Difuture“hat für dieses Krankheits­bild bereits Daten aus verschiede­nen Quellen zusammenge­führt. Daraus abgeleitet werden sollen Informatio­nen zu Krankheits­verlauf, Therapie und Mustern etwaiger Begleiterk­rankungen. Die Methodik kann später ebenso auf Krankheite­n wie Parkinson übertragen werden. Diese Zusammenar­beit soll der Start weiterführ­ender Forschung im Bereich Medizin und Informatio­nstechnolo­gie sein.

Zurück zur Medizinisc­hen Fakultät in Augsburg. Die ersten Humanmediz­iner werden dort ab dem Jahr 2019 ausgebilde­t. Die Studenten des Studiengan­gs Medizinisc­he Informatik beginnen bereits dieses Winterseme­ster. Die klassische Trennung zwischen medizinisc­her Ausbildung am Patienten und Grundlagen­wissenscha­ft soll künftig aufgehoben werden. „Dadurch wird es möglich, die Lehrverans­taltungen teilweise auch für Studierend­e der Informatik zu öffnen“, sagt Adrian Rumpold, Fachstudie­nberater und Koordinato­r des neuen Studiengan­gs. Durch diese Verbindung bekämen die Studenten einen anderen Einblick in medizinisc­he Fragestell­ungen „an der Schnittste­lle zur Informatik“.

Weitere Bestandtei­le des Studiums sind Programmie­rung, Software-Engineerin­g, theoretisc­he Informatik und Mathematik. „Unsere Absolvente­n sollen am Ende so gut aufgestell­t sein, dass sie später problemlos in ein anderes Gebiet der Informatik wechseln können“, sagt Rumpold.

Big Data, wie es auch im Forschungs­projekt „Difuture“eine Rolle spielt, wird auch die Studenten des Studiengan­gs Medizinisc­he Informatik beschäftig­en. So fallen in genetische­n Studien häufig große Mengen an Informatio­nen an, die nur mit rechnerges­tützten Algorithme­n so aufbereite­t werden können, dass sich Gemeinsamk­eiten und Erbanlagen, die zur Entstehung von Krankheite­n beitragen, identifizi­ewendungsf­elder ren lassen. Auch für die Auswertung medizinisc­her Smartphone-Apps oder tragbarer Sensoren bedarf es intelligen­ter Methoden, die ein Medizin-Informatik­er entwickeln könnte.

Die Uni trägt diesem Umstand mit der Berufung spezialisi­erter Lehrstühle im Bereich der Medizinisc­hen Informatik Rechnung. In Kooperatio­n mit der Medizinisc­hen Fakultät entsteht so ein Forschungs­schwerpunk­t zu Medical Informatio­n Sciences. Diese Zusammenar­beit der Fakultäten bildet die wesentlich­e Basis für den neuen Studiengan­g. „Hier zeigt sich, wie gut in dem von der Universitä­t gestaltete­n Forschungs­konzept Inhalte der neuen Fakultät mit denen der bestehende­n ineinander­greifen“, sagt UniPräside­ntin Prof. Sabine DoeringMan­teuffel.

OBewer bungsschlu­ss für den Bacherlors­tudien gang Medizinisc­he Informatik ist Sonntag, 15. Juli. Das Studium dauert sechs Se mester. Weitere Informatio­nen unter www.uni augsburg.de/fai/

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Foto: Ulrich Wagner Das künftige Augsburger Unikliniku­m (unser Bild) setzt in Zusammenar­beit mit der neu entstehend­en Medizinisc­hen Fakultät auf eine Verzahnung von Medizin und Informatik. Im Winterseme­ster startet der erste ent sprechende Studiengan­g.

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