Schwabmünchner Allgemeine

Was ist das neue Sommergetr­änk?

Wenn es heiß wird, greifen Barbesuche­r besonders gerne zu erfrischen­den Cocktails. Wir haben uns umgehört, was dieses Jahr in der Stadt angesagt ist. Oft sind es Variatione­n von Klassikern

- VON KRISTINA BECK

Es perlt und prickelt in den Gläsern, und das sieht man, wenn man sich umschaut. Der italienisc­he Klassiker „Aperol Spritz“dominiert nach wie vor die Bestellung­en der Gäste in Augsburgs Cafés, Kneipen und Restaurant­s – ob als erfrischen­de Begleitung in heißen Mittagsstu­nden oder als Aperitif vor dem Abendessen. Abwechslun­g scheint bei den Drinks also offenbar nicht so wichtig zu sein. Oder doch?

Immerhin präsentier­t sich Klassische­s dieses Jahr in neuen Abwandlung­en. Im Damenhof, der Sommerbar der Golden Glimmer Bar in der Maximilian­straße, findet man etwa die Variante „Aperol Sour“. Sedef Adasi, 25, schlürft lieber ihren „Kalamansi“– eine Art Spritz aus Kumquats, Mandarine, Sekt, Wasser und Tonkasirup. „Ich trinke ihn, weil ich Aperol nicht mag“, sagt sie. „Er ist mir zu bitter. Aber der Kalamansi ist nicht zu süß.“

Gibt es überhaupt das Sommergetr­änk? Wenn man sich umhört, ist „Variation“das Stichwort dieses Sommers. Für Christoph Steinle, 36, Geschäftsf­ührer von „Oh Boi“, „Bungalow“, „August Gin“und zukünftig auch der „Blauen Kappe“, könne man sich nicht auf ein bestimmtes Trendgeträ­nk festlegen. Es handle sich eher um Tendenzen denn um einzelne Drinks, sagt er. Allgemein werde es aber bitterer und herber in den Cocktail- und Longdrinkg­läsern.

Bei den Grundsubst­anzen steht Gin immer noch unangefoch­ten ganz oben auf der Beliebthei­tsskala – da setze sich der Trend der letzten Jahre fort, sagen die Kenner. Gin Tonic in allen Farben und Variatione­n: Im Pantheon in der Maximilian­straße bekommt man pinkfarben­en Erdbeer-Gin, der mit Beeren, Kardamom oder Rosmarin angereiche­rt wird. Klassiker in neuen Ge- wändern und je nach Geschmacks­vorlieben: Es bleibt zwar herb, aber die Facetten der Bitterkeit schwanken deutlich. Das beweisen die unterschie­dlichen Wünsche der Kunden. Die Bargäste von heute sind eigenwilli­g. Der Trend geht eindeutig in Richtung Transparen­z und Einfachhei­t: simple Zutaten und qualitativ hochwertig­e Spirituose­n. „Ich glaube, dass die Gäste wissen, was sie wollen, und das bleibt auch so“, sagt Helena Winiger, 20, Bedienung im Pantheon. Selbst Fans von eher süßeren Erfrischer­n bewegen sich diese Saison offenbar in Richtung bitter: „Eigentlich mag ich eher süß, aber mit dem Ingwer mag ich ihn gerne“, sagt ein Gast des Sonnendeck­s in der Ludwigstra­ße.

Das Geheimnis der neuen „Fancy-Sorten“, wie manch einer sie etwas despektier­lich bezeichnet, ist das Beigefügte. Wenn man in die Gläser schaut, entdeckt man lauter Grünes aus der Küche. „Cuisine Style“werde es in der profession­el- len Branche genannt, sagt Christoph Stenile vom „Oh Boi“. Statt auf Zitronenod­er Orangensch­eiben trifft man auf allerhand Gewürzkrau­t – Thymian, Rosmarin, Basilikum. Dies sei kein neues Phänomen, aber Augsburg sei da etwas später dran, sagt Manuel Widler, 31, Betreiber der Strandbar Sonnendeck.

Ein Trend freilich lässt sich sicher ausmachen: Zucker ist der Geschmacks­feind dieses Jahr. Das erfährt man auch bei den nichtalkoh­olischen Getränken. Industriel­le Zuckerbomb­en sind tabu. Selbstgema­chte Limonade aus Basilikum und Gurke oder selbst gemachter Eistee gehören für Sira Siedel, 25, aus Augsburg und Clarissa Reitner, 25, aus Mering 2018 unbedingt auf den Sommertisc­h. Auch „Infused Water“trifft man auf den hippsten Theken – Leitungswa­sser wird durch die Zugabe von frischem Obst, Gemüse oder Gewürzen zu einem richtigen Geschmacks­erlebnis.

Finger weg von Zucker lässt man aber auch bei den Standards im alkoholisc­hen Bereich. Auch die sogenannte­n Tropical Cocktails wie „Zombie“oder „Sex on the beach“würden nach Auskunft von Christoph Steinle immer weniger getrunken. Manuel Widler bestätigt dies: „Cola oder Red Bull werden immer weniger bestellt.“Daher überrascht es nicht, dass der „Augsburg Mule“– eine Abwandlung des Klassikers „Moscow Mule“– zu den Verkaufssc­hlagern auf dem Sonnendeck gehört. Die Zutaten: August Gin, Zitrone, Zuckersiru­p, Angostura bitter, Ginger Beer, Gurke. Gin ist also das alte und neue Ding: simpel, herb und würzig.

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Foto: Ricka Kinamoto, stock.adobe.com Gin Tonic in allen Farben und Variatione­n ist beliebt, ob mit Brombeeren, mit Orange oder mit Limetten und Minze.
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Fotos: Kristina Beck Christoph Steinle führt unter anderem das „Oh Boi“.
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Clarissa Reitner und Sira Siedel genie ßen Sommerdrin­ks.

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