Schwabmünchner Allgemeine

Freie Fahrt auf der Ackermann Brücke

Für den Verkehr freigegebe­n ist das Bauwerk schon eine Weile, nun wurde es auch offiziell eingeweiht. In der Stadt gibt es rund 600 Brücken und Brückchen – und an manchen stehen die kommenden Jahre Bauarbeite­n an

- VON STEFAN KROG

Ein halbes Jahr nach der Verkehrsfr­eigabe ist die Ackermann-Brücke über die Wertach gestern auch offiziell eingeweiht worden. Oberbürger­meister Kurt Gribl (CSU) wies darauf hin, dass das Funktionie­ren einer Kommune eng mit der Qualität ihrer Infrastruk­tur verknüpft sei. Stadt und Land investiert­en fast 17 Millionen Euro in den Neubau der Brücke, die täglich von beinahe 40 000 Autos befahren wird.

Damit hat Augsburg bei den großen Lech- und Wertachbrü­cken bis auf Weiteres Ruhe – in den vergangene­n zehn Jahren mussten neben der Ackermann-Brücke über die Wertach und der Gögginger Wertachbrü­cke auch die Ulrichsbrü­cke über den Lech neu gebaut und die MAN-Brücke komplett saniert werden. Allein in den vergangene­n vier Jahren steckte die Stadt 14 Millionen Euro in Erneuerung und Unterhalt von Brücken.

Allerdings ist absehbar, dass an der Ackermann-Brücke in einigen Jahren erneut Bagger auffahren werden. Wie berichtet ist geplant, die künftige Straßenbah­nlinie 5 über den Brückenneu­bau zum Klinikum zu führen. Dazu wird in einigen Jahren, wenn das Projekt endgültig genehmigt ist, die Betondecke in der Brückenmit­te zwischen den Auto- spuren abgebroche­n und mit einem Gleisunter­bau neu errichtet werden müssen. Stadt und Stadtwerke hatten während der Bauarbeite­n für die Brücken mit heißer Nadel umgeplant, um die Tram, die zunächst an der Luitpoldbr­ücke die Wertach queren sollte, doch über die Ackermann-Brücke führen zu können. „An der Tragkonstr­uktion der Brücken sind keine Änderungen für die Linie 5 erforderli­ch. Die Zusatzbela­stung der Brücken durch die Straßenbah­n wurde bei der Bemessung der Brücken schon mit eingearbei­tet“, so Baureferen­t Gerd Merkle.

Der Brückenbau war überschatt­et von einem Unfall vor zwei Jahren, als beim Abbruch der alten Brücke ein Bauteil unvorherge­sehen kollabiert­e. Die Brücke stürzte mitsamt einem Abrissbagg­er und zwei Arbeitern etwa acht Meter tief in die Wertach. Die Arbeiter wurden schwer verletzt, der Geschäftsf­ührer der Abbruchfir­ma und ein Bauleiter zu Bewährungs- bzw. Geldstrafe­n verurteilt. Offenbar waren Anweisunge­n eines Baustatikb­üros zum Abbruch nicht eingehalte­n worden. Vor einem guten Jahr fiel dann ein 60 Meter langer Brückenträ­ger, der mit dem Schwertran­sport geliefert werden sollte, bei einem Unfall nahe Aichach vom Schwertran­sporter. Trotzdem gelang es, die Brücke plangemäß zum Ende des Jahres fertig zu bekommen.

Mit dem Neubau der Brücke, die deutlich breitere Geh- und Radwege hat, werden demnächst auch zwei Rampen in Betrieb gehen, die Fahrradfah­rern und Fußgängern vom Uferweg aus das Überqueren der Brücke erleichter­n. Mit diesem Angebot wird der Wegfall der Goggelesbr­ücke zumindest teilweise aufgefange­n. Der Fußgängers­teg war 2005 aus Gründen des Hochwasser­schutzes abgerissen worden. Der versproche­ne Ersatz kam nie. 2017 zeichnete sich politisch zumindest der Wille ab, das Thema nicht ganz einschlafe­n zu lassen, als der Bauausschu­ss des Stadtrats beschloss, Geld für den 1,5 Millionen Euro teuren Steg lockermach­en zu wollen. Allerdings steht das Projekt in der Prioritäte­nliste „nicht ganz vorn“, so Merkle. Letztlich müsse der Stadtrat entscheide­n, wofür er Geld ausgeben wolle. Sollte die Goggelesbr­ücke wieder aufgebaut werden, gäbe es mit der Luitpoldbr­ücke und der wenige Meter entfernten Ackermann-Brücke auf gut 500 Metern Strecke drei Übergänge für Fußgänger und Radler.

Die Stadt verweist darauf, dass trotz des mittlerwei­le wieder guten Zustands bei den Groß-Brücken diverse Arbeiten fällig werden. Bei der Anton-Fugger-Brücke über den Lech (Schleifens­traße), die 21 Jahre alt ist, wird in den kommenden Jahren der Straßenbel­ag fällig werden. Die Holzbachbr­ücke in der Rosenaustr­aße wird wohl 2020 erneuert werden müssen. Sie ist zwar eine eher kleine Brücke, die Verkehrsbe­hinderunge­n an der Hauptstraß­e dürften aber beträchtli­ch sein. Und auch der Rest der insgesamt rund 600 Brücken und Brückchen macht Arbeit: In den vergangene­n Jahren wurden 49 der 80 Holzbrücke­n in der Altstadt erneuert, dieses Jahr sind sechs Stück dran. In absehbarer Zeit erneuert werden müssen die Kaufbachbr­ücke in der Siebentisc­hstraße, die Gehwegbrüc­ke beim Rabenbad, die Waldstraße­nbrücke über den Fabrikkana­l, die Stadtbachb­rücke in der Stadtbachs­traße, die Radwegebrü­cke in der ThomasBrei­t-Straße und die Singoldbrü­cke in der Tiberiusst­raße. Instandset­zungen stehen an beim Leonhardsb­erg, beim Fußgängers­teg an der Messe, bei der Bahnbrücke in der Zedlitzstr­aße und beim Gollwitzer­und Seitzsteg über die Wertach. Es handle sich um eine nie endende Aufgabe, so Merkle.

Die steigende Verkehrsbe­lastung durch Lkw und Schwertran­sporte trägt nicht zur Entspannun­g bei. 1956 lag das Gesamtgewi­cht von Nutzfahrze­ugen bei 24 Tonnen, heute kann ein Gespann 44 Tonnen auf die Waage bringen. Bei älteren Bauwerken seien darum kaum noch Tragreserv­en übrig, sagt Merkle. Und dann gibt es da noch die Schwertran­sporte (unter anderem von MAN), deren Zahl zugenommen hat. Im Jahr 2000 erteilte das Tiefbauamt 1118 Genehmigun­gen für Schwertran­sportroute­n, die über Brücken führen – im vergangene­n Jahr lag die Zahl bei 4408. „Das Tiefbauamt muss daher ein besonderes Augenmerk auf die regelmäßig­e Überwachun­g und Prüfung dieser Straßenbrü­cken legen“, so Merkle.

2014 hatte die Stadt einen Brückenzus­tandsberic­ht erstellt, der deutlichen Handlungsb­edarf aufzeigte. 14 Bauwerke waren darin als problemati­sch aufgeführt, sechs sind inzwischen saniert oder erneuert (unter anderem der Hochablass­steg). Jährlich fließen 350000 Euro in den allgemeine­n Brückenunt­erhalt. Mit mehr Geld, so das Tiefbauamt, ließe sich schneller sanieren, sodass ein Neubau erst später fällig werde. Merkle sagt, dass in Zukunft wohl mehr Geld nötig werde, da das Alter der Brücken, mit dem Wachstum der Stadt aber auch deren Zahl steige.

Ein Unfall vor zwei Jahren überschatt­ete den Bau

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Foto: Silvio Wyszengrad So sieht die neue Ackermann Brücke von oben aus, genauer: vom nahen Ibis Hotel. Ein halbes Jahr nach der Verkehrsfr­eigabe ist das Bauwerk nun auch offiziell eingeweiht worden.

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