Freie Fahrt auf der Ackermann Brücke
Für den Verkehr freigegeben ist das Bauwerk schon eine Weile, nun wurde es auch offiziell eingeweiht. In der Stadt gibt es rund 600 Brücken und Brückchen – und an manchen stehen die kommenden Jahre Bauarbeiten an
Ein halbes Jahr nach der Verkehrsfreigabe ist die Ackermann-Brücke über die Wertach gestern auch offiziell eingeweiht worden. Oberbürgermeister Kurt Gribl (CSU) wies darauf hin, dass das Funktionieren einer Kommune eng mit der Qualität ihrer Infrastruktur verknüpft sei. Stadt und Land investierten fast 17 Millionen Euro in den Neubau der Brücke, die täglich von beinahe 40 000 Autos befahren wird.
Damit hat Augsburg bei den großen Lech- und Wertachbrücken bis auf Weiteres Ruhe – in den vergangenen zehn Jahren mussten neben der Ackermann-Brücke über die Wertach und der Gögginger Wertachbrücke auch die Ulrichsbrücke über den Lech neu gebaut und die MAN-Brücke komplett saniert werden. Allein in den vergangenen vier Jahren steckte die Stadt 14 Millionen Euro in Erneuerung und Unterhalt von Brücken.
Allerdings ist absehbar, dass an der Ackermann-Brücke in einigen Jahren erneut Bagger auffahren werden. Wie berichtet ist geplant, die künftige Straßenbahnlinie 5 über den Brückenneubau zum Klinikum zu führen. Dazu wird in einigen Jahren, wenn das Projekt endgültig genehmigt ist, die Betondecke in der Brückenmitte zwischen den Auto- spuren abgebrochen und mit einem Gleisunterbau neu errichtet werden müssen. Stadt und Stadtwerke hatten während der Bauarbeiten für die Brücken mit heißer Nadel umgeplant, um die Tram, die zunächst an der Luitpoldbrücke die Wertach queren sollte, doch über die Ackermann-Brücke führen zu können. „An der Tragkonstruktion der Brücken sind keine Änderungen für die Linie 5 erforderlich. Die Zusatzbelastung der Brücken durch die Straßenbahn wurde bei der Bemessung der Brücken schon mit eingearbeitet“, so Baureferent Gerd Merkle.
Der Brückenbau war überschattet von einem Unfall vor zwei Jahren, als beim Abbruch der alten Brücke ein Bauteil unvorhergesehen kollabierte. Die Brücke stürzte mitsamt einem Abrissbagger und zwei Arbeitern etwa acht Meter tief in die Wertach. Die Arbeiter wurden schwer verletzt, der Geschäftsführer der Abbruchfirma und ein Bauleiter zu Bewährungs- bzw. Geldstrafen verurteilt. Offenbar waren Anweisungen eines Baustatikbüros zum Abbruch nicht eingehalten worden. Vor einem guten Jahr fiel dann ein 60 Meter langer Brückenträger, der mit dem Schwertransport geliefert werden sollte, bei einem Unfall nahe Aichach vom Schwertransporter. Trotzdem gelang es, die Brücke plangemäß zum Ende des Jahres fertig zu bekommen.
Mit dem Neubau der Brücke, die deutlich breitere Geh- und Radwege hat, werden demnächst auch zwei Rampen in Betrieb gehen, die Fahrradfahrern und Fußgängern vom Uferweg aus das Überqueren der Brücke erleichtern. Mit diesem Angebot wird der Wegfall der Goggelesbrücke zumindest teilweise aufgefangen. Der Fußgängersteg war 2005 aus Gründen des Hochwasserschutzes abgerissen worden. Der versprochene Ersatz kam nie. 2017 zeichnete sich politisch zumindest der Wille ab, das Thema nicht ganz einschlafen zu lassen, als der Bauausschuss des Stadtrats beschloss, Geld für den 1,5 Millionen Euro teuren Steg lockermachen zu wollen. Allerdings steht das Projekt in der Prioritätenliste „nicht ganz vorn“, so Merkle. Letztlich müsse der Stadtrat entscheiden, wofür er Geld ausgeben wolle. Sollte die Goggelesbrücke wieder aufgebaut werden, gäbe es mit der Luitpoldbrücke und der wenige Meter entfernten Ackermann-Brücke auf gut 500 Metern Strecke drei Übergänge für Fußgänger und Radler.
Die Stadt verweist darauf, dass trotz des mittlerweile wieder guten Zustands bei den Groß-Brücken diverse Arbeiten fällig werden. Bei der Anton-Fugger-Brücke über den Lech (Schleifenstraße), die 21 Jahre alt ist, wird in den kommenden Jahren der Straßenbelag fällig werden. Die Holzbachbrücke in der Rosenaustraße wird wohl 2020 erneuert werden müssen. Sie ist zwar eine eher kleine Brücke, die Verkehrsbehinderungen an der Hauptstraße dürften aber beträchtlich sein. Und auch der Rest der insgesamt rund 600 Brücken und Brückchen macht Arbeit: In den vergangenen Jahren wurden 49 der 80 Holzbrücken in der Altstadt erneuert, dieses Jahr sind sechs Stück dran. In absehbarer Zeit erneuert werden müssen die Kaufbachbrücke in der Siebentischstraße, die Gehwegbrücke beim Rabenbad, die Waldstraßenbrücke über den Fabrikkanal, die Stadtbachbrücke in der Stadtbachstraße, die Radwegebrücke in der ThomasBreit-Straße und die Singoldbrücke in der Tiberiusstraße. Instandsetzungen stehen an beim Leonhardsberg, beim Fußgängersteg an der Messe, bei der Bahnbrücke in der Zedlitzstraße und beim Gollwitzerund Seitzsteg über die Wertach. Es handle sich um eine nie endende Aufgabe, so Merkle.
Die steigende Verkehrsbelastung durch Lkw und Schwertransporte trägt nicht zur Entspannung bei. 1956 lag das Gesamtgewicht von Nutzfahrzeugen bei 24 Tonnen, heute kann ein Gespann 44 Tonnen auf die Waage bringen. Bei älteren Bauwerken seien darum kaum noch Tragreserven übrig, sagt Merkle. Und dann gibt es da noch die Schwertransporte (unter anderem von MAN), deren Zahl zugenommen hat. Im Jahr 2000 erteilte das Tiefbauamt 1118 Genehmigungen für Schwertransportrouten, die über Brücken führen – im vergangenen Jahr lag die Zahl bei 4408. „Das Tiefbauamt muss daher ein besonderes Augenmerk auf die regelmäßige Überwachung und Prüfung dieser Straßenbrücken legen“, so Merkle.
2014 hatte die Stadt einen Brückenzustandsbericht erstellt, der deutlichen Handlungsbedarf aufzeigte. 14 Bauwerke waren darin als problematisch aufgeführt, sechs sind inzwischen saniert oder erneuert (unter anderem der Hochablasssteg). Jährlich fließen 350000 Euro in den allgemeinen Brückenunterhalt. Mit mehr Geld, so das Tiefbauamt, ließe sich schneller sanieren, sodass ein Neubau erst später fällig werde. Merkle sagt, dass in Zukunft wohl mehr Geld nötig werde, da das Alter der Brücken, mit dem Wachstum der Stadt aber auch deren Zahl steige.
Ein Unfall vor zwei Jahren überschattete den Bau