Schwabmünchner Allgemeine

Die Caritas muss nach dem Brand neu anfangen

Das Sozialzent­rum in Göggingen ist so stark beschädigt, dass wohl nur ein Abriss bleibt. Viele Menschen, die hier Arbeit gefunden haben, machen sich jetzt Sorgen um ihre Jobs. Über die Brandursac­he wird spekuliert

- VON JÖRG HEINZLE Info und Spenden »Kommentar

Es riecht nach Rauch, noch ehe die Brandruine zu sehen ist. Auch am Tag nach dem verheerend­en Feuer im Sozialzent­rum der Caritas in Göggingen dampft und qualmt es an einigen Stellen in der Brandruine. Die Feuerwehr ist am Montag noch mit mehreren Helfern vor Ort, damit die Reste des Gebäudes sich nicht noch einmal entzünden. Das erst vor acht Jahren eröffnete Sozialzent­rum ist wohl nicht mehr zu retten. Es muss wohl abgerissen werden. Der Brand vom Sonntagabe­nd hat damit einen Millionens­chaden angerichte­t. Und zahlreiche Mitarbeite­r bangen jetzt um ihre Jobs.

Mehrere Frauen stehen am Montagvorm­ittag vor der Brandruine. Sie haben hier gearbeitet, als sogenannte Ein-Euro-Jobberinne­n, unterstütz­t von der Arbeitsage­ntur. Zuvor waren sie arbeitslos. Jetzt bangen sie um ihre Jobs, die für sie eine Chance sind, wieder im Berufslebe­n Fuß zu fassen. Eine Frau sagt, sie habe im Kleiderlag­er gearbeitet, in dem sich Bedürftige mit Bekleidung eindecken könnten. „Wir haben es immer Boutique genannt“, erzählt sie. Von der Kleidung ist nichts mehr übrig, alles ist verbrannt. Die Frau sagt: „Ich hoffe, dass ich weiterarbe­iten kann.“Die Caritas will sich dafür einsetzen, möglichst alle Beschäftig­ten bleiben können. Die Diözese habe zugesagt, den Caritas-Kreisverba­nd dabei auch finanziell zu unterstütz­en, sagt Andreas Magg, Caritasdir­ektor in der Diözese Augsburg.

In dem Gebäude befanden sich ein Kleider- und Möbellager, außerdem eine große Küche und ein Café. Zudem waren Büros und zahlreiche Beratungss­tellen dort untergebra­cht – etwa die Schuldnerb­eratung der Caritas. Rund 120 Menschen haben in dem Sozialzent­rum gearbeitet. Etwa 50 Sozialpäda­gogen, 50 geförderte Beschäftig­te im Kleider- und Möbellager und rund 20 Personen in Küche und Café. Speziell in der Küche sind auch zahlreiche junge Menschen ausgebilde­t worden. In der Küche wurden täglich etwa 350 Essen zubereitet – darunter 250 Speisen für Kinder in Kindertage­sstätten.

Die Kindergärt­en wurden auch am Montag trotz allem mit Essen versorgt. „Wir haben kurzfristi­g eine Küche gefunden, in der wir das Essen kochen konnten“, sagt Gabriela Hoffmann, die stellvertr­etende Geschäftsf­ührerin des Caritasver­bands für Stadt und Kreis Augsburg. Eine andere Einrichtun­g der Caritas stellte ihre Küche zur Verfügung. Auch für andere Bereiche werden jetzt Ausweichqu­artiere gesucht. Sozialrefe­rent Stefan Kiefer kündigte an, dass die Stadt bei der Standortsu­che helfen wird.

Das Feuer ist am Sonntagabe­nd gegen 21 Uhr ausgebroch­en. Der Hund des Hausmeiste­rs bemerkte als Erster, dass etwas nicht stimmt. Er war unruhig. Der Hausmeiste­r, der in dem Gebäude eine Wohnung hatte, bemerkte dann das Feuer und alarmierte die Feuerwehr. So wie mehr als 100 weitere Augsburger, die das Feuer und die riesige Rauchwolke sahen und deshalb den Notruf wählten. Erst gegen Mitternach­t war das Feuer gelöscht. Immer wieder flammte es auf. Feuerwehr-Chef Frank Habermaier nennt zwei Gründe, weshalb es so stark gebrannt hat: Zum einen handle es sich um ein Haus, in dem viel Holz verdass baut ist – es wurde in Holzstände­rbauweise errichtet. Zum anderen war im Gebäude vieles eingelager­t, was gut brennt, darunter Holzmöbel, Polstermöb­el und Textilien.

Zur Brandursac­he machte die Polizei am Montag noch keine Angaben. Brandermit­tler der Kripo waren den ganzen Tag damit beschäftig­t, das Gebäude und einen ausgebrann­ten Kleinbus, der vor dem Gebäude steht, zu untersuche­n. Eine Theorie ist, dass zunächst das Fahrzeug Feuer gefangen haben könnte und der Brand dann auf das Gebäude überging. Was nach Informatio­nen unserer Redaktion die Brandermit­tler stutzig macht, ist die hohe Geschwindi­gkeit, mit der sich das Feuer ausgebreit­et hat. Feuerwehr(SPD) sprecher Friedhelm Bechtel sagt, die enorme Brandentwi­cklung habe auch ihn und seine Kollegen überrascht. Das sei zumindest „merkwürdig“. Bei der Caritas betont man, dass beim Bau alle Vorschrift­en erfüllt worden seien. Zudem sei erst vor acht Wochen ein Elektriker im Haus gewesen, der die gesamte Elektrik überprüft habe.

Caritasdir­ektor Andreas Magg sagt, einer seiner ersten Gedanken am Sonntag sei gewesen, dass es sich um Brandstift­ung handeln könnte. Dass sich die Caritas auch stark für Flüchtling­e engagiert, komme bei manchen Menschen derzeit nicht gut an. Teils gibt es Hasskommen­tare im Internet. Er hoffe, so Magg, dass sich diese Befürchtun­g nicht bestätige. Am Montagnach­mittag machte sich der katholisch­e Bischof Konrad Zdarsa ein Bild von der Brandruine. Er bedankte sich bei den rund 100 Feuerwehrl­euten, die stundenlan­g gegen die Flammen gekämpft hatten.

OKlienten der Cari tas können sich an ein „Notbüro“wen den, das im Abbé Pierre Zentrum in der Hofrat Röhrer Straße 10 ½ eingerich tet wurde. Es ist erreichbar unter Telefon 0821/570480. Im Internet unter www.caritas augsburg.de/brandkatas­tro phe augsburg gibt es die Möglichkei­t, online für die Caritas zu spenden.

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Foto: Annette Zoepf Ein Bild der Zerstörung: Das Gebäude der Caritas in der Depotstraß­e in Göggingen (neben dem Strafjusti­zzentrum) muss nach dem Brand vom Sonntagabe­nd wohl abgerissen werden.
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Foto: U. Wagner Das Gebäude brannte lichterloh – auch wegen des vielen Holzes.
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Foto: A. Zoepf Brandermit­tler der Kripo untersuche­n am Montag die Ruine.

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