Neue Pläne rund um das Ärztehaus
Der Untermeitinger Gemeinderat diskutiert, wie das Areal gestaltet und der Verkehr am Lechring geregelt wird. Werden die Bedürfnisse von Fußgängern und Radlern zulasten von Autofahrern befriedigt?
Die Bauarbeiten schreitet voran, das neue Ärztezentrum wächst in die Höhe. Doch für die Verkehrslage am Lechring, rund um den neuen Gebäudekomplex, sucht Untermeitingen noch ein geeignetes Konzept. Eine Debatte im Gemeinderat zeigt, dass der Plan vier Parteien zufriedenstellen muss: die Radfahrer und Fußgänger, den Bus- und den Autoverkehr.
Rund um das Ärztehaus will die Gemeinde Wege neu gestalten und für die Zukunft rüsten. In mehreren Sitzungen habe man schon debattiert, sagt Bürgermeister Simon Schropp (CSU). Eine Planungsgemeinschaft zwischen Christian Dobrindt und dem Büro Opla entwickelt den Entwurf. Schon im Juli 2016 präsentierte sie eine erste Variante, nach mehrfachen Änderungen und einer Stellungnahme des Landkreises legten die Planer jetzt zwei neue Entwürfe vor. Der Plan erstreckt sich auf drei Bereiche: Landschafts-, Verkehrs- und Tiefbau. Auf diesen drei Ebenen soll ein Gesamtkonzept entstehen – für eine Terrasse vor dem Ärztehaus, für die Straße, die Fuß- und Radwege.
An der Südfront des Ärztehauses, vor dem geplanten Café, soll eine Terrasse entstehen. Neben Sitzgelegenheiten sollen es auf diesem barrierefreien Platz auch Kinderspielgeräte geben. Der erste Entwurf sieht vor, dass diese Fläche um 50 Zentimeter abgesenkt ist, der zweite Plan gestaltet die Fläche ebenerdig. Edelstahlspielgeräte sehen beide Varianten vor – für die Kinder, die diesen Bereich auf dem Weg zum neuen Kindergarten im Norden passieren. „Damit wollen wir das Spielen im Vorbeigehen fördern“, sagt Christian Dobrindt. Beide Entwürfe stießen beim Gemeinderat auf Zustimmung.
Weit mehr Diskussionsstoff bot die Verkehrsplanung: Zwei Zufahrten sollen künftig zum Ärztehaus führen. Der Hauptzufahrtsweg liegt laut Plan im Norden, beim Seniorenheim „Haus Lechfeld“. Dafür sollen Links-Abbiegespuren zwischen dem Ärztehaus und der gegenüberliegenden Edeka-Filiale entstehen. So wollen die Planer vermeiden, dass Abbieger den Verkehr auf dem Lechring bremsen, und so Staus bis zum Kreisverkehr entstehen.
Direkt vor dem östlichen Eingang des Ärztehauses sieht der Plan eine Bushaltestelle vor. „Der attraktive ÖPNV lebt davon, dass der Bus dort hält, wo die Leute hin wollen“, sagt Schropp. Die Besucher des Ärztehauses sollen die Bushaltestelle bar- rierefrei erreichen können. Sogenannte Aufmerksamkeitsfelder, Markierungen im Bodenprofil, sollen Sehbehinderten zum genauen Bushaltepunkt leiten. So kann der Bus seine Tür direkt vor dem Wartenden öffnen. Und während der Gehweg sonst flach verläuft, soll hier der Bordstein bis zur Haltestelle ansteigen; das erleichtert Rollstuhlfahrern den Bus-Einstieg. Die Gemeinde strebt zudem eine neue Route für den Busverkehr an. „Wenn es kommt, wie wir es wünschen, dann würde jede Stunde dort ein Bus halten“, sagt Schropp. Er spricht von einer Linie, die zwischen allen Gemeinden auf dem Lechfeld verkehrt.
Die Gemeinde will laut Schropp den Verkehrsraum am Lechring verbreitern und „für Fußgänger attraktiver machen“. Grünstreifen und Grüninseln reihen sich im Plan auf beiden Seiten des Lechrings, dazu ein gemeinsamer Geh- und Radweg. Die Stellen, an denen Fußgänger die Straße queren können, sollen farblich markiert werden.
Einige Gemeinderäte befürchten Konflikte zwischen Radfahrern und Fußgängern. Marianne Grönninger von den Grünen wünscht sich, „dass es die Leute mit dem Rad bequem haben“. Die gemeinsame Wegnutzung mit Fußgängern sieht sie als Gefahr. Auch Ines Schulz-Hanke vom Bündnis Lechfeld hält ein Plädoyer für Fahrradfahrer. Sie fordert, dass Untermeitingen „eine „Hinwendung zum Rad- und Fußverkehr schafft“. Sie sagt: „Für die Autofahrer darf es etwas unbequemer werden, weil das die richtige Richtung ist.“Mehr Bus, mehr Rad, mehr zu Fuß und weniger Individualverkehr – so lautet ihre Forderung.
Doch die Wünsche der Radler stoßen auf Skepsis bei den Autofahrern. Max Osterried (CSU) befürchtet, dass durch die flachen Gehwege und Querungshilfen Fußgänger auf die Straße geraten. „Die Straße sollte befahrbar sein, ohne dass jemand auf die Fahrbahn rumpelt.“Vor allem am Kreisverkehr bestehe eine Gefahr. Auch Gerhard Dempf (CSU) äußert Bedenken: „Ist das nicht zu viel auf einem Platz?“Kreisverkehr, Bushaltestelle, Radverkehr und Fußgänger – das alles könne eine Belastung für den Verkehr werden. Dempf äußert die Befürchtung, dass ungeduldige Autofahrer den haltenden Bus überholen werden. Dafür werde der Platz zu knapp und der Verkehr zu dicht sein. Schropp verweist auf eine Studie zum Verkehrsfluss am Lechring, die bis ins Jahr 2030 vorausblickt. Und die stimmt auch die Planer zuversichtlich. „Es sind ausreichende Kapazitäten vorhanden“, erklärt Dobrindt. Auf einer Skala von A bis F, wobei A einem freien Verkehrsfluss und F einer überlasteten Verkehrslage entspricht, würde die Belastung zu Stoßzeiten immer noch zwischen den Kategorien A und B liegen.
„Beide Planungsvarianten kamen positiv an“– so lautet das Fazit von Schropp. Nun will die Gemeinde diese Vorschläge den Investoren präsentieren. Mit der Firma URBau und dem Planungsbüro Bodenmüller muss sie die Platzgestaltung absprechen. Das Gespräch findet am 17. Juli statt. Der Zeitplan für das Zentrum hat sich nicht geändert: Im Sommer 2019 sollen die Ärzte einziehen.