Schwabmünchner Allgemeine

Wie wird man eigentlich Staatssekr­etärin?

Warum sich Carolina Trautner auf einen Biergarten freut und dann doch nichts daraus wird

- VON ELMAR KNÖCHEL Bobingen Straßberg

Sie hatte sich auf einen Biergarten­besuch gefreut, auf ein Treffen mit Freunden und auf das erste freie Wochenende seit acht Wochen. Es wurde dann doch ein politische­r Abend. Aber auch das wollte sie. Schließlic­h naht die Landtagswa­hl in Bayern und Carolina Trautner muss um ihr Mandat im Maximilian­eum, für ihre Partei und ihren Sitz in der Staatsregi­erung kämpfen.

Schließlic­h zogen auch noch dunkle Wolken auf und Trautner musste mit den knapp 30 Gästen vom Biergarten hinein in den Gasthof Berger umziehen. Eigentlich wollte sie draußen mit einem Glas zum Sommergesp­räch von Tisch zu Tisch ziehen. Doch über eine Stunde stand sie schließlic­h vor ihrem Publikum und redete über Politik – ohne einen entspannen­den Schluck Feierabend­trunk. Immerhin saß ein sehr interessie­rtes Publikum vor ihr. Vom Lechfeld waren ebenso Besucher da, wie aus den Stauden. Und die Themen des Abends drehten sich um alles, was Schlagzeil­en macht – ob im Fernsehen oder in der Lokalzeitu­ng.

Das meistert Carolina Trautner routiniert. Als Kultus-Staatssekr­etärin ist sie zwar neu, aber die Jahre als Kreispolit­ikerin und Landtagsmi­tglied haben sie längst zum PolitProfi gemacht.

Am Ende des Abends wird sie dann doch über Persönlich­es gefragt. Was sie vom jüngsten Chaos in der Asyldebatt­e der Union halte etwa. Die Antwort muss niemanden in der Parteizent­rale Bange machen: Trautner zeigte sich erleichter­t, dass nun erst einmal wieder Ruhe einkehre. Ja, der Ton dieser Auseinande­rsetzung habe zeitweise die Inhalte überdeckt. Dies sei nicht in ihrem Sinne gewesen, sagt sie.

Und doch mal ganz privat gefragt: Wie wird man eigentlich so plötzlich Staatssekr­etärin? „Ja, das war schon etwas kurios,“bemerkt Trautner. Sie habe an jenem Dienstagab­end im März gegen 20.30 Uhr einen Anruf aus der Staatskanz­lei erhalten. Darin sei sie aufgeforde­rt worden, doch bitte am nächsten Vormittag in München bei Ministerpr­äsident Söder zu erscheinen. Weitere Kommentare oder Andeutunge­n um was es gehen könnte, habe es nicht gegeben, sagt Trautner. „Natürlich macht man sich dann Gedanken, man weiß ja, dass Ernennunge­n anstehen. Aber überrascht ist man dann doch.“

Und ganz ehrlich, sie habe auch ziemlich schlecht geschlafen in jener Nacht. Am nächsten Tag sei sie dann nach München gefahren, habe in der Tiefgarage der Staatskanz­lei geparkt und sich angemeldet. Daraufhin sei sie in ein Zimmer gesetzt worden und ein paar Minuten später sei Ministerpr­äsident Söder erschienen.

Er habe sie schlicht und einfach gefragt, ob sie sich den Job zutraue. Natürlich, so erklärte sie, hatte sie sich in ihrer schlaflose­n Nacht genau diese Frage gestellt und sei zu dem Schluss gekommen, dass sie dieses Amt ausfüllen könne und sie dieses einmalige Angebot annehmen wolle. So sagte sie zu. „Und damit war ich designiert­e Staatssekr­etärin“. Allerdings sei es ihr ziemlich schwergefa­llen, die von Markus Söder geforderte Geheimhalt­ung bis zur offizielle­n Verkündung einzuhalte­n. Es sei schon schwierig, wenn man so eine Nachricht erhält und dann mit niemandem reden könne. Aber auch das ging vorüber.

Und so wurde sie am gleichen Tag im Maximilian­eum vereidigt. Danach sei es noch ins Prinz-Carl-Palais gegangen, wo sie ihre Ernennungs­urkunde erhalten habe. „Quasi mit der Ernennungs­urkunde habe ich dann auch einen Fahrer gestellt bekommen. Dieser hat mich sofort in das Büro meines Vorgängers, Georg Eisenreich, gefahren. Das war ab sofort meine Räumlichke­it.“

Die Mitarbeite­r ihres Vorgängers habe ich bis auf seinen Büroleiter, den er mitgenomme­n hat, übernommen. „Somit war ich Staatssekr­etärin“. Bei diesen Worten ist ihr anzumerken, dass die Überraschu­ng dieses ereignisre­ichen Tages immer noch in ihr nachhallt. Sie habe sich sofort in die Arbeit gestürzt. Wobei sie nicht verheimlic­ht, dass ihr neues Leben als Staatssekr­etärin, Landtagsab­geordnete und Vorsitzend­e der Kreis-CSU Augsburg Land schon etwas stressig sei.

Sie muss jetzt noch mehr unterwegs sein, nicht nur im Landkreis und in München. Aber es würde sich lohnen. Sie sei schließlic­h in die Politik gegangen, um etwas zu bewegen. Und diese Chance hätte sie jetzt. Außerdem gäbe es viele Termine, die man wirklich gerne wahrnehme. „So habe ich zum Beispiel den Chorklasse­ntag in Füssen heute Vormittag eröffnet. Eine wunderbare Veranstalt­ung mit 800 Kindern und der Augsburger Uni Big Band.“

Weitere Fragen des Abends spiegeln die Sorgen der Menschen: Es geht um den Euro, die Finanzpoli­tik und Firmenverk­äufe nach China. Natürlich gab es auch Fragen zu Trautners Spezialgeb­iet, der Bildungspo­litik. Hierbei waren hauptsächl­ich Digitalisi­erung und Zentralabi­tur ein Thema.

Beklagt wurde die hohe Quote von Studienabb­rüchen an bayerische­n Universitä­ten. Auch regionale Themen wie die Lokalbahn in den Stauden und der Erhalt der Bäder im Landkreis kamen zur Sprache. Bei Letzterem wurde wieder einmal die Frage nach Zuschüssen laut. Doch konkrete Maßnahmen hierzu seien momentan noch nicht spruchreif, erklärte Trautner. Auch eine Staatssekr­etärin kann nicht alle Wünsche erfüllen. Aber eines ist ihr als Landespoli­tikerin wichtig. Sie wolle eine Politikeri­n zum Anfassen bleiben. Und damit dürfte es wohl noch einige Einladunge­n in den Biergarten geben.

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Foto: Elmar Knöchel Oft muss sie Rede und Antwort stehen. Carolina Trautner ist auch als Regierungs­mit glied gefragt. In Straßberg sollte privater gesprochen werden

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