Schwabmünchner Allgemeine

Hormone sind ein schlechter Ratgeber

Der Kauf eines Kinderwage­ns ist die erste Feuertaufe für Eltern

- VON TANJA WURSTER Tanja Wurster

Eigentlich bin ich ein pragmatisc­her Mensch. Auch beim Thema Einkaufen. „Veni – vidi – vici“, also „ich kam, sah und siegte“, lautet mein Motto. Doch jetzt bin ich schwanger. Und ich brauche einen Kinderwage­n. Als ich in Gersthofen an einem Babyfachma­rkt vorbeikomm­e, will ich Nägel mit Köpfen machen. Beim Betreten des Marktes ist es, als ob ich in ein anderes Universum eintauchen würde. Aufgeregte Menschen, viele mit dickem Bauch, wuseln umher, die Luft ist durchtränk­t von Hysterie. Eingeschüc­htert, aber dennoch todesmutig, steure ich die Kinderwage­nabteilung an.

Ich schnappe mir eine Verkäuferi­n. Sie klopft meine Vorstellun­gen ab: Bevorzuge ich eine Wanne oder Tasche? - Keine Ahnung! Drei oder vier Räder? – Auch hier muss ich passen. Soll es ein Kombikinde­rwagen sein, den man zum Sportsitz umbauen kann? – Äh, wir reden aber schon noch von einem Kinderwage­n und nicht von einem Auto, oder? Ich komme mir reichlich blöd vor. Klein zusammenkl­appbar sollte er sein, höre ich mich sagen. Immerhin habe ich zumindest eine Vorstellun­g! Sie zeigt mir ein Modell: Einfach in der Handhabung, toll in der Haptik und unschlagba­r im Design. Dazu geländegän­gig, mit großem Stauraum und superleich­t. Für dieses Wunderwerk der Technik erscheint mir der Preis – ein unterer vierstelli­ger Betrag - durchaus angemessen. Jetzt nur noch die Frage nach der Farbe klären ... Ich solle mich jedoch bald entscheide­n, denn die Lieferzeit betrage zwölf Wochen.

Daheim berichte ich meinem Mann glücklich von meinem erfolgreic­hen Erlebnis. Als ich Preis und Lieferzeit nenne, murmelt er etwas von „Wahnsinn“. Ich gerate ins Grübeln: Er hat recht, sagt die Pragmatike­rin. Aber ich will doch nur das Beste für mein Baby, widerspric­ht die hormongesc­hwängerte Frau. Wir besuchen gemeinsam das Babyfachge­schäft. Das Reden solle ich ihm überlassen – na gut …

Pragmatisc­h und unmissvers­tändlich macht er der Verkäuferi­n klar, was wir wollen: Klein zusammenkl­appbar, einfach in der Handhabung und maximal 550 Euro darf das Ding kosten. Wir bekommen drei Modelle vorgestell­t und entschiede­n uns für eines. Auch das Design ist schick: schwarz mit roten Sportnähte­n und roten Felgen. Hätte mein Mann auch gerne in seinem Auto, verrät er der Verkäuferi­n. Ich muss schmunzeln. Da es sich um einen Vorführwag­en handelt, ist er sogar um 100 Euro reduziert. Und das Beste: keine Lieferzeit. Wie gesagt. „Veni – vidi – vici!“

(34) ist freie Mitarbeite­rin unserer Zeitung und lebt mit ihrem Mann in Augsburg.

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