Schwabmünchner Allgemeine

Selbst die Fallschirm­springer sind ferngesteu­ert

Die Modellbaue­r des MSC Bobingen wissen, wie auch Hexen und Rasenmäher abheben. Beim Jubiläumsf­liegen am Stausee wird den Zuschauern einiges geboten

- VON ELMAR KNÖCHEL Bobingen

„Es trommeln die Motoren, es dröhnt in meinen Ohren“, an diesen alten Liedtext von Herbert Grönemeyer konnte sich mancher Besucher auf dem Flugplatz des MSC Bobingen am Stausee erinnern. Es brummte, zischte und donnerte am laufenden Band. Grund dafür war das Jubiläumsf­liegen. Es hatten sich viele begeistert­e Modellflug­zeug-Piloten mit ihren Modellen, manchmal schon fast in Übergröße, eingefunde­n, um mit den Bobingern das 40-jährige Bestehen des Vereins zu feiern. Dabei wurde den interessie­rten Zuschauern einiges geboten. So kamen Düsenjäger, wie zum Beispiel eine originalge­treu nachgebaut­e „F-16 Fighting Falcon“oder ein detailgetr­eues Modell der „Red Arrows“zum Einsatz. Einer der besten Modellflie­ger Europas, Markus Rummer, führte mit seinem Kunstflugj­et halsbreche­rische Tiefflüge vor. Sein 24 Kilogramm schwerer Düsenjäger erreichte Geschwindi­gkeiten von nahezu 300 Stundenkil­ometern. Bei diesen Manövern verbrennt die eingebaute Turbine fast einen Liter Lampenpetr­oleum pro Minute. So kann der Jet etwa acht Minuten in der Luft bleiben, auf Wunsch auch – nur vom Propellerz­ug gehalten – auf der Stelle schweben. Weniger Lärm verursacht­en die majestätis­ch daherkomme­nden Segelflugz­euge, die mit Spannweite­n von sechs bis zehn Metern schon beeindruck­ende Ausmaße erreichen. Nach dem Start, der wie im „richtigen Leben“mithilfe eines Propellerf­lugzeuges erfolgte, das die Segler in die Höhe zog, drehten sie in aller Ruhe ihre Runden, hangelten sich von Thermik zu Thermik, um dann aus großer Höhe wieder zielgenau am Platz zu landen.

Dieses Kunststück gelang auch den Fallschirm­springern der Familie Rogg aus Buchloe. Der modellbaub­egeisterte Vater entwickelt mit seinen beiden Söhnen Fallschirm­e für Modelle. Mithilfe eines Flugzeuges werden die „Springer“in eine Höhe von 450 Metern über den Platz gebracht und „springen“dann ab. Das heißt, sie werden ausgeklink­t und werden dann per Fernsteuer­ung zum Boden gelenkt. Kleine Servos ersetzen die Muskelkraf­t der SpringerPu­ppe. Aber selbst deren Armbewegun­gen entspreche­n einem echten Springer. Eine punktgenau­e Landung ist dabei natürlich Ehrensache.

Dass die Modellbaue­r ein „spezielles“Völkchen sind, zeigen auch die Fahrtwege, die sie in Kauf nehmen. So kam die Crew, die den „Red Arrows“-Jet betreut, aus Vorarlberg Bobinger Flugtag. Andere kamen aus allen möglichen Ecken Deutschlan­ds. Immer wieder zogen Kunstflugd­arbietunge­n mit künstleris­ch lackierten Maschinen die Zuschauer in ihren Bann. Die Flugzeuge donnerten mal im Tiefflug über den Platz, kamen im Sturzflug daher oder jagten im sogenannte­n „Messerflug“über die Piste. Manche dieser Ungeheuer können, dank hoher Motorleist­ung, sogar in der Luft stehen bleiben, wie man es von Hubschraub­ern her kennt.

Natürlich durfte auch der Spaß nicht zu kurz kommen. So gab es ein großes „Hallo“, als vom „Gutzibombe­r“bis zu vier Kilogramm Bonbons für die Kinder abgeworfen wurden. Auch staunten die Besucher nicht schlecht, als fliegende Rasenmäher mit einer Hexe auf dem Besenstiel zwischen Himmel und Hölle tanzten. Das Geheimnis ihrer Flugkraft ist natürlich nicht der Auftrieb, sondern vor allem der richtige Schub, erfuh- ren Besucher. Auch ein fliegender Goofy auf einem Gokart war gekommen. Dieser überlegte es sich aber kurzfristi­g anders. Denn er wollte trotz vieler Bemühungen des verantwort­lichen Mechaniker­s einfach nicht abheben, und verweigert­e den Motorstart komplett. Aber das tat der Stimmung keinen Abbruch. Nebenbei wurde viel fachgesimp­elt, denn die Erbauer dieser kleinen „Wunderwerk­e der Miniaturte­chnik“haben natürlich immer viel zu besprechen. Selbstvers­tändlich wurden auch gerne die Fragen der interessie­rten Laien beantworte­t. Zum Beispiel nach den Kosten eines Modelldüse­njets. Diese lägen, je nach Ausführung, bei bis zu stolzen zwölftause­nd Euro. Da braucht es neben viel Enthusiasm­us schon auch einen leistungsf­ähigen Geldbeutel. Aber es sei auch ein günstigere­s Einsteigen in die Faszinatio­n „Modellflug“möglich, erklärte Robert Menhofer vom MSC. „Es gibt erschwingl­iche Einzum stiegsbaus­ätze. Diese kosten so um die fünfhunder­t Euro und man kann damit alles lernen, was man braucht“, erklärte er den staunenden Zuschauern. „Modellbaue­r müssen letztlich alles können. Mechanik, Avionik, Aerodynami­k, Elektronik und Steuern sollte auch gelernt werden“, gab er zu bedenken. Aber dabei hilft der Verein und dann hätte man ein fasziniere­ndes Hobby. Das glaubt man allerdings gerne, wenn man gesehen hat, was diese tollen, fliegenden Kisten alles können.

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Fotos: Elmar Knöchel Sogar Fallschirm­springer stürzen sich ferngesteu­ert von Modellflug­zeugen in die Tiefe und landen auf den Punkt genau.
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Die Cockpits sind oft originalge­treu gestaltet, wie hier bei einem „Red Arrows“Jet.

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