Schwabmünchner Allgemeine

Der Duft des Versandkat­alogs

- VON ALF GEIGER redaktion@schwabmuen­chner allgemeine.de

Diese Nachricht traf mich völlig unvorberei­tet: Nach 68 Jahren wird es in ein paar Wochen zum letzten Mal einen Otto-Versandkat­alog geben. Nicht, dass mich das allzu hart trifft – keine Ahnung, wann ich überhaupt mal dort etwas bestellt habe. Aber der Abschiedss­chmerz ist dennoch spürbar – denn mit dem Versandkat­alog – egal ob Otto, Neckermann oder sonst was – verschwind­et (wieder) eine der längst verblasste­n, aber schönen Kindheitse­rinnerunge­n. Was war das auch für ein Gefühl, die nach frischer Druckerfar­be duftenden Seiten durchzublä­ttern – und auf jeder (!) Seite war etwas, das ich damals UNBEDINGT haben wollte. Nein, natürlich nicht auf den vielen langweilig­en Seiten mit den Klamotten. Die Spielsache­n hatten es mir immer angetan und mit meinen Geschwiste­rn und Freunden wurden diese Seiten so lange hin- und her geblättert, bis sie ganz faserig waren und zerbröselt­en. Alles war bunt, alles glänzend, die frisch gekämmten Katalog-Kinder strahlten nur so und ich platzte vor Sehnsucht nach all dem Zeug, das so nah war und doch so unendlich fern – weil das natürlich keiner bezahlen konnte.

Heute wird dann halt im Internet gesurft und für die modernen Kids ist das wahrschein­lich das Gleiche. Für mich wird aber alleine schon der Geruch der glatten, knallbunt bedruckten, hauchdünne­n Papierseit­en unvergessl­ich bleiben.

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