Der Duft des Versandkatalogs
Diese Nachricht traf mich völlig unvorbereitet: Nach 68 Jahren wird es in ein paar Wochen zum letzten Mal einen Otto-Versandkatalog geben. Nicht, dass mich das allzu hart trifft – keine Ahnung, wann ich überhaupt mal dort etwas bestellt habe. Aber der Abschiedsschmerz ist dennoch spürbar – denn mit dem Versandkatalog – egal ob Otto, Neckermann oder sonst was – verschwindet (wieder) eine der längst verblassten, aber schönen Kindheitserinnerungen. Was war das auch für ein Gefühl, die nach frischer Druckerfarbe duftenden Seiten durchzublättern – und auf jeder (!) Seite war etwas, das ich damals UNBEDINGT haben wollte. Nein, natürlich nicht auf den vielen langweiligen Seiten mit den Klamotten. Die Spielsachen hatten es mir immer angetan und mit meinen Geschwistern und Freunden wurden diese Seiten so lange hin- und her geblättert, bis sie ganz faserig waren und zerbröselten. Alles war bunt, alles glänzend, die frisch gekämmten Katalog-Kinder strahlten nur so und ich platzte vor Sehnsucht nach all dem Zeug, das so nah war und doch so unendlich fern – weil das natürlich keiner bezahlen konnte.
Heute wird dann halt im Internet gesurft und für die modernen Kids ist das wahrscheinlich das Gleiche. Für mich wird aber alleine schon der Geruch der glatten, knallbunt bedruckten, hauchdünnen Papierseiten unvergesslich bleiben.