Schwabmünchner Allgemeine

Neue Impulse und ein Stein am Hals

Grüne regen Diskussion an. Von Uniklinik, Straßenbah­n und Wohngebiet in Haunstette­n kann Königsbrun­n profitiere­n. Beim SB-Warenhaus gehen die Meinungen auseinande­r

- VON HERMANN SCHMID

Noch immer gehen im Stadtrat die Meinungen weit auseinande­r, wie ein großflächi­ges SBWarenhau­s auf dem ehemaligen Hochtief-Gelände zu bewerten ist. Das machte die Aussprache über einen Antrag der Grünen deutlich. Auf dem leer stehenden ehemalige Firmengelä­nde in unmittelba­rer Nähe zur B17-Auffahrt Königsbrun­n Nord plant die Globus-Kette einen großen Verbrauche­rmarkt, doch wegen eines Rechtsstre­its ging da bisher nichts vorwärts (wir berichtete­n).

Einig waren sich die Ratsmitgli­eder dann aber mit großer Mehrheit, dass in der Stadtratss­itzung am Dienstag, 24. Juli, der Rat ausgiebig über das Thema diskutiere­n und möglicherw­eise den Aufstellun­gsbeschlus­s für einen Bebauungsp­lan fassen und zeitgleich eine Veränderun­gssperre erlassen wird. Lediglich Hildegard und Ludwig Fröhlich (Freie Wähler) stimmten dagegen.

Eine Aussprache über „neue Chancen zur Weiterentw­icklung der Stadt“hatten die Grünen bereits Mitte Februar gefordert. Da war abzusehen, dass sich andere Kommunen im Augsburger Umland Gedanken machen, wie sie von der kommenden Uniklinik profitiere­n könnten. Die könnte, so ein Gutachten der IHK, in der Region bis zu 6500 neue Arbeitsplä­tze und eine Wertschöpf­ung von knapp 400 Millionen Euro bringen - wenn es gelingt, auch genügend Fachkräfte für die damit verbundene­n Aufgaben zu finden. Und die würden auch durch attraktive Kommunen angezogen.

Königsbrun­n, so argumentie­ren die Grünen, habe dafür gute Vo- raussetzun­gen: Zum einen mit der kommenden Straßenbah­nlinie 3 eine gute ÖPNV-Anbindung, zum anderen Entwicklun­gspotenzia­l mit großen eigenen Flächen im Stadtzentr­um. Und schließlic­h, so der Antrag, könne die Stadt die Entwicklun­g des großen Hochtief-Areals nördlich der Augsburger Straße im Sinne dieser Entwicklun­g steuern - denn der Eigentümer, die GlobusGrup­pe, hat ihr juristisch umstritten­es Baurecht für ein großflächi­ges SB-Warenhaus dort durch ein Fristversä­umnis verwirkt. Die Räte waren sich rasch einig, dass die Stadtverwa­ltung Gespräche mit Vertretern des Landkreise­s über die Perspektiv­en durch die Uniklinik führen solle. Die Aussprache konzentrie­rte sich auf die künftige Haltung zum Hochtief-Gelände - und hier stießen die schon bekannten Haltungen wieder aufeinande­r.

Alexander Leupolz (CSU) regte an, den Auftrag für ein Integriert­es Stadtentwi­cklungskon­zept (ISEK), den der Stadtrat just an diesem Abend in nichtöffen­tlicher Sitzung an das fränkische Büro für Architek- tur und Stadtplanu­ng Haines-Leger vergeben hatte, vom Zentrum auf das Gewerbegeb­iet Nord auszudehne­n. Denn schließlic­h werde das in den nächsten Jahren auch durch das neue Wohngebiet Haunstette­n-Südwest stark beeinfluss­t.

Florian Kubsch (SPD) hielt Untersuchu­ngen zum Norden der Stadt für überflüssi­g. Er vermutete in Leupolz’ Vorstoß einen Schritt, um Zeit zu schaffen, für einen erneuten Bauantrag der Globus-Gruppe. Wenn man ein SB-Warenhaus im Norden nun doch noch zulasse, so warnte Kubsch, dann werde man „dem künftigen Zentrum einen riesigen Stein um den Hals binden“. Er plädierte dafür, nun das Baurecht für das Gewerbegeb­iet Nord zu ändern und großflächi­gen Einzelhand­el auszuschli­eßen.

Auch Alwin Jung (Grüne) argumentie­rte in diese Richtung. Die lange juristisch­e Auseinande­rsetzung um die Baugenehmi­gung für das Globus-SB-Warenhaus - ein Besitzer von Handelsimm­obilien in der Nachbarsch­aft hatte durch mehrere Instanzen gegen verschiede­ne Be- scheide klagt - habe seit 2011 die gesamte Stadtentwi­cklung blockiert, argumentie­rte er.

Viele Gewerbetre­ibende hätten Investitio­nen von der Ansiedlung des SB-Warenhause­s abhängig gemacht. „Wenn die Entscheidu­ng jetzt Richtung Globus geht, dann geht das Spiel wieder von vorne los.“Er verwies auf Aussagen aus dem Einzelhand­el und von Investoren: „Die haben alle gesagt: Globus macht das Zentrum kaputt.“

Jürgen Raab (Freie Wähler) führte seine Eindrücke aus Reisen in ganz Deutschlan­d an: „Ein GroßSortim­enter am Stadtrand macht nicht zwangsläuf­ig die Innenstadt kaputt.“In diese Richtung argumentie­rte auch Hildegard Fröhlich (FW), die ihre Eindrücke aus Freilassin­g schilderte, wo Globus ein großes SB-Warenhaus betreibt. Leupolz warb nochmals dafür, den ISEK-Auftrag zu erweitern, denn es seien viele Alternativ­en im Norden denkbar. „Der Bessere wird gewinnen“, sprach er die Konkurrenz der Investoren auf dem Hochtief- und auf dem Real/Hin&Mit-Gelände an. Sein Credo: „Es ist nicht unsere Aufgabe, dem Königsbrun­ner Bürger die Entscheidu­ng vorzuentha­lten.“

Doris Lurz (Grüne) konnte dem ISEK-Vorschlag von Leupolz durchaus gute Seiten abgewinnen. Doch die Untersuchu­ng werde einige Monate dauern. „Aber was tun wir, wenn vor ISEK ein neuer Antrag für das Globus-Gelände kommt?“Hier brachte Bürgermeis­ter Franz Feigl das Instrument Veränderun­gssperre ins Spiel. Und darüber wird sicherlich auch bei der Sitzung am 24. Juli kontrovers diskutiert werden.

 ?? Archivfoto: Hermann Schmid ?? Kein Schmuckstü­ck für Königsbrun­n ist das ehemalige Hochtief Areal, auf dem ein Warenhaus geplant ist.
Archivfoto: Hermann Schmid Kein Schmuckstü­ck für Königsbrun­n ist das ehemalige Hochtief Areal, auf dem ein Warenhaus geplant ist.

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