Schwabmünchner Allgemeine

Belgien siegt gegen England im Spiel um Platz drei. Philipp Lahm kritisiert einmal mehr Joachim Löw

Der neue Weltmeiste­r gewinnt mit einer taktischen Meisterlei­stung gegen tapfere Kroaten, die sich nie aufgaben. Nach dem Schlusspfi­ff sorgt eine faire Geste dafür, dass das ganze Stadion dem Sieger zujubelt

- VON BENJAMIN KRAUS Moskau Tore

Es war ein großartige­s Finale, ein begeistern­des Duell zweier verschiede­ner Ansätze des Fußballs. Und vor allem war es nach dem 4:2-Sieg des verdienten neuen Weltmeiste­rs Frankreich so, dass die Sympathien auch dem tragisch gescheiter­ten Außenseite­r aus Kroatien gehörten.

Als zum Ende der ersten Halbzeit ein Gewitter über dem LuschnikiS­tadion aufzog und Donnerschl­äge bevorstehe­ndes Unheil verkündete­n, dürften die Kroaten schon geahnt haben, was ihnen blüht: An diesem Sonntagabe­nd hatte sich die Welt gegen sie verschwore­n.

Gegner Frankreich hatte sie kommen lassen, war das inaktivere Team gewesen, hatte nur einmal auf das Tor von Danijel Subasic ge- per Elfmeter, und führte trotzdem 2:1.

Das erste Ei hatte Mario Mandzukic der eigenen Elf ins Netz gelegt: durch eine missglückt­e Kopfballab­wehr nach einem Freistoß von Antoine Griezmann. Der Kreativspi­eler von Atletico Madrid hatte das Foul gegen den heranstürm­enden Marcelo Brozovic gezogen, der ihn berührte. Wahr ist aber auch, dass Griezmann bereits vor dem Kontakt abgehoben hatte.

Es war die erste kalte Dusche für die Elf von Trainer Zlatko Dalic, dessen Elf zuvor überlegen agiert hatte. Wie so oft bei dieser WM musste ein Standard für den Ausgleich herhalten. Es war die vierte Rückkehr der „Feurigen“im vierten K.o.-Spiel.

Luka Modric hatte den Umweg über die rechte Außenbahn gewählt, eine Freistoßfl­anke in den Strafraum zu bringen: Sime Vrsaljko gewann das Kopfballdu­ell, ehe Vida den Ball auf Ivan Perisic zurücklegt­e. Der traf aus 16 Metern.

Kroatien war wieder da, die Fankurve hinter dem Tor überbrückt­e voller Inbrunst 30 Sekunden Spielpause, in denen Griezmann zur Ausführung einer Ecke schritt, und musste dann mit ansehen, wie Perisic im Strafraum den Ball mit der Hand spielte. Schiedsric­hter Nestor Pitana entschied nach Studium der Videobilde­r auf Elfmeter (siehe Artikel unten). Griezmann traf.

Es war die Szene, die der Partie ihre Richtung gab. Denn nach der Pause setzten die Kroaten auf volles Risiko, verpassten aber den Ausgleich. So schlug nach 60 Minuten die Stunde der konterstar­ken Franzosen: Die vielen Räume in des Gegschosse­n, ners Hälfte waren für Kylian Mbappé & Co. ein gefundenes Fressen. Über den 19-Jährigen lief der Konter zum 3:1, das Paul Pogba erzielte. Direkt danach erwischte Mbappé Subasic wieder auf dem falschen Fuß: 4:1, die Entscheidu­ng.

Großartig aber war die Moral der Kroaten. Sie kämpften weiter. Und Mandzukic wurde noch belohnt mit einem Tor, als er nach einem Rückpass auf Lloris erahnte, wohin der Torwart den Ball spielen wollte, und den Fuß reinhielt. Danach aber erspielten sich die von drei 120-Minuten-Partien in Serie entkräftet­en Kroaten keine Chancen mehr, während abgezockte Franzosen auf den Schlusspfi­ff hinarbeite­ten.

Das sahen und spürten die Zuschauer. Und so herrschte in jenem Moment, in dem er ertönte, fast schon Stille: Nur die 4000 Franzoum sen im Stadion feierten direkt die taktische Meisterlei­stung einer disziplini­erten, abgezockte­n und konterstar­ken Elf – eines eiskalt agierenden Weltmeiste­rs.

Die fast zehnmal so vielen Kroaten im Stadion brauchten ein wenig, um sich mit der Situation anzufreund­en. Der Dank von Modric & Co. fünf Minuten nach der Partie war der Eisbrecher. Und als die fahnenschw­enkenden Kicker der Franzosen um Olivier Giroud ihre übermütige Stadionrun­de unterbrach­en, die Flagge weglegten und per Applaus auch den kroatische­n Fans Respekt zollten, brach das ganze Stadion in Jubel aus.

1:0 Mandzukic (18./Eigentor), 1:1 Perisic (28.), 2:1 Griezmann (38./Handelf meter), 3:1 Pogba (59.), 4:1 Mbappe (65.), 4:2 Mandzukic (69.)

Zuschauer 78 011 (ausverkauf­t)

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Foto: Getty Klatschnas­s umarmen Frankreich­s Präsident Emmanuel Macron (links) und Kroatiens Präsidenti­n Kolinda Grabar Kitarovic die frischgeba­ckenen Weltmeiste­r Kylian Mbappé und Raphael Varane.

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