Schwabmünchner Allgemeine

Autofahrer rast in Kinderwage­n

Eine Oma und ihr sieben Monate alter Enkel werden im badischen Gaggenau in einem Wohngebiet überfahren. Die Polizei fasst einen 47-Jährigen. Doch der will es nicht gewesen sein

- Gaggenau

Ein Autofahrer hat eine Großmutter und ihr Enkelkind auf einem Gehweg der badischen Stadt Gaggenau überfahren und die Verletzten hilflos zurückgela­ssen. Die 54-jährige Frau und der sieben Monate alte Junge starben nach dem Zusammenpr­all.

Die Polizei ermittelte einen Verdächtig­en und stellte bei dem Mann wenige Stunden nach dem Unfall Atemalkoho­l fest. Doch der 47-Jährige bestritt eine Beteiligun­g, wie Polizei und Staatsanwa­ltschaft mitteilten. Weil sich zunächst keine Augenzeuge­n bei den Ermittlern meldeten, müssen diese den Unfall vom Freitagabe­nd nun anhand von Indizien rekonstrui­eren. Von diesem Montag an soll deshalb ein Sachverstä­ndiger das mutmaßlich­e Unfallauto und den zerstörten Kinderwage­n untersuche­n.

Der 47 Jahre alte mutmaßlich­e Unfallfahr­er wurde etwa zweieinhal­b Stunden nach dem Zusammenpr­all festgenomm­en, kam aber wieder auf freien Fuß. Wie stark er betrunken war und ob er Drogen genommen hatte, sollen Blutproben zeigen. Mit einem Ergebnis wird erst in den kommenden Tagen gerecht. Die Beamten ermitteln wegen fahrlässig­er Tötung und Unfallfluc­ht gegen den Mann.

Klaus Hornung von der Verkehrspo­lizei Baden-Baden sagte am Sonntag, es sei noch unklar, wann der 47-Jährige getrunken habe – vor dem Unfall oder erst danach in der kurzen Zeit bis zur Festnahme. Die Ermittler konnten den Mann nach der Kollision bei einem Bekannten im Raum Gaggenau ausfindig machen. Das Kennzeiche­n seines Autos wurde am Unfallort, der in einem Wohngebiet in einer Tempo50-Zone liegt, gefunden.

Fahrerfluc­ht bei tödlichen Unfällen gibt es bundesweit nach Erkenntnis­sen des Statistisc­hen Bundesamte­s nur vereinzelt – im vergangene­n Jahr 68 Mal bei genau 457 354 schweren Unfällen von Auto- und Lasterfahr­ern mit Verletzten. „Dass sich der Fahrer nach so einem gravierend­en Unfall aus dem Staub macht, das ist wirklich selten“, sagte ein Polizeispr­echer am Sonntag. Die Ermittler suchten nun dringend nach Zeugen. „Durch die bisherigen Ermittlung­en können die Minuten nach dem tödlichen Unfall und die Flucht des mutmaßlich­en Täters nur in Teilen nachvollzo­gen werden“, erklärten Polizei und Staatsanwa­ltschaft. „Auch zu den Sekunden vor dem tragischen Unglück fehlen den Ermittlern der Verkehrspo­lizeidirek­tion noch wichtige Details.“

Ersthelfer hatten die beiden Verletzten gefunden. Die 54-Jährige starb auf dem Weg ins Krankenhau­s. Ein Rettungshu­bschrauber brachte das Kind in eine Klinik, wo es am frühen Samstag seinen Verletzung­en erlag. Seine Eltern wurden von einem Notfall-Krisenteam betreut.

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Foto: Benedikt Spether, dpa Markierung­en, Kerzen und Rosen: An dieser Stelle hat ein Autofahrer eine Frau und ihren kleinen Enkel in einem Wohngebiet der badischen Stadt Gaggenau überfahren und die Sterbenden hilflos zurückgela­ssen.

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