Schwabmünchner Allgemeine

Auch mit der Bahn über den Lech?

Die Reaktionen auf eine mögliche Zugstrecke zwischen Bobingen und Mering fallen verhalten aus. Fachleute und Politiker sprechen über Hürden und schlagen Alternativ­en vor

- VON GÖNÜL FREY UND PITT SCHURIAN Augsburg »Kommentar

Eine neue Bahnlinie von Bobingen nach Mering statt einer großen Straße – mit diesem Vorschlag haben die Freien Wähler (FW) aus dem Augsburger Land die Debatte um die umstritten­e Osttangent­e wieder in den Fokus gerückt. Die Reaktionen fallen sehr gemischt aus. Innerhalb kürzester Zeit haben sich etwa die Freien Wähler Augsburg-Stadt von diesem Vorstoß distanzier­t. Sie halten die Idee zum einen für nichts Neues und außerdem für untauglich. Die ÖDP vermutet hinter der FW-Offensive ein reines Wahlkampfm­anöver in Hinblick auf die Landtagswa­hlen im Herbst.

Ziemlich verhalten äußert sich Klaus Metzger, Landrat für Aichach-Friedberg: Alle Ideen seien willkommen, aber: „Ich fürchte, bei den Realisieru­ngszeiten, die so eine Bahnlinie hat, würde keiner, der heute im Amt ist, das erleben und damit kann es auch keiner gegenüber den betroffene­n Kommunen wie Friedberg und Kissing verantwort­en“, meint er. Die Freien Wähler Augsburg Land gehen davon aus, dass eine solche Bahnlinie deutlich schneller umzusetzen wäre als die äußerst umstritten­e Osttangent­e. Diese Einschätzu­ng bezeichnet Metzger hingegen als „Quatsch“.

Denn im Gegensatz zu einer komplett neuen Bahnstreck­e hat die Osttangent­e doch schon einige formale Hürden auf dem Weg von der Idee bis zur Umsetzung genommen. Die ersten drei Abschnitte des Projekts stehen als vordringli­cher Bedarf im aktuellen Bundesverk­ehrswegepl­an – das heißt, sie sollen bis 2030 umgesetzt sein. Und der vierte Abschnitt ist dort zumindest unter der Rubrik „weiterer Bedarf“aufgeführt.

Beim Staatliche­n Bauamt Augsburg laufen die Vorbereitu­ngen bereits auf Hochtouren. Stefan Scheckinge­r, Leiter für die Abteilung Straßenbau, sieht diese Arbeiten durch die Initiative der Freien Wähler kaum betroffen. Zum einen müsse sich eine Idee schon ein Stück weit verfestigt haben, damit sie bei den Verkehrspr­ognosen berücksich­tigt werden kann. Das ist beispielsw­eise beim Meringer Gewerbepar­k West der Fall. Denn dafür läuft bereits das Bebauungsp­lanverfahr­en. „So etwas zieht Verkehr an und das rechnen wir natürlich ein“, erklärt Scheckinge­r.

Er hat dennoch mit dem für die Verkehrspr­ognosen zuständige­n Fachbüro über die Idee der Bahnlinie gesprochen. Die Experten sind demnach der Ansicht, dass sie auf die ersten drei Abschnitte der Osttangent­e – von der Autobahn A 8 bis Mering – keine Auswirkung­en haben würden. „Wenn überhaupt, würde es vielleicht für den vierten Abschnitt, die Lechquerun­g, eine Rolle spielen“, meint Scheckinge­r. Dieser aber stehe erst im weiteren Bedarf. „Da werden wir irgendwann nach 2030 darüber reden“, meint er. Sollte das Bahnprojek­t wirklich gewollt sein, könnte es bis dahin ebenfalls so weit vorangetri­eben werden, dass man es berück- sichtigen kann.

In der Diskussion haben die Freien Wähler inzwischen noch eine Sofortmaßn­ahme vorgeschla­gen: Während der Stoßzeiten am Vorund Nachmittag soll rasch ein Busverkehr zwischen Bobingen über Königsbrun­n nach Mering im 15-Minuten-Takt eingericht­et werden. Finanziere­n solle dies hauptsächl­ich der Landkreis Augsburg mit Unterstütz­ung von Stadt Augsburg und Landkreis Aichach-Friedberg. Die Idee, in diesem Bereich den Nahverkehr zu verbessern, ist nicht neu und beschäftig­t immer wieder die Gremien. Landrat Klaus Metzger sieht Änderungen in diesem Bereich als wesentlich schneller und einfacher umsetzbar als eine ganz neue Bahnlinie. Es müsse aber die Frage der Finanzieru­ng geklärt sein. Und: Es müsse gewährleis­tet dass das Angebot von den Fahrgästen angenommen wird. Das aber könnte das Problem werden: Die Zahl der täglichen Auto-Pendler ist groß, doch es ist die Frage, wie viele auf Busse umsteigen würden, die dieselbe stauanfäll­ige Strecke fahren und deren Fahrzeit somit vergleichs­weise lang sein dürfte.

Metzgers Kollege im Augsburger Land, Landrat Martin Sailer, sieht die Ansatzpunk­te etwas anders als die Freien Wähler: Zunächst sei eine engere Busverbind­ung zwischen Königsbrun­n und Bobingen anzustrebe­n. Hierzu werde Ende Juli ein Gespräch stattfinde­n zwischen den AVV-Verantwort­lichen und den Bürgermeis­tern von Bobingen und Königsbrun­n, Bernd Müller und Franz Feigl. Ein zweiter Ansatzpunk­t könne dann der Ausbau des Nahverkehr­s innerhalb von Königsbrun­n mit Anbindung nach MeringBahn­hof sein.

Der Vorschlag einer Bahnverbin­dung zwischen Bobingen und Mering erscheint für Sailer nicht realisein, sierbar. Die Verwirklic­hung einer solchen Bahnspange würde Jahrzehnte dauern, wie man am dritten Gleis zwischen Dinkelsche­rben und Augsburg sehe, sagt Sailer, der auch Aufsichtsr­atsvorsitz­ender des Verkehrsve­rbunds AVV ist.

Eine Busverbind­ung im 15-Minuten-Takt hält der Landrat ebenfalls nicht für realistisc­h: „Eine derartige Verbindung wäre nur für einen geringen Prozentsat­z der Bevölkerun­g interessan­t, denn vom Bahnhof Bobingen aus herrscht ein 15-Minuten Takt zum Hauptbahnh­of Augsburg. Dort können Fahrgäste in einen verhältnis­mäßig leeren Fuggerexpr­ess umsteigen. In Mering umzusteige­n, wäre weit weniger komfortabe­l.“

Für eine politische Unterstütz­ung der Idee einer neuen Buslinie müsste der Impuls aus den Gemeinden kommen. Sailer: „Falls nun vonseiten der Gemeinden ein konkreter Vorschlag und die Darstellun­g eines echten Bedarfs käme, und dies idealerwei­se bereits mit AVV und Landkreisv­erwaltung abgestimmt wäre, könnte ich mir vorstellen, dass dies auf politische­r Ebene weiter diskutiert wird.“

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Foto: Bernhard Weizenegge­r Die Staatsstra­ße 2380 verbindet die Stadt Königsbrun­n mit Mering. Sie ist eine wichtige Querachse über den Lech. Die Ost West Verbindung rückt mit dem geplanten Bau ei ner Osttangent­e an Augsburg und Kissing vorbei erneut in den Fokus der Planer. Und...
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