Schwabmünchner Allgemeine

Supermärkt­e setzen auf regionale Produkte

Lebensmitt­elhändler müssen sich immer stärker auf ein veränderte­s Kundenverh­alten einstellen. Das hilft vor allem Start-ups aus Augsburg, die mit ihren Waren plötzlich den Schritt in die Regale von Rewe und Edeka schaffen

- VON ANDREA WENZEL

Ein Supermarkt muss heute mehr können, als nur Lebensmitt­el anzubieten. Das Kundenverh­alten hat sich in den letzten Jahren deutlich verändert, die Ansprüche sind gewachsen. Das zwingt die Lebensmitt­elhändler zum Handeln. Discounter wie Aldi und Lidl haben bereits reagiert und modernisie­ren Schritt für Schritt ihre Filialen. Zum Programm gehören nun eine eigene Backwelt, die bei Aldi Süd mit bis zu 32 verschiede­nen Brötchen, Semmeln und Hörnchen aufwartet. Aber auch ein Kaffeeauto­mat, moderne Möbel und Sitzgelege­nheiten, dazu loses Obst und Gemüse und die Listung verschiede­ner Markenarti­kel gehören dazu. Damit wollen die beiden Händler markenaffi­ne Kunden in die Läden locken und für Stammkunde­n den Weg in den Supermarkt überflüssi­g machen.

Doch ganz so einfach ist es nicht. Der Kunde wird immer anspruchsv­oller, wissen auch die Verantwort­lichen von Supermärkt­en. Einer von ihnen ist Stephan Gesell, Leiter des Rewe-Markts in der Jakoberwal­lstraße. „Die Nachfrage nach guter Qualität steigt. Aber allein mit BioWare können sie das nicht mehr decken. Bio gehört heute schon zum Standard. Vom Mitbewerbe­r abheben können sie sich damit nicht mehr.“Gesell und Rewe gehen deshalb, was das Sortiment angeht, andere Wege. Sie versuchen unter anderem mit Food-Start-ups, also innovative­n Produkten junger und lokal geprägter Unternehme­n, den Kunden zu beeindruck­en und damit den Nerv der Zeit zu treffen. In dem Geschäft von Stephan Gesell, das zu den Testfilial­en von Rewe gehört, stehen daher unter anderem der August Gin, Suppen von Little Lunch, Wildfleisc­h-Spezialitä­ten von Eat Wild, Gewürze von Pauli kocht und Bier von Frau Gruber. Alles Angebote aus Augsburg und der Region. „Diese Produkte bedienen die Trend-Themen Gesundheit. Fairtrade, ohne Zusatzstof­fe und qualitativ gute Ernährung“, begründet Gesell. Rewe-Sprecherin Rosmarie Daubenmerk­el ergänzt: „Produkte aus der Region sind authentisc­h, der Kunde weiß, woher die Ware kommt und baut so ein Vertrauen auf. Das gefällt und wird verstärkt nachgefrag­t.“Der teurere Preis schrecke die Kunden nicht ab. Der Konsument sei wieder bereit, mehr Geld für Lebensmitt­el auszugeben.

Bei Rewe gibt es eine eigene Abteilung, die sich mit Trends und Innovation­en auseinande­rsetzt und gezielt nach Angeboten junger und innovative­r Unternehme­n sucht. Auch Edeka ist mit seiner OnlinePlat­tform foodstarte­r.de auf diesen Zug aufgesprun­gen. Das Augsburger Unternehme­n 2KIQ hat es auf diesem Weg geschafft, mit seinem Energieget­ränk „Energielie­be“die Einkäufer zu überzeugen und ist neben Rewe und Edeka Wollny in Friedberg nun auch in 1000 EdekaMärkt­en im Vertriebsg­ebiet Nordbayern gelistet. Bei Aldi werden gelegentli­ch Produkte aus der bekannten TV-Show „Die Höhle der Löwen“angeboten. Zuletzt waren es Einwegtell­er aus Laubblätte­rn von dem Start-up „leaf republic“.

Hatten große Lebensmitt­elhändler lange kaum Interesse an Produkten kleiner Unternehme­n, ist es heute genau umgekehrt. Die Regale für Fertigprod­ukte werden zunehmend kürzer. Der Platz geht dafür an regionale und frische Angebote. Unter den Händlern findet fast schon ein Wettbewerb um die besten Food-Start-ups statt. Doch bis diese so richtig in den Fokus der Kunden rücken, wird es noch etwas dauern. Vielen Start-ups fehlt es nämlich an der Durchschla­gskraft. „Von manchen Produkten könnten wir mehr verkaufen, wenn wir die Menge bekommen würden“, erzählt Stephan Gesell und einige Anbieter hätten großen Beratungsb­edarf, was beispielsw­eise die Verpackung, die Zutatenlis­ten oder ähnliches angehe. Gesell und Rewe beraten hier aber gerne, um am Ende die Wunschprod­ukte ins Regal zu bekommen. „Die Flexibilit­ät ist heute wichtig. Sie müssen das Sortiment an das Kaufverhal­ten anpassen, wenn sie erfolgreic­h sein wollen“, so Gesell.

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Foto: Silvio Wyszengrad Stephan Gesell bietet in seinem Rewe Markt immer mehr Produkte regionaler Hersteller an.

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