Unternehmen suchen Azubis jetzt auch im Ausland
Jeder dritte Ausbildungsbetrieb findet keine geeigneten Bewerber, sagt die IHK. Betriebe gehen daher neue Wege
Fachkräftemangel ist der Risikofaktor Nummer eins für die bayerischschwäbische Wirtschaft. Rund jeder dritte Ausbildungsbetrieb bekommt keine oder keine geeigneten Bewerber mehr für seine Ausbildungsplätze, warnt die Industrie- und Handelskammer für Schwaben (IHK). Jedes zweite Unternehmen kann generell offene Stellen nicht mehr besetzen. Im kommenden Jahr, so rechnet die IHK, werden daher rund 19 000 Fachkräfte am schwäbischen Arbeitsmarkt fehlen. Auch im Handwerk melden Betriebe immer größere Schwierigkeiten bei der Besetzung ihrer freien Stellen.
Die Wirtschaftskammern haben daher schon längst verschiedene Programme aufgelegt, um Fachkräfte zu werben. Mit „Lehre macht Karriere“sollen Schüler, Abiturienten und Studienabbrecher angesprochen und für eine duale Ausbildung gewonnen werden. Aber auch leistungsschwächere Schüler sowie Flüchtlinge und Migranten sollen in speziellen Berufsschulklassen ausgebildet werden.
Manche Augsburger Unternehmen, darunter PCI, gehen sogar noch einen Schritt weiter und suchen im Ausland nach neuen Auszubildenden. Im Juni besuchten 20 Jugendliche aus der West- und Ostukraine Unternehmen und Betriebe in Augsburg und der Region, um sich über mögliche Karrierechancen zu informieren. Für PCI eine gute Möglichkeit, für den Ausbildungsstart 2019 Interessenten zu werben. Besonders gesucht sind solche bei PCI in den Bereichen Lager und Logistik sowie bei den Chemikanten. „Natürlich sind wir auf den einschlägigen Jobmessen vertreten, sprechen den Nachwuchs über die Sozialen Medien oder unsere Filme ,AzubiMovie‘ an. Dennoch bleiben gerade im gewerblichen Bereich Stellen unbesetzt“, erzählt Ausbildungsleiterin Lena Becker.
Bereits jetzt arbeiten laut Becker bei PCI 14 Nationen erfolgreich zusammen. Auch Flüchtlinge sind bereits beim Augsburger Unternehmen eingestellt worden – mit guten Erfahrungen. „Entscheidend sind gute Deutschkenntnisse und entsprechende Eignung für den Job“, so Becker über die Anforderungen an die Bewerber.
Was die Sprachkenntnisse angeht, konnten die Jugendlichen aus der Ukraine überzeugen. Die 15und 16-jährigen Schüler lernen seit acht Jahren Deutsch – bereits im Hinblick auf eine mögliche Ausbildung in Deutschland. Die UkraineKinderHilfe Augsburg e. V. hat ihnen die Reise nach Augsburg ermöglicht. Bereits im vergangenen Jahr waren Schüler mithilfe der Organisation hierher gekommen. Damals besuchten sie unter anderem das Hotel Alpenhof, die Bäckerei Wolf, das Klinikum Augsburg und das Möbelhaus Segmüller. Einige der Schüler konnten hier erfolgreich vermittelt werden. Damit ist aber nicht nur den Augsburger Unternehmen, sondern auch den Jugendlichen geholfen. Weil Ausbildungen in der Ukraine oft nicht dem heutigen europäischen Standard entsprechen, sind die Arbeitskräfte an ein Land gebunden, dessen wirtschaftliche Zukunft derzeit kaum absehbar scheint. Mit einer Ausbildung in Deutschland können die jungen Menschen diese Hürde umschiffen und zudem deutsche Unternehmen unterstützen.