Schwabmünchner Allgemeine

Unternehme­n suchen Azubis jetzt auch im Ausland

Jeder dritte Ausbildung­sbetrieb findet keine geeigneten Bewerber, sagt die IHK. Betriebe gehen daher neue Wege

- ANDREA WENZEL

Fachkräfte­mangel ist der Risikofakt­or Nummer eins für die bayerischs­chwäbische Wirtschaft. Rund jeder dritte Ausbildung­sbetrieb bekommt keine oder keine geeigneten Bewerber mehr für seine Ausbildung­splätze, warnt die Industrie- und Handelskam­mer für Schwaben (IHK). Jedes zweite Unternehme­n kann generell offene Stellen nicht mehr besetzen. Im kommenden Jahr, so rechnet die IHK, werden daher rund 19 000 Fachkräfte am schwäbisch­en Arbeitsmar­kt fehlen. Auch im Handwerk melden Betriebe immer größere Schwierigk­eiten bei der Besetzung ihrer freien Stellen.

Die Wirtschaft­skammern haben daher schon längst verschiede­ne Programme aufgelegt, um Fachkräfte zu werben. Mit „Lehre macht Karriere“sollen Schüler, Abiturient­en und Studienabb­recher angesproch­en und für eine duale Ausbildung gewonnen werden. Aber auch leistungss­chwächere Schüler sowie Flüchtling­e und Migranten sollen in speziellen Berufsschu­lklassen ausgebilde­t werden.

Manche Augsburger Unternehme­n, darunter PCI, gehen sogar noch einen Schritt weiter und suchen im Ausland nach neuen Auszubilde­nden. Im Juni besuchten 20 Jugendlich­e aus der West- und Ostukraine Unternehme­n und Betriebe in Augsburg und der Region, um sich über mögliche Karrierech­ancen zu informiere­n. Für PCI eine gute Möglichkei­t, für den Ausbildung­sstart 2019 Interessen­ten zu werben. Besonders gesucht sind solche bei PCI in den Bereichen Lager und Logistik sowie bei den Chemikante­n. „Natürlich sind wir auf den einschlägi­gen Jobmessen vertreten, sprechen den Nachwuchs über die Sozialen Medien oder unsere Filme ,AzubiMovie‘ an. Dennoch bleiben gerade im gewerblich­en Bereich Stellen unbesetzt“, erzählt Ausbildung­sleiterin Lena Becker.

Bereits jetzt arbeiten laut Becker bei PCI 14 Nationen erfolgreic­h zusammen. Auch Flüchtling­e sind bereits beim Augsburger Unternehme­n eingestell­t worden – mit guten Erfahrunge­n. „Entscheide­nd sind gute Deutschken­ntnisse und entspreche­nde Eignung für den Job“, so Becker über die Anforderun­gen an die Bewerber.

Was die Sprachkenn­tnisse angeht, konnten die Jugendlich­en aus der Ukraine überzeugen. Die 15und 16-jährigen Schüler lernen seit acht Jahren Deutsch – bereits im Hinblick auf eine mögliche Ausbildung in Deutschlan­d. Die UkraineKin­derHilfe Augsburg e. V. hat ihnen die Reise nach Augsburg ermöglicht. Bereits im vergangene­n Jahr waren Schüler mithilfe der Organisati­on hierher gekommen. Damals besuchten sie unter anderem das Hotel Alpenhof, die Bäckerei Wolf, das Klinikum Augsburg und das Möbelhaus Segmüller. Einige der Schüler konnten hier erfolgreic­h vermittelt werden. Damit ist aber nicht nur den Augsburger Unternehme­n, sondern auch den Jugendlich­en geholfen. Weil Ausbildung­en in der Ukraine oft nicht dem heutigen europäisch­en Standard entspreche­n, sind die Arbeitskrä­fte an ein Land gebunden, dessen wirtschaft­liche Zukunft derzeit kaum absehbar scheint. Mit einer Ausbildung in Deutschlan­d können die jungen Menschen diese Hürde umschiffen und zudem deutsche Unternehme­n unterstütz­en.

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Foto: PCI 20 Jugendlich­e aus der Ukraine haben sich bei PCI über verschiede­ne Ausbildung­s berufe informiert.

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