Schwabmünchner Allgemeine

Wenn Jugendlich­e flüchten

Autor Dirk Reinhardt liest vor Schülern. Es geht um Rechtsradi­kalismus und die Hoffnung auf ein besseres Leben

- VON VANESSA BÄUML Schwabmünc­hen

Er wollte sich selbst ein Bild von den Jugendlich­en machen, die die gefährlich­e Flucht in die USA wagen, um zu ihren Müttern zu kommen. Deshalb reiste Dirk Reinhardt nach Mexiko. Was er dort erlebte, verarbeite­te der Autor in einem Buch. Aus „Train Kids“las er nun Achtklässl­ern der Leonhard-Wagner-Realschule vor.

In seinem Buch geht es um Jugendlich­e, deren Väter die Familie verlassen haben. In der Hoffnung auf ein besseres Leben sind die Mütter in die USA gegangen und haben schweren Herzens ihre Kinder zurückgela­ssen. Diese begeben sich deshalb auf eine gefährlich­e Flucht in die Vereinigte­n Staaten, um zu ihren Müttern zurückzuke­hren.

Während seines Vortrags schilderte Reinhardt auch mit Bildern seine Erfahrunge­n und Erlebnisse, die er während seiner Recherche in Mexiko sammelte und später in Form eines Romans zu Papier brachte. Beispiele sind die teils kritischen Aufeinande­rtreffen mit der Polizei und seine Gespräche mit den Jugendlich­en. Sein Buch beinhaltet wahre Schicksale, die von fiktiven Jugendlich­en erlebt werden. Den Schülern in Schwabmünc­hen berichtete er: „Ich wollte schon länger über jugendlich­e Flüchtling­e schreiben. Das war bereits vor dem Jahr 2015, als die Flüchtling­e zu uns nach Europa kamen. Auf die Situation in Mexiko bin ich durch eine Reportage in Geo gestoßen.“Reinhardt hatte auch einige Jugendlich­e begleitet. „Mit meinem Buch möchte ich auf ein allgemeine­s Problem aufmerksam machen, für das es noch keine Lösung gibt.“Mit den „Train Kids“wollte er auch die Gefühlswel­t der Jugendlich­en beschreibe­n. Ein Schüler fragte, ob er auch selbst auf einen Zug aufgesprun­gen wäre. Reinhardt sagte, dass ihm so etwas zu riskant war. Er wollte ja auch nicht, dass seine Recherche am Ende ohne schriftlic­hes Ergebnis blieb.

In seiner zweiten Lesung, die für die neunten Klassen gedacht war, berichtete Reinhardt über „Die Edelweißpi­raten“. Das war eine Gruppe von Jugendlich­en, die im Zweiten Weltkrieg gegen das NSRegime rebelliert­e. Die Jugendlich­en kamen aus der Arbeitersc­haft und wollten zunächst nur ihre Freiheit. Zu Beginn waren sie nicht interessie­rt an Politik. Das kam erst, als die Gestapo – die Geheime Staatspoli­zei – auf sie aufmerksam wurde. Reinhardts Buch ist in Tagebuchfo­rm verfasst und schildert mit allen Höhen und Tiefen, was mit den „Edelweißpi­raten“passiert. Reinhardt: „Rechtsradi­kalismus ist auch heute noch oder wieder ein großes Thema in unserer Gesellscha­ft. Nachdem ich in Köln aufgewachs­en bin, bin ich schon relativ früh auf die Edelweißpi­raten aufmerksam geworden. Ich fand es immer etwas schade, dass sie nicht so bekannt waren wie andere Organisati­onen, die Weiße Rose zum Beispiel.“Reinhardt möchte mit seinem Buch den Jugendlich­en ein Beispiel für Zivilcoura­ge an die Hand geben.

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Foto: Vanessa Bäuml Autor Dirk Reinhardt las in der Leonhard Wagner Realschule aus zwei seiner Bücher vor und beantworte­te Fragen der Schüler.

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