Das neue Gymnasium wird noch größer
Im Kreistag präsentieren die Planer ihre Entwürfe für die teuerste Schule in der Geschichte des Landkreises Augsburg. Diese war lange ein Zankapfel. Doch diesmal gibt es viel Lob. Eine wichtige Frage aber bleibt offen
47 Klassenzimmer und eine Tiefgarage, drei dreistöckige Gebäude nebst Dreifachturnhalle: Das neue Gersthofer Gymnasium auf dem Festplatz ist in der Planungsphase noch einmal gewachsen. Fraglich ist daher, ob die bisherige Kostenschätzung von 60,5 Millionen Euro für das bisher teuerste Schulbauvorhaben in der Geschichte des Landkreises Augsburg noch zu halten ist.
Denn diese Kostenschätzung beruht noch auf einem inzwischen überholten Raumprogramm für die Schule, das rund 1000 Quadratmeter Nutzfläche weniger vorsah. Auch eine Tiefgarage war damals noch nicht dabei. Dennoch werde versucht, im Zuge der Planungen wieder in den bisherigen Kostenrahmen zurückzukehren, sagte Kreisbaumeister Frank Schwindling am Montagvormittag im Kreistag. Dort stellte Architekt Alexander Bauer die Pläne für das neue Gymnasium vor, das mit einer Hauptnutzfläche von mehr als 8800 Quadratmetern mehr Platz bietet als das Neusässer Berufsschulzentrum.
Die Pläne sehen drei dreigeschossige Baukörper mit Lichthöfen und einer halb abgesenkten Turnhalle vor. Geplant sind insgesamt 47 Klassenzimmer und Ausweichräume, weil das neue Gersthofer Gymnasium fünfzügig werden soll. Im neuen, noch einmal aktualisierten Raumprogramm seien die aktuellen Bevölkerungsprognosen sowie die Wiedereinführung des neunjährigen Gymnasiums berücksichtigt, heißt es vonseiten der Verwaltung.
In den vergangenen Jahren waren die Planer mehrfach von den Entwicklungen überholt worden. Der Landkreis hatte die beabsichtigte Generalsanierung nach hinten verschoben, in der Zwischenzeit beschloss der Freistaat die Rückkehr zum G 9 und neue Bevölkerungsprognosen ließen den Bedarf an Klassenzimmern und Fachräumen immer weiter wachsen. Unter dem Eindruck dieser Prognosen machte die Stadt Gersthofen schließlich den Weg für einen Neubau frei, indem sie ihren Festplatz zur Verfügung stellte. Im Gegenzug bekommt die Kommune das alte Gymnasium gegenüber, das seit Jahren aus allen Nähten platzt. Der Neubau soll 2021 beginnen.
Damit neben der neuen Schule auf dem Festplatz noch viel Grün und Sportflächen Platz haben, geht das Gymnasium auch in die Tiefe und erhält dort eine unterirdische Garage. Diese Garage sei in seinen Augen ein großes Plus, sagte Landrat Martin Sailer (CSU), „auch wenn es etwas mehr kostet.“Die Pläne des Architekturbüros BKS & Partner seien auch von der Stadt Gerstschräg hofen und der Schulfamilie begrüßt worden.
Für die CSU-Fraktion gewann Lorenz Müller den langwierigen und schwierigen Debatten, in denen der Kreis zwischenzeitlich schon ein mehrere Millionen Euro teures Behelfsgymnasium beschlossen hatte, etwas Gutes ab: „Vielleicht war das gar nicht so schlecht, denn jetzt haben wir eine zukunftsträchtige Lösung.“
Fabian Mehring von den Freien Wählern sprach von „einem historischen Moment für den Bildungslandkreis“, für den die Freien Wähler lange gekämpft hätten. Auch Franz Neher (SPD) zeigte sich im Rückblick froh, dass das Projekt Gymnasium ein paar Warteschleifen mehr drehen musste: „2015/2016 hätten wird hundertprozentig zu klein gebaut.“Angesichts des erneut gewachsenen Raumbedarfs sagte Neher: „Wir müssen uns darauf einstellen, dass es mehr kostet. Aber das ist diese Toplösung wert.“Joachim Schoner (Grüne) mahnte an, wie beim Diedorfer Gymnasium einen Energie-Plus-Standard anzustreben. Damit ist ein Gebäude gemeint, das übers Jahr gesehen mehr Energie erzeugt als verbraucht. Derzeit befindet sich das neue Gymnasium noch in einer sehr frühen Planungsphase, die erst Ende 2019 abgeschlossen sein soll.
Große Investitionswelle im Schulbereich
Der Neubau in Gersthofen steht am Anfang einer weiteren großen Investitionswelle im Schulbereich. So soll nahezu zeitgleich die Generalsanierung des Neusässer Gymnasiums angepackt werden – für geschätzte 40 Millionen Euro. In Bobingen und Königsbrunn stehen weitere Schulsanierungen an – und auch in Neusäß ist das Ende der Fahnenstange nicht erreicht. Im dortigen Schulzentrum meldet auch die Realschule akuten Platzbedarf an. Erste Kostenschätzungen gehen von einer Größenordnung von zehn Millionen Euro aus.