Kein Fördergeld für Geburtenhilfe
Gesundheitsministerin Melanie Huml schreibt, dass die Wertachklinik kein Fördergeld bekommt. Der Vorstand des Krankenhauses gibt noch nicht auf
Jetzt steht es fest: Die Wertachkliniken gehen beim Förderprogramm für Geburtenstationen im ländlichen Raum leer aus.
Die Geburtshilfe am Schwabmünchner Krankenhaus ist seit dem Frühjahr dicht. Es fehlen Hebammen. Ein Hoffnungsschimmer war in den vergangenen Monaten ein vom Freistaat Bayern auferlegtes Förderprogramm, das Geburtshilfestationen in ländlichen Bereichen unterstützt. Auch die Wertachklinik Schwabmünchen hoffte auf eine Finanzspritze, um den Hebammen eine langfristige Perspektive und damit einen sicheren Arbeitsplatz bieten zu können. Aber offenbar gibt es wohl definitiv kein Geld für Schwabmünchen.
Bernhard Albenstetter, CSUVorsitzender in Schwabmünchen, hat Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml vor Wochen in einem Schreiben um Unterstützung gebeten. Jetzt erhielt er die ernüchternde Antwort. Die Wertachklinik erhält, wie befürchtet, nach aktueller Datenlage keine Fördermittel. Das Ganze ist zwar auf vier Seiten freundlich formuliert, aber deutlich.
Das Programm sieht staatliche Zuschüsse von bis zu einer Million Euro pro Jahr und Klinik für ländli- che Räume vor, um Defizite einer Geburtshilfeabteilung ausgleichen zu können. Wesentliche Voraussetzungen dafür sind, dass das Krankenhaus zwischen 300 und 800 Geburten im Jahr versorgt und dabei gleichzeitig auch mindestens 50 Prozent aller Geburten im Landkreis vorweisen kann. Die Betonung liegt hier auf dem Wort „gleichzeitig“.
Aufgrund dieser Vorgaben erteilte Huml in ihrem Antwortschreiben die Absage des Förderprogramms für die Wertachklinik: „Zu den Wertachkliniken Schwabmünchen und Bobingen ist zu sagen, dass sie jeweils nur einen sehr kleinen Anteil an den im Landkreis zu verzeichnenden Geburten betreuen. Bobingen rund 12 Prozent und Schwabmünchen rund 17 Prozent, also auch beide Kliniken gemeinsam nicht einmal die Hälfte der Anzahl der Geburten aufweisen. Vor diesem Hintergrund bitte ich um Verständnis dafür, wenn die Wertachklinik Schwabmünchen – das Fortbestehen der bisherigen Datenlage vorausgesetzt – für eine Förderung nicht infrage kommt“, schreibt Huml.
Das Problem ist, dass der Land- kreis sehr groß ist, viele Schwangere zum Entbinden nach Augsburg gehen und deshalb Schwabmünchen die 50-Prozent-Hürde nicht erreichen kann. Albenstetter zeigte sich gestern im Gespräch mit unserer Zeitung enttäuscht: „Wir haben in Schwaben doch ganz andere Landkreise als andernorts in Bayern. Das muss man differenziert betrachten. Denn die Vorgabe der 300 bis 800 Geburten erfüllen wir durchaus.“Er kritisiert die Fixierung auf eine starre Prozentmarke und schlägt „eine gewisse Flexibilität vor, um besser differenzieren zu können und der tatsächlichen Größe des Landkreises gerecht zu werden, bei der das gesamte Einzugsgebiet Berücksichtigung finden muss“.
Die erste Säule des insgesamt 30-Millionen-Förderprogramms sieht zwar vor, dass jede Entbindungsstation 40 Euro pro Geburt erhält. Dieses Geld bekommt auch Schwabmünchen, es ist an keinerlei Vorgaben gebunden. „Das ist niceto-have, aber sonst nichts“, so Albenstetter. Deshalb will er sich weiterhin für die Anpassung der Kriterien einsetzen und sich erneut an die Ministerin wenden.
Der Vorstand der Wertachkliniken, Martin Gösele, wusste gestern noch nichts vom Schreiben der Ministerin. Dass die Wertachklinik die Vorgaben des Förderprogramms nicht erfüllt, ist ihm aber nicht neu. Bislang hoffte er auf eine Änderung der Kriterien. „Wenn es tatsächlich so ist, dass wir keine Fördermittel bekommen, wäre das natürlich ein klarer Nachteil für den Klinikstandort Schwabmünchen“, sagte er. Ein solches Förderprogramm habe schließlich eine Außenwirkung und entsprechende Gelder würden Frauenärzten und Hebammen eine Perspektive und Sicherheit auf einen langfristigen Arbeitsplatz bieten.
Aber auch ohne staatliche Gelder versucht Gösele alle Hebel in Bewegung zu setzen, um die Geburtshilfestation in Schwabmünchen bald möglichst wieder zu eröffnen. Einen Zeitrahmen gebe es aber noch nicht. Die Idee einer Hebammenpraxis vor Ort schwebt im Raum und wurde bereits der Öffentlichkeit vorgestellt. Doch die Resonanz war nicht groß. Es mangelt eben nicht nur am Geld, sondern vor allem an den Hebammen.