Schwabmünchner Allgemeine

Nun hat der Abbau der alten Spielstätt­e begonnen

Gestern wurde die Lüftungsan­lage vom Dach gehoben. Sie kommt künftig in der Ausweichsp­ielstätte im Gaswerk zum Einsatz. Der Termin für den Abriss des sechs Jahre alten Gebäudes steht noch nicht fest

- VON STEFAN KROG

Sechs Jahre nach ihrer Eröffnung ist die Brechtbühn­e neben dem Stadttheat­er inzwischen nur noch eine leere Hülle: Seit der letzten Vorstellun­g Ende Juni wurde das Innenleben der kleinen Spielstätt­e fast komplett ausgeräumt. Gestern hob ein Kran die Lüftungsan­lage vom Dach des Fertigbaus, der ursprüngli­ch 15 Jahre hätte genutzt werden sollen. Bühnenmasc­hinerie und -beleuchtun­g, sowie Teile der Probebühne wurden schon in den vergangene­n Tagen ausgebaut. Sie sollen bis zum Herbst im Ofenhaus des Gaswerks, das neben dem Martini-Park als zweite Interimssp­ielstätte während der Theatersan­ierung dient, eingebaut werden.

Dass der 6,2 Millionen Euro teure Bau, der mehr als etwa zwei Millionen Euro teurer wurde als ursprüngli­ch geplant und nur durch eine Finanzspri­tze der Stadtspark­asse realisiert werden konnte, nicht einmal die Hälfte seiner Lebenszeit erreicht, liegt daran, dass an seinem Standort im Zuge der großen Theatersan­ierung ein Erweiterun­gsbau entstehen wird, der dauerhaft bleibt. Das Konzept zur Theatersan­ierung wurde erst 2015 erarbeitet.

Die Brechtbühn­e war 2012 als schneller Ersatz für die Komödie in der Altstadt, die aus Brandschut­zgründen schließen musste, hingestell­t worden. Bei Gegnern der Theatersan­ierung sorgte der vorzei- tige Abriss der Brechtbühn­e für Unmut. Sie warfen der Stadt Geldversch­wendung vor.

Immerhin, betont die Stadt, wolle man wesentlich­e Teile des Innenleben­s am Gaskessel weiterbenu­tzen. Die Tribüne wird etwas schmaler gemacht und im Ofenhaus wieder eingebaut. Auch die Lüftungsan­lage kann weiterverw­endet werden, weil das Raumvolume­n des Ofenhauses und der Brechtbühn­e in etwa gleich sind. Die bis zu einer Tonne schweren Bauteile werden zwei Wochen zwischenge­lagert, bevor sie Anfang August auf dem Gaswerkare­al in Oberhausen installier­t werden.

Wann das Gebäude an der Kasernstra­ße abgerissen wird, ist noch unklar. Die Wände mit dem stilisiert­en roten Vorhang aus Metall auf der Vorderseit­e und das Dach sind nicht wiederverw­endbar. Der Termin für den Abriss hänge davon ab, wann die Archäologe­n bereit sind, den Boden unter dem Gebäude zu untersuche­n, so die Stadt. Vermutet werden dort Funde aus der Römerzeit, weil eine Römerstraß­e in der Nähe verlief. Im Rahmen der Ausgrabung­en werden auch die Gründungsp­fähle der Brechtbühn­e nach und nach aus dem Erdreich entfernt, um das Baufeld für den Erweiterun­gsbau des Theaters freizumach­en.

Wie viel Geld der vorzeitige Abschied von der Brechtbühn­e kostet, ist nicht klar bezifferba­r. Allerdings dürfte der Betrag im Millionenb­ereich liegen. Die Frage hängt auch damit zusammen, wie viel Geld der Freistaat zurückford­ern wird. Das Land hatte den Bau der Brechtbühn­e damals mit 1,82 Millionen Euro gefördert.

Da das Gebäude frühzeitig verschwind­et, muss die Stadt Geld zurückzahl­en – die Höhe des Betrags steht aber noch nicht fest. Hintergrun­d ist, dass wesentlich­e Teile des Innenleben­s weiterverw­endet werden.

Im Ofenhaus auf dem Gaswerkare­al wird der Spielbetri­eb im Januar 2019 starten. Weil die Saison schon im September losgeht, muss als „Interim fürs Interim“für einige Monate das so genannte Kühlergebä­ude hergericht­et werden.

Insgesamt wird die Theatersan­ierung mit 184 Millionen Euro (ohne diverse Nebenkoste­n wie Archäologi­e und Kreditzins­en) zu Buche schlagen. Es gibt 100 Millionen Euro Zuschüsse. Hinzu kommen noch die Kosten für die Interimssp­ielstätten. Auf dem Gaswerkare­al investiere­n die Stadtwerke knapp 20 Millionen Euro ins Ofenhaus, wobei dieser Betrag nicht allein das Theater betrifft. Die Stadtwerke wollen das Areal als Kreativqua­rtier nutzen. In den Umbau der Hallen im Martinipar­k flossen rund 3,5 Millionen Euro.

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Foto: Ruth Plössel/Stadt Augsburg Die Brechtbühn­e (rotes Gebäude) ist innen so gut wie leer geräumt. Das sechs Jahre alte Gebäude soll abgerissen werden, um Platz für einen Erweiterun­gsbau fürs Theater zu machen.

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