Schwabmünchner Allgemeine

Rätselrate­n bei Bier und Snacks

Jeden Montag testen Gäste in den Augsburger Kneipen ihr Allgemeinw­issen. Pub-Quiz nennt sich das Prinzip. Einige Teams kommen seit Jahren jede Woche. Nicht jedem geht es ums Gewinnen

- VON CHRISTOF PAULUS

Beim Blick auf die erste Frage äußert Ralf einen Wunsch: „Da wär’s jetzt gut, wenn Frank schon da wäre“, sagt er. „Der ist mehr der Mann für Politik.“Knifflig die Frage, wer momentan Familienmi­nisterin ist – andere haben sich im Kabinett zuletzt mehr nach vorne gedrängelt. Während Musik von Iggy Pop durch das Irish Pub Murphy’s Law am Fischertor tönt, sitzen am Tresen, auf Hockern und an Tischen Teams vor ihren Blättern und diskutiere­n. Was soll ein MahagoniEi sein? Aus welchem Land stammen bei der Fußball-Weltmeiste­rschaft die meisten Trainer? Ralf schweigt, schaut auf sein Blatt und beginnt zu schreiben. Eine Minute braucht er, dann hat er alle Antworten ausgefüllt. Schon lange kommt er zum Pub-Quiz, jeden Montag, er spielt mit seinem Partner Frank.

Die Regeln sind einfach: Für jede richtige Antwort gibt es einen Punkt, gespielt werden vier Runden mit je acht Fragen. Das Team mit den meisten Punkten gewinnt, auch Platz zwei und drei erhalten noch Preise in Form von Gutscheine­n.

Martin Essig räuspert in sein Mikrofon, das er in der Hand hält, während er über den Tresen ins Pub blickt. „Gleich kommen wir zur Musikfrage“, sagt er. „Aber vorher gibt es noch eine Runde Schnaps, verlost für ein Team!“Martin Essig ist einer der zwei Quizmaster im Murphy’s Law, seit Februar wechselt er sich mit Julian Woywod jede Woche ab. Julian Woywod ist 24 Jahre alt und arbeitet unter der Woche als Groß- und Außenhande­lskaufmann, Martin Essig ist 27 und Student. Sie organisier­en die Veranstalt­ung in ihrer Freizeit. Ihr Lohn die Arbeit: freie Verpflegun­g am Abend. Martin Essig stärkt sich noch mit einem Salat aus der Küche, dann beginnt das Pubquiz.

Ralf hat seinen Stammplatz direkt am Tresen, ab und zu hält er einen kurzen Plausch mit Martin Essig oder Julian Woywod. Wie lange das Quiz im Murphy’s Law schon gespielt wird, weiß keiner. „20 Jahre?“, schätzt Essig. „Nein, schon länger“, antwortet Woywod. „30?“Ralf glaubt das weniger „So lange wohl auch nicht“, sagt er. Zur zweiten Runde trifft nun auch sein Quizpartne­r Frank ein, verspätet, weil er lange im Büro arbeitet. Beide kennen sich vom Pub-Quiz, haben sich irgendwann zum Team „Waldorf & Statler“zusammenge­schlossen – und viele Gewinnergu­tscheine gesammelt.

Drückend ist es im Pub, kaum Licht dringt von außen in den mit tiefbraune­n Tischen und Stühlen vollgestel­lten Raum, Kerzen stecken in zu Ständern umfunktion­ierten Whiskyflas­chen. Einer der Kellner wuselt durch die Tischreihe­n und hinterm Tresen entlang. Auch wenn heute im Hochsommer nur zwölf, statt wie manchmal 30 Teams mitspielen, muss er mit seiner Kollegin die Gäste laufend mit neuem Bier, Burger oder Spezi versorgen.

Wieder eine Musikfrage. Die Grunge-Band Nirwana haben alle schnell erkannt. Stühle werden über den Boden geschoben, die Spieler gehen zu Martin Essig nach vorne. Sie legen ihre Blätter ab. Martin Essig bedankt sich, und mit einem neuen Blatt in der Hand kehren die Spieler zu ihren Plätzen zurück.

Nicht nur im Murphy’s Law wird heute gequizzt. Auch die anderen Pubs in der Stadt wie Murdock’s oder Flannigan’s Post sind gut gefür füllt. Die Spiele dort sind auf Englisch, in jeder Runde wird stets ein spezielles Thema befragt.

Im Murphy’s Law geht das Quiz in die letzte Runde. „Waldorf & Statler“haben schon eine Schnapsrun­de gewonnen. Nervös sind sie vor der Bekanntgab­e der Sieger nicht, auch wenn sie fast alles wussten. Martin Essig greift derweil ein letztes Mal nach dem Mikrofon, verrät die Antworten der letzten Runde. „Das wussten doch mehr als gedacht“, sagt er. „Gemmologie, das ist die Edelsteinl­ehre!“Die Teams ganz hinten in der Ecke freuen sich hörbar. Die Antworten sind nun bekannt, Platz zwei und drei werden geehrt. Es redet niemand, alle warten auf den Siegername­n. Martin Essig lässt sich keine Zeit, er will seine Gäste nicht mit künstliche­r Spannung nerven.

Kaum jemand wäre überrascht, fiele der Name „Waldorf & Statler“. Doch die Gewinner heute heißen „Webers Knechte“. Ralf und Frank wurden Vierter, aber das macht ihnen nichts. Mit einem ihrer Gutscheine aus den letzten Malen bestellen sie noch zwei Cocktails. Martin wischt da schon den Tisch ab.

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 ?? Fotos: Bernd Hohlen ?? Pub Quiz im Murphy’ s Law. Dieses Team versucht, die Quizfragen zu lösen. Insgesamt werden vier Runden gespielt. Die Siegerteam­s bekommen als Gewinn Getränke.
Fotos: Bernd Hohlen Pub Quiz im Murphy’ s Law. Dieses Team versucht, die Quizfragen zu lösen. Insgesamt werden vier Runden gespielt. Die Siegerteam­s bekommen als Gewinn Getränke.
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Die Quizmaster Martin Essig (links) und Julian Woywod präsentier­en ihre Fragen.

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