Wohnungsbau: Kritik an Landkreistochter
Wohnungen sind begehrt wie lange nicht, doch der Bestand der WBL ist geschrumpft
Deutliche Kritik an der landkreiseigenen Wohnbaugesellschaft WBL hat der SPDKreisrat Franz Neher am Montag im Kreistag geübt. Deren Bautätigkeit bleibe „meilenweit hinter den selbst gesteckten Zielen zurück“, sagte Neher.
Anlass für seine Kritik war die Vorstellung des sogenannten Beteiligungsberichtes. Dieser gibt unter anderem Auskunft über Zustand und Geschäftstätigkeit von Unternehmen, an denen der Landkreis Augsburg beteiligt ist. Die wichtigsten Töchter sind (noch) das Klinikum, die Kreissparkasse, die Augsburger Messe, die Müllverbrennung, der Verkehrsverbund AVV und eben die WBL mit ihren fast 5000 Wohnungen in Augsburg und Umland.
Laut Geschäftsbericht hatte die WBL, die sich derzeit vor Nachfragen kaum retten kann, 2016 rund 150 Wohnungen weniger als im Jahr 2000. Damals erreichte das Unternehmen mit 4900 eigenen Wohnungen seinen bisherigen Höchststand. Aktuell ist die WBL dabei, sich wieder an diese Zahl heranzuarbeiten: Sie baut und plant heuer 180 neue Wohnungen. Als größtes Hindernis nannte Geschäftsführer Josef Hartmann bei einem Auftritt vor Landkreispolitikern im März den Mangel an geeigneten Grundstücken. Neher will das nicht gelten lassen. Er sagte am Montag: „Ich weiß, was geplant ist. Mir fehlen hier Power und Dynamik.“
Die Grünen hatten in den vergangenen Monaten mehrere Anläufe unternommen, um den Landkreis zu mehr Aktivitäten zu bewegen. So forderten sie die Einberufung eines Runden Tisches. Díeser solle ein klares Konzept für eine aktive Wohnungsvermittlung und Schaffung von mehr Wohnraum für alle sozial benachteiligten Menschen im Landkreis erarbeiten.
Tatsächlich hat das Landratsamt inzwischen eine Wohnraumbörse eingerichtet, die Vermieter und Menschen, die sich schwertun, eine Wohnung zu finden, zusammenbringen will. Das sind Alleinerziehende, Arbeitslose, Menschen in schwierigen Lagen oder anerkannte Asylbewerber.
In wie vielen Bereichen des Alltags von rund einer Viertelmillion Menschen der Landkreis inzwischen eine Rolle spielt, spiegelt der Beteiligungsbericht wider. Wichtige Themen sind Entsorgung, Verkehr und Gesundheit. Auf die beiden letztgenannten Themen zielte der Freie-Wähler-Fraktionschef Fabian Mehring in der Debatte über die Tochterfirmen des Landkreises ab.
Mehring forderte, dass der Kreis nach der bevorstehenden Übergabe des Klinikums mehr Gewicht auf die Krankenhäuser in Bobingen und Schwabmünchen legen solle. Dort steckt aktuell die Geburtshilfe in Schwierigkeiten. (siehe oben)
Für den Verkehrsverbund AVV forderte Mehring Nachbesserungen bei der Tarifreform, die in diesem Jahr in Kraft getreten ist. Danach müsse man die Struktur des AVV angehen. Wie mehrfach berichtet, kritisieren die FW die gängige Vergabepraxis bei den Buslinien.
Landrat Martin Sailer (CSU) wiederum würdigt den Beteiligungsbericht als ein Stück Transparenz. Der Landkreis gewähre über die gesetzlichen Verpflichtungen hinaus Einblick in seine Unternehmen und Einrichtungen, in denen überwiegend Männer den Ton angeben.
Darauf wies Silvia Daßler (Grüne) hin. Mit einem Frauenanteil von 20 Prozent in der Führungsriege seien die Töchter des Kreises „weit davon entfernt, die gesetzlichen Zielvorgaben zu erreichen.“
Wichtige Themen sind Gesundheit und Verkehr
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