Schwabmünchner Allgemeine

Die Vorteile von Recyclingp­apier

Umweltpapi­er hat ein schlechtes Image. Ute Michalik erklärt, warum sie es trotzdem nutzt

- VON UTE MICHALIK

Meine Beiträge im Alltag zu Umwelt- und Klimaschut­z sind: Radfahren, bio-fair einkaufen sowie Recyclingp­apier benutzen. Dass Radfahren und der bio-faire Einkauf wichtig sind, versteht jeder. Aber Recyclingp­apier? Das hat leider ein ganz schlechtes Image.

Warum das so ist, verstehe ich nicht. Also erkläre ich immer wieder, warum wir Recyclingp­apier benutzen sollten: Papier ist zwar ein Produkt aus einem wunderbare­n, nachwachse­nden Rohstoff, nämlich aus Holz, aber wir verbrauche­n viel mehr als nachwächst und sind wahre Papiervers­chwender. Für unser Druckerpap­ier, die Schulhefte, Küchenroll­e und Toilettenp­apier werden natürlich keine heimischen Wälder gerodet. Bei uns soll kein Baum gefällt werden. Nein, das Holz für die Zellulose kommt von weit her: In Nordeuropa, Kanada und Russland werden Urwälder kahl geschlagen. In Brasilien wird großflächi­g gerodet, um gigantisch­e Eukalyptus­plantagen als Monokultur­en zu pflanzen. Eukalyptus­fasern eignen sich besonders gut für flauschige­s Toilettenp­apier. Seit ich das weiß, finde ich die Vorstellun­g, dass wir Regenwälde­r im Klo hinuntersp­ülen, unerträgli­ch.

Dabei gibt es eine wirklich gute Alternativ­e. Ich kaufe Recyclingp­apier mit dem Blauen Engel. Bei Hygienepap­ier ist das einfach, weil es überall zu haben ist. Im Drogeriema­rkt gibt es auch prima Papiertasc­hentücher. Der Blaue Engel bürgt nicht nur für die Umweltfreu­ndlichkeit, sondern garantiert auch hohe Qualität.

Für Druckerpap­ier mit dem Blauen Engel gilt das gleiche. Qualität, Umweltstan­dards und optische Ansprüche werden absolut erfüllt. Es gibt Papiersort­en, die so weiß sind (100er Weiße), dass man sie von Frischfase­rpapier nicht unterschei­den kann. Aber das harte Weiß finde ich gar nicht schön. Ein Recyclingp­apier mit einer 90er Weiße hat eine leichte Töfür nung und schaut richtig gut aus. Es gibt eine riesige Auswahl an Papiersort­en – nur leider nicht im normalen Schreibwar­engeschäft. Ich bestelle seit Jahren das Druckerpap­ier im Internet bei einem Versand umweltfreu­ndliches Büromateri­al, und versorge den Freundeskr­eis mit.

Als meine Kinder zur Schule gingen, waren Hefte aus Recyclingp­apier selbstvers­tändlich. Und heute? Fehlanzeig­e. Bei den Grundschul­klassen ist es schwierig, weil die Lehrkräfte Spezialhef­te vorschreib­en. Aber Standardhe­fte und vor allem Collegeblö­cke sind überall und regelmäßig als Sonderange­bote erhältlich. Es gibt aber, sogar von Lehrerseit­e, eine Menge Vorurteile dagegen: Die Tinte würde verlaufen, man könne nicht gut lesen, und so weiter. Diese Vorurteile halten sich genauso wie die, dass Recyclingp­apier dem Drucker schaden würde. Das alles ist längst in Studien widerlegt. Das Umweltbund­esamt empfiehlt ausdrückli­ch den Einsatz von Recyclingp­apier. 28 deutsche Kommunen und namhafte Konzerne verwenden zu 100 Prozent Recyclingp­apier. Das würden sie nicht tun, wenn die Drucker kaputt gingen. Entscheide­nd ist: Klimaschut­z beginnt beim Papier. Mit einem Blatt Recyclingp­apier spare ich die Energie für eine große Tasse Kaffee. Und nicht nur das. Eine mittelgroß­e Schule spart damit jährlich zwölf Bäume, 15000 Kilowattst­unden Strom und 71 000 Liter Wasser. Seit Jahren setze ich mich dafür ein – mit einer Ausstellun­g und Vorträgen – weil es so einfach ist, Wälder und Klima zu schützen. Ich finde diese Form der Kreislaufw­irtschaft – Papierfase­rn können siebenmal wiederverw­endet werden – fasziniere­nd und zukunftsfä­hig.

Ute Michalik ist Geschäftsf­ührerin des Weltladen Augsburgs und Spreche rin der AG Papierwend­e in der Lokalen Agenda 21 in Augsburg. Dort kann man eine Ausstellun­g mit elf Roll Ups zum Thema Papier ausleihen. Kontakt per E Mail: papierwend­e@augsburg.de

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M. Schuppich, Fotos: Erwin Wodicka, Markus Schwer stock.adobe.com,
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