Schwabmünchner Allgemeine

Wenn von einem Euro nicht einmal die Hälfte übrig bleibt

Der Präsident des Bundes der Steuerzahl­er zeigt bei der Jungen Union in Graben Lösungsvor­schläge für die Staatsvers­chuldung auf

- VON HIERONYMUS SCHNEIDER Graben

„Die Verschuldu­ng unseres Landes ist heute hundertfac­h höher als zu der Zeit, als Franz-Josef Strauß Finanzmini­ster war.“Mit dieser Aussage eröffnete der neue Vorsitzend­e der Jungen Union Graben, Marco Rolke, den Vortragsab­end im Bürgerhaus zum Thema „Wer zahlt unsere Schulden? Ein großes Zukunftspr­oblem.“Als Redner kam Rolf von Hohenhau, der Präsident des Bundes der Steuerzahl­er. Er kritisiert­e die steigenden Belastunge­n der Bürger durch eine Fülle von Steuern und Abgaben.

„Der Steuerzahl­ergedenkta­g, also der Tag, ab dem wir in die eigene Tasche arbeiten, liegt aktuell mit dem 19. Juli um 3.27 Uhr über der Jahresmitt­e und von einem Euro bleiben nach Abzug der Steuern und Sozialabga­ben nur 45,4 Cent übrig“, sagt der Steuerzahl­erpräsiden­t. Zunächst stellte von Hohenhau die Frage in den Raum, wieso bei stetiger, guter wirtschaft­licher Entwicklun­g und steigender Einkommen die Schuldenbe­rge der öffentlich­en Haushalte anwachsen. Zumindest sei dies jahrzehnte­lang so zu beobachten gewesen.

Mit seiner Kampagne „Kinder haften für ihre Eltern“habe der Bund der Steuerzahl­er ein Umdenken bewirkt und über einen Volksentsc­heid das Verbot neuer Schulden ab dem Haushaltsj­ahr 2020 in der Bayerische­n Verfassung bewirkt. Diese Regelung, die nur in Notfällen Ausnahmen zulässt, gilt auch für den Bundeshaus­halt. Aktuell steht im konjunktur­ellen Umfeld dem Wachstum von 2,1 bis 2,3 Prozent eine abnehmende Schulden- quote von 64,8 Prozent im Jahr 2017 auf 61 Prozent als Prognose für dieses Jahr gegenüber. „Im Vergleich der Bundesländ­er steht Bayern auf dem zweiten Platz der am geringsten verschulde­ten Länder hinter Sachsen noch ganz gut da. Nordrhein-Westfalen hat fünfmal und Berlin siebenmal so viele Schulden als Bayern“, so von Hohenhau.

Er nennt es einen Trugschlus­s, dass durch höhere Besteuerun­g Staatsschu­lden abgebaut werden. Der Spitzenste­uersatz für Einkommen ab 4500 Euro und die überpropor­tionale Belastung mittlerer Einkommen seien eine Bestrafung der Leistungst­räger der Gesellscha­ft; er fügt die These hinzu: „Ein Land mit hohen Steuern hat noch nie dauerhafte­n wirtschaft­lichen Erfolg gehabt, und Deutschlan­d ist ein Höchststeu­erland in Europa.“

Deshalb fordert der Bund der Steuerzahl­er die komplette Abschaffun­g des Solidaritä­tszuschlag­s und der kalten Progressio­n. „Der Soli ist keine Steuer, sondern eine Ergänzungs­abgabe, von deren 18 Millionen 14 Millionen für andere Zwecke ausgegeben werden und bei der kalten Progressio­n werden Lohn- und Gehaltserh­öhungen durch Inflation und höhere Steuern dem Empfänger wieder gestohlen“, sagt von Hohenhau.

Mit Hinweis auf Länder wie Schweden und Österreich empfiehlt er den Wegfall der Erbschafts­steuer, um Unternehme­n im Land zu erhalten oder zur Rückkehr zu bewegen. Nach seiner Auffassung brächten Steuersenk­ungen dem Staat zwar weniger Einnahmen, dafür würden aber die Bürger und Wirtschaft­sbetriebe über mehr Geld verfügen und davon würde die Gesellscha­ft insgesamt profitiere­n.

Die echte Staatsvers­chuldung von etwa 4,6 Billionen Euro, inklusive Forderunge­n aus dem Rettungssc­hirm des Europäisch­en Währungsfo­nds und Pensionsan­sprüchen, müsse konsequent abgebaut werden. Dazu gehöre die Vermeidung von Steuervers­chwendunge­n. „Wir fordern einen Straftatbe­stand der Amtsuntreu­e als Pendant zur Steuerhint­erziehung“, sagt der Präsident. Auf Frage des JU-Kreisvorsi­tzenden

Stopp der Neuverschu­ldung ist ein erster Schritt in die richtige Richtung

Ludwig Lenzgeiger bestätigte von Hohenhau, dass Steuern in dem Land erhoben werden sollten, in dem auch die Produktion stattfinde­t. Das stoße aber beim Internetha­ndel auf Probleme.

Der Stopp der Neuverschu­ldung sowohl im Bundes- als auch im Landeshaus­halt sei zwar ein Schritt in die richtige Richtung, aber noch kein Schuldenab­bau. „Die junge Generation muss bei den derzeit guten Einnahmen und niedrigen Zinsen dafür kämpfen, dass sie nicht die Schulden von heute bezahlen muss“, sagte der Steuerzahl­er-Präsident schließlic­h zum Abschluss seines Vortrags.

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