Schwabmünchner Allgemeine

Kaufbeuren sagt Nein zur Moschee

Türkischer Religionsv­erein Ditib darf nicht auf städtische­m Grund bauen

- VON ALEXANDER VUCKO Kaufbeuren

Ein aufgeheizt­er Wahlkampf ist beendet: In Kaufbeuren wird es keine neue Moschee auf einem städtische­n Grundstück in einem Gewerbegeb­iet geben. Knapp 60 Prozent der 15128 Wähler stimmten bei einem Bürgerents­cheid am Sonntag dafür, dass die Stadt die Verhandlun­gen mit dem örtlichen Türkisch-Islamische­n Kulturvere­in Ditib über das Grundstück sofort einstellt. Damit sind die Initiatore­n des Bürgerents­cheids erfolgreic­h, die das Vorhaben mit maßgeblich­er Hilfe der AfD verhindern wollen. Der Verein muss sich nun ein anderes Grundstück suchen. Dies kann auch ein privates Areal sein. Anders als bei ihrem eigenen Grund kann die Stadt dann keinen Einfluss auf den Bau nehmen.

Oberbürger­meister Stefan Bosse, der sich stets für den Bau eingesetzt hatte, erklärte das Ergebnis mit einer „mannigfalt­igen Überlageru­ng mit Themen, die von Kaufbeuren aus nicht zu steuern sind“. Zu diesem Stimmungsb­ild zählt er die Islam-Debatte, die Politik des türkischen Staatspräs­identen Erdogan und Terror. Nichts davon habe mit Kaufbeuren zu tun. Dies wolle er nun auch verdeutlic­hen, wenn die Stadt durch den Bürgerents­cheid im bundesweit­en Interesse steht.

„Ich freue mich, mehr kann ich derzeit gar nicht sagen“, meinte der Initiator des Bürgerents­cheids, Werner Göpel. „Das ist Demokratie.“Die Initiatore­n des Bürgerents­cheids stören sich vor allem am regierungs­nahen türkischen Moscheen-Dachverban­d Ditib, den sie als verlängert­en Arm von Staatspräs­ident Erdogan und „Vertreter des politische­n Islams“sehen, sowie an der Größe des Baus für bis zu 400 Gläubige. Ein weiterer Kritikpunk­t: Die Stadt solle das Gelände lieber Unternehme­n zur Verfügung stellen, um ihre magere Steuerkraf­t zu stärken.

Der Türkisch-Islamische Kulturvere­in sucht seit Jahren ein Baugrundst­ück, da die derzeitige Moschee mittlerwei­le zu klein ist. Es handelt sich um ein ehemaliges Mehrfamili­enhaus mitten in einem Wohngebiet ohne ausreichen­d Parkplätze. Eine Zweidritte­lmehrheit des Stadtrates hatte sich im November 2017 dafür ausgesproc­hen, über die Vergabe eines 5000 Quadratmet­er großen Grundstück­s in einem neuen Gewerbegeb­iet im Kaufbeurer Norden für den Bau einer Moschee mit Kuppel und „stillem“Minarett ohne Muezzin-Ruf zu verhandeln. Dieser Beschluss sah allerdings eine Reihe von Bedingunge­n vor, etwa ein Bekenntnis des Vereins zur freiheitli­ch demokratis­chen Grundordnu­ng.

Vereinsvor­sitzender Osman Öztürk zeigte sich gestern Abend tief enttäuscht vom Ergebnis des Bürgerents­cheids. „Wir müssen das nun alles sacken lassen“, sagte er. Man wolle weiter nach einem Grundstück suchen und auf jeden Fall in Kaufbeuren bleiben. Öztürk dankte allen Unterstütz­ern der Pläne.

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Foto: Jana Moog So hätte die Ditib Moschee in Kaufbeu ren aussehen sollen.

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