Unterschiedliche Meinungen zu Mesut Özil
Bei Augsburger Fußballern mit türkischen Wurzeln gibt es Verständnis und Kritik
Das Thema Mesut Özil, sein Rücktritt, seine Rundumkritik, aber auch das Verhalten der Verantwortlichen des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) ist auch ein Thema bei den Augsburger Vereinen mit türkischen Wurzeln.
● vom KreisligaAufsteiger Suryoye sagt deutlich: „Ich finde die ganze Diskussion zu sehr aufgebauscht. Da hätten schon vor der WM klare Worte von Mesut Özil kommen müssen. Aber ewig lange zu schweigen, keine Selbstkritik zu äußern und Angriffe in Richtung DFB zu starten, ist nicht richtig. Zudem hat er sportlich zuletzt auch nicht überzeugt. Mit der Integration haben wir kein Problem, aber dafür muss jeder Einzelne auch selbst etwas tun.“
● Etwas anders sieht es der sportliche Leiter von Türkspor. „Diese ganze Sache mit Mesut Özil tut uns weh. Sie schadet beiden Seiten und der deutsch-türkischen Freundschaft. Es geht doch nicht um Politik, sondern um Sport, besser gesagt um Fußball. Beide Seiten, Özil wie auch DFB-Präsident Reinhard Grindel und Oliver Bierhoff, haben Fehler gemacht. Aber man sollte auch Özils Einstellung akzeptieren. Mit der Integration haben wir keine Probleme bei Türkspor.“
● Integration wird beim TSV Pfersee großgeschrieben. Metin Sen, zweiter Vorsitzender und Fußball-Abteilungsleiter zur Diskussion um Özil: „Ich bin absolut auf Özils Seite. Seine Entscheidung finde ich absolut richtig, denn was er sagt, stimmt. Jetzt hackt jeder auf Özil wegen des Erdogan-Fotos rum und stempelt ihn zu einem, der für das WM-Desaster mitverantwortlich ist. Sicherlich wurden von allen Seiten Fehler gemacht, aber das hat nichts mit Politik, sondern nur mit Fußball zu tun. Die Integration wird beim TSV Pfersee ganz großgeschrieben. Dafür tun wir aber auch etwas.“
● Der Fußball-Abteilungsleiter des Kreisklassisten FC Öz Akdeniz sagt deutlich: „Mesut Özil hat sich nicht richtig verhalten. Er hat sich mit Erdogan fotografieren lassen, der sich nicht demokratisch verhält. Dafür hätte sich Özil vor der Weltmeisterschaft entschuldigen müssen, wie es Gündogan getan hat. Aber abzuwarten wie die Weltmeisterschaft verläuft und dann mit der großen Keule auszuholen ist nicht richtig. Auch der DFB hat Fehler gemacht, aber Özil sollte nicht vergessen welchem Land er seine sportlichen Erfolge zu verdanken hat. Und Vorwürfe wegen der Integration in den Raum zu stellen ist auch daneben. Wir haben damit kein Problem.“
● Der gebürtige Augsburger, der jetzt beim TSV 1860 München II unter Vertrag steht, spielte sowohl in deutschen wie auch türkischen Junioren-Nationalmannschaften. Der 22-jährige Stürmer besitzt nur die deutsche Staatsbürgerschaft. Er sagt: „Das Foto mit dem türkischen Präsident Erdogan war nicht richtig. Özil hätte vor der WM diesen Fehler eingestehen sollen. Im Nachhinein nun zum Rundumschlag auszuholen, hätte er nicht tun sollen.“