Schwabmünchner Allgemeine

Dieses Foto erzählt vom Glück

Der kleine Otto hat es eilig, auf die Welt zu kommen. Seine Eltern landen deshalb spätnachts bei der Wache der Johanniter. Dort steigt gerade eine Hochzeitsf­eier – und das Baby wird geboren. Nun haben sich alle noch mal getroffen

- VON JÖRG HEINZLE

Es war der Zufall, der die Menschen auf diesem Foto zusammenge­führt hat. An einem Wochenende im Juli, in der Rettungswa­che der Johanniter Unfall-Hilfe in Augsburg. Und doch haben sie alle etwas gemeinsam, das sie von nun an mit diesem Tag verbinden können: das Glück. Es ist eine Geschichte von einer besonderen Hochzeitsf­eier und einer ganz besonderen Geburt. Nun haben sich alle Beteiligte­n noch einmal getroffen und über jene aufregende Nacht gesprochen.

Ramona und Daniel Klein haben an dem Wochenende ihre Hochzeit gefeiert. Es war ein Schnapszah­lDatum, Samstag, der 7. Juli. Weil Daniel Klein seit Jahren bei den Johanniter­n engagiert ist und dort auch hauptamtli­ch arbeitet, heiratete er in der Johanniter-Uniform. Und das Hochzeitsf­est fand in der Rettungswa­che der Hilfsorgan­isation in Oberhausen statt. Spätnachts, kurz nach vier Uhr, erlebten das Brautpaar und die noch verblieben­en Gäste dann eine Überraschu­ng. Cornelius Lechner war mit seiner Frau Elisa im Auto auf dem Weg ins Krankenhau­s Josefinum, weil die Geburt ihres zweiten Kindes bevorstand. Doch es ging alles viel schneller, als erwartet. Es reichte nicht mehr bis zum Krankenhau­s. Das spürte Elisa Lechner. Cornelius Lechner wählte deshalb von der B17 aus den Notruf. „Ich wusste nicht, was ich jetzt tun soll – anhalten oder weiterfahr­en“, erzählt er. Ein Mitarbeite­r der Rettungsle­itstelle lotste ihn dann zur nahe gelegenen Wache der Johanniter am Holzweg. Dort befand sich die Besatzung eines Rettungswa­gens in Bereitscha­ft. Elisa Lechner brachte ihr Kind auf der Rücksitzba­nk des Familienau­tos zur Welt, mit der Hilfe der Sanitäter. Die Geburt verlief ohne Zwischenfä­lle. Dem kleinen Otto geht es gut. Elisa Lechner erzählt: „Er hat am Anfang sehr viel geschlafen. Im Krankenhau­s haben sie mir gesagt, dass er bestimmt noch die aufregende Geburt verarbeite­n muss.“

Nun, gut zwei Wochen später, besuchen die glückliche­n Eltern noch einmal die Rettungswa­che. Dieses Mal deutlich entspannte­r. Und alle, die in jener Nacht eine Hauptrolle spielten, sind gekommen. Der kleine Otto schläft ruhig in einer Sitzschale. Die Eltern bedanken sich bei die Sanitätern Ole Kaske und Amelie Oberst. Und es gibt Geschenke: Einen Korb mit Essen und Trinken für die Sanitäter, einen Johanniter-Bobby-Car und einen Stoffbären für Otto. Für den Notfallsan­itäter Ole Kaske war eine Geburt nichts Neues. Er ist seit rund drei Jahrzehnte­n im Rettungsdi­enst im Einsatz und wurde in dieser Zeit zu rund 30 Geburten gerufen. „Im Schnitt ist eine Geburt pro Jahr“, sagt Ole Kaske. Dennoch sei es jedes Mal etwas Besonderes.

Das Treffen soll nicht das Letzte gewesen sein. Die Lechners, die in Petersdorf bei Aindling (Kreis Aichach-Friedberg) wohnen, kündigten an, dass sie wieder mal mit Otto bei den Johanniter­n vorbeischa­uen wollen. Und Sanitäteri­n Amelie Oberst, die auch die Jugendgrup­pe bei den Johanniter­n leitet, hofft schon auf Nachwuchs. Wenn der kleine Otto möchte, dann sei er später herzlich in der Johanniter-Jugend willkommen, sagt er. Schließlic­h habe er ja schon von Geburt an einen besonderen Bezug zu den Rettern.

 ?? Foto: Jörg Heinzle ?? Eine Art „Familientr­effen“bei den Johanniter­n (von links): die Eltern des kleinen Otto, Cornelius und Elisa Lechner und der Bruder Theo, die Sanitäter Ole Kaske und Amelie Oberst und das Brautpaar Ramona und Daniel Klein.
Foto: Jörg Heinzle Eine Art „Familientr­effen“bei den Johanniter­n (von links): die Eltern des kleinen Otto, Cornelius und Elisa Lechner und der Bruder Theo, die Sanitäter Ole Kaske und Amelie Oberst und das Brautpaar Ramona und Daniel Klein.

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