Eine Quelle für Familienforscher
Langerringer Archivare digitalisieren 10000 Sterbebilder und verbinden sie mit den Fotos der Grabstätten
Im Dachkämmerchen des Langerringer Rathauses sitzen die beiden Archivare Wendelin Hämmerle und Peter Zacher und vergleichen Sterbebilder aus einem bei ihnen abgegebenen Schuhkarton mit der umfangreichen Datei im Computer. Mehr als 10000 Sterbebilder haben sie schon in etwa 1500 gemeinsamen Arbeitsstunden eingescannt und archiviert.
Im Jahr 2012 haben sie mit der Sammlung von alten Sterbebildern begonnen und diese laufend aktualisiert. Inzwischen wurde die umfangreiche digitale Sammlung mit den Fotos der jeweiligen Grabstätten hinterlegt.
Weil diese Familiengräber an mehrere Generationen von Verstorbenen erinnern, wurde das Foto hinter jedem Namen der dort bestatteten Personen in der Datei angefügt. Durch einen Link erscheinen dann sofort die Vorder- und Rückseite des Sterbebildes sowie das Bild des Grabsteines auf dem Bildschirm. So entstand eine umfangreiche Dokumentation der Verstorbenen von Langerringen, Westerringen, Gennach und Schwabmühlhausen. Ergänzt wird die Datei durch die Todesanzeigen und Zeitungsberichte sowie sonstige Dokumente von dem Verstorbenen. 1100 Todesanzeigen aus Zeitungen wurden inzwischen erfasst. Familienforscher, die nach Spuren ihrer Vorfahren suchen, können hier Auskünfte erhalten.
„In der heutigen Zeit sind die Sterbebilder nicht mehr so informativ wie früher, als noch Berufe, Kriegsteilnahmen, Titel und Hinweise auf die Umstände des Todes vermerkt wurden“, sagt Peter Zacher. Dafür gab es früher keine Fotos von den Verstorbenen, auf den Rückseiten waren meist religiöse Motive mit der Bitte um Gebet für den Verstorbenen abgebildet. Heutzutage werden schöne Porträtfotos oft mit Bildern kombiniert, die auf etwas hinweisen, was dem Verstorbenen wichtig war.
So ist die Datei im Langerringer Gemeindearchiv auch ein Spiegel der Trauerkultur im Wandel der Zeiten. So waren Sterbebilder bei evangelischen Familien früher nicht üblich. Erst nach 1946 wurden auch hier mehr und mehr Sterbebilder zusammen mit den Grabstätten in die Datei aufgenommen. Die ältesten Sterbebilder aus Langerringen und seinen Ortsteilen stammen aus den Jahren 1870 bis 1883. Die Sammlung ist aber nicht streng auf den Gemeindebereich beschränkt. „Wenn uns jemand historisch wertvolle Sterbebilder bringt, werden diese auch erfasst“, sagt Wendelin Hämmerle und verweist auf ein Sterbebild des Pfarrers Sebastian Kneipp aus Bad Wörishofen, der am Fronleichnamsfest 1897 verstorben ist. Das Sterbebild von vier Frauen aus einer Familie, die beim Luftangriff auf Schwabmünchen am 4. März 1945 ums Leben kamen, zählt ebenfalls zu den historisch wertvollen des Archivs.
Sämtliche dem Archiv überlassene Sterbebilder werden in alphabetischer Reihenfolge aufbewahrt. Auf Wunsch des Überbringers werden diese nach dem Einscannen wieder an ihn zurückgegeben.
An die Einwohner richten die Archivare die Bitte, aufgefundene Bestände von Sterbebildern nicht wegzuwerfen, sondern im Archiv des Langerringer Rathauses abzugeben. „Denn unser nächstes Ziel ist die Zahl von 15 000 Sterbebildern in unserer Datei“, sagen die Sammler von Dokumenten zur Heimatgeschichte.