Was in kleinen und großen Köpfen vorgeht
Königsbrunner Grundschüler bekommen zum Schuljahresabschluss Besuch von einem Autor, der den menschlichen Kopf erklärt. Die Lesung ist aber eigentlich ein Workshop, bei dem die Kinder bald selbst die Experten sind
Einen besonderen Vormittag erlebten die Dritt- und Viertklässler der Grundschule Nord jetzt im Rahmen einer Veranstaltung des White Ravens Festivals. Der tschechische Schriftsteller und Kinderbuchautor Ondrei Buddeus und die deutsche Literaturwissenschaftlerin Tina Rausch kamen aber nicht zu einer üblichen Lesung aus dem mitgebrachten Kindersachbuch des Autors von „Kopf im Kopf“. Es war mehr eine Art Workshop oder eine interaktive Vorlesung und mit einer deutlichen wissenschaftlich-philosophischen Einfärbung, gleichzeitig spielerisch und spaßig.
Auffallend war: Die Kinder waren vom ersten Moment an mittendrin. Buddeus und Rausch nahmen sich zurück und animierten doch immer wieder die Kinder zu Fragen, die sie beantworteten, oder halfen den Kindern, selbst die Antwort zu finden. So wurden die Schüler selbst zu kleinen Experten, obwohl keiner das Buch vorher kannte. Im Kunstunterricht aber hatte sich eine Klasse mit der Thematik „Was bedeutet der Kopf?“beschäftigt. Die Ergebnisse, sogenannte Picasso-Köpfe, waren an einer Pinnwand ausgestellt. Andere Schüler hatten sich mit Sprichwörtern beschäftigt, in denen der Kopf oder Gesichtsteile eine Rolle spielten. Auch dazu gab es einige Zeichnungen. Sehr passend ein Kopf mit großen Ohren, daneben ein Spitzer zur Aufforderung „Spitz deine Ohren!“oder ein Kopf, auf dem mehrere Figuren auf einer zu sehen waren und der den Ausspruch „Auf der Nase herumtanzen“untermauerte.
Die Kinder hatten einen Riesenspaß an der Frage, welche alternativen Ausdrücke sie für „Kopf“kennen würden. „Eierkopf“, „Der hat nix in der Birne“, „Du hast ’ne Schraube locker“, „Du bekommst was auf die Nuss“sprudelte nur so unter Gelächter aus ihnen heraus. Umgekehrt wussten die Grundschüler aber auch eine Menge über die doppelte Bedeutung des Kopfes für uns Menschen. Dass er „Zentrale“ sei und dass viele wichtige Sinne und Funktionen wie Riechen, Schmecken, Hören, Sprechen, Denken durch diesen im Gehirn geleitet würden, kam da als Antwort auf die Frage des Autors.
Wissenshunger kam umgekehrt auch auf, denn Buddeus hatte ja auch Input mitgebracht aus seinem Buch, das für sich schon ein sichtbares „Kopf in Kopf“-Produkt ist, bei dem sowohl die Kopfschmuck- und Gesichtsbedeckungen abgehandelt werden. Er stellt darin aber auch kulturelle Traditionen den ZeitNase geistphänomenen gegenüber (Tätowierung, Piercing) oder befasst sich mit medizinischen Phänomenen wie Kopfschmerzen. Die Kinder konnten gar nicht genug von seinen Erzählungen hören, bei denen Buddeus gleichermaßen Geschichtliches und Geografisches berührte.
Nach dem offiziellen Ende durften alle Kinder noch dableiben, die immer noch dringende persönliche Fragen an den unermüdlich wirkenden Schriftsteller stellen wollten. Daraufhin bildete sich eine lange Schlange.