So geht es am Herrenbach weiter
Die neuen Gutachter sind an der Arbeit. Sie sollen klären, ob weitere Baumfällungen nötig sind. Vertreter der Stadt räumten bei der Bürgerinformation am Freitagabend Fehler und Fehleinschätzungen ein
Die neuen Gutachter für den Herrenbachkanal sind an der Arbeit. Sie haben kleine Bagger auffahren lassen, um zu untersuchen, wie viele große und gesunde Bäume noch weichen müssen, um den Hochwasserschutz für Anwohner sicherzustellen. Umweltreferent Reiner Erben berichtete am Freitagabend in einer Informationsveranstaltung, wie es mit den umstrittenen Fällungen weitergeht.
Anfangs ging die Stadt davon aus, dass 96 Bäume zwischen der Friedberger und Reichenberger Straße fallen müssen. Nach vehementen Protesten von Anwohnern könnte die Zahl am Ende aber geringer ausfallen. Die neuen externen Gutachter für die Bereiche Baumschutz und Wasserbau sollen in den kommenden Wochen die Stabilität des Dammes prüfen und die kritischen Bäume identifizieren, deren möglicher Löcher in den Damm reißen könnte. Erben zufolge sollen sie zuverlässige Daten über die bisherigen Untersuchungen der Stadt hinaus liefern. Sie werden auch Vorschläge machen, wie die Grünanlage am Herrenbach langfristig weiterentwickelt werden kann. Wenn Bäume stehen bleiben und wachsen, müsse klar sein, wie weiter mit ihnen umgegangen wird, so der Umweltreferent.
Das Gutachten soll voraussichtlich Ende Oktober vorliegen. Am 22. Oktober wird dazu die nächste Bürgerinformation stattfinden. Eine weitere öffentliche Information werde rechtzeitig vor möglichen weiteren Fällungen stattfinden, so Erben. Die nächste Fällaktion stehe frühestens Ende November an.
Im September will die Stadt zudem einen Planungssauftag geben, wie der Grünbereich am Herrenbach neu gestaltet werden kann. Grundlage sollen die seit Jahren vor- Ergebnisse eines Ideenwettbewerbs sein. Im Mai und Juni kommenden Jahres werde die Stadt darüber hinaus 100 neue Bäume für 27 bereits gefällte Bäume am Herrenbach pflanzen, kündigte Erben an.
Der Umweltreferent betonte in der Versammlung erneut, dass die bisherigen Fällungen auf dem Damm zwingend notwendig gewesen seien, um Gefahren für Anwohner abzuwenden. Vertreter der Stadt räumten in der Info-Veranstaltung mit rund 40 Teilnehmern im Pfarrsaal Don Bosco jedoch Fehler und Fehleinschätzungen in der Vergangenheit ein. Pressesprecher Richard Goerlich sagte nach heftiger Kritik an der Information der Stadt für Bürgern am Herrenbach: „Wir haben kommunikative Fehler gemacht, die uns leidtun.“In den vergangenen Wochen habe man zugehört und werde nun umfangreich und rechtzeitig vor weiteren BaumUmsturz fällungen informieren. Ein weiterer Kritikpunkt von Bürgern war, dass die Stadt die Bäume am Herrenbach Jahrzehnte lang wachsen ließ und in diesem Frühjahr „Gefahr in Verzug“geltend machte, um in der Vogelbrutzeit mit einer Ausnahmegenehmigung der Regierung von Schwaben zu fällen.
Grünamtsleiterin Anette Vedder berichtete, alle Auflagen seien eingehalten und die Bäume genau untersucht worden. Es seien keine Vögel oder Fledermäuse beeinträchtigt worden. Ein Wespennest sei versetzt worden. Diese Woche sollen zahlreiche neue Fledermauskästen an die noch vorhandenen Bäume gehängt werden, um neue Quartiere zu schaffen.
Auf die Frage, warum vom Tiefbauamt sieben Jahre lang nichts unternommen wurde, obwohl die Gefahren bekannt waren, sagte Markus Haller von der Abteilung Wasserund Brückenbau: „Ich muss zugeliegenden ben, man hätte früher anfangen sollen, Bäume zu fällen.“Bei den Begehungen vor Ort sei ihm aber lange nicht klar gewesen, dass Teile der angrenzenden Wohngebiete tiefer als der Herrenbach liegen, so Haller. Auf die Überschwemmungsgefahren in diesem Bereich habe dann aber das Wasserwirtschaftsamt Donauwörth hingewiesen.
Die Debatte in der Informationsveranstaltung lief teilweise emotional und kontrovers. Ein Bürger meldete sich zu Wort, der die Linie der Stadt voll unterstützte. „Die Bäume gehören gefällt.“Die Baumfällung am Damm sei absolut notwendig. Andere machten geltend, wie wichtig das Grün am Kanal für das Viertel sei. „Die Schönheit des Herrenbachs bestand in dem Zusammenhang der Bäume“, so eine Anwohnerin, eine geplante Grünanlage könne dies nicht ersetzen. Ihre Bitte an die Stadt: „Geben Sie uns zurück, was wir hatten.“