Trotz Hitze sind die Artisten in Hochform
Den Straßenkünstlern kann bei La Strada die pralle Sonne offenbar nichts anhaben. Sie ziehen ihr Programm vor begeistertem Publikum durch. Die Besucher haben ihre eigenen Tricks auf Lager, wie sie etwas Abkühlung finden
Schweißnasse Hände darf man nicht haben, wenn man hoch in der Luft balanciert, einen Tennisschläger im Mund hat, auf dem an einer waghalsigen Konstruktion direkt über dem eigenen Kopf vier Macheten rotieren – und man dann mit vier weiteren Buschmessern jongliert. Kein Problem für Alakazam!
Der junge, fast überall tätowierte Australier ist so cool, dass selbst ein Auftritt in brennender Sonne ihm nichts anhaben kann. Und wenn die Hände doch mal schwitzen, wischt er sie einfach an seinen Shorts ab. Oft muss er das bei seinen Auftritten während des Straßenkünstlerfestivals La Strada am Wochenende nicht machen. „Ich komme aus Australien, dagegen ist das gar nichts hier in Augsburg!“, erzählt er. Am superwarmen Freitag trat er auf dem schattigen Holbeinplatz auf, am Samstagnachmittag ist es auf dem Rathausplatz gar nicht so heiß wie angekündigt.
„Ich stehe auch eine Show in praller Sonne durch, zwei auch, bei vier hintereinander wird es schwierig“, erzählt Alakazam weiter, während die Veranstalter 500 gesponserte Strohhüte an’s Publikum verteilen. Was gut ist, denn mehr als seine Performance beeinflusst das Wetter Alakazams Erfahrung nach das Publikum: „Die Leute gehen bei Hitze weniger mit, aber das ist okay, ich pushe sie dann auch nicht so, dass sie klatschen und mitmachen sollen.“Down Under ist man entspannt.
Das gilt größtenteils auch für das Publikum, das sich an diesem hochsommerlichen Wochenende in die Augsburger Innenstadt aufgemacht hat: Ann-Kathrin und Thomas hatten erst noch geschwankt, ob sie lieber an den Badesee gehen sollen, jetzt sitzen sie auf den Bänken am Rathausplatz, weil doch ein paar Wolken und etwas Wind aufgezogen sind. „Das Wetter passt eigentlich und hält hoffentlich auch wieder bis zum Feuerwerk“, ist Thomas optimistisch. Ganz auf die sonnige Prognose haben Bettina Schramm und Norbert Sauer aus Dillingen gesetzt: „Bei diesem Wetter muss man raus und wir haben spontan entschieden, dass La Strada genau das Richtige ist!“Mit trendiger Sonnenbrille im Haar stehen sie unter einem der großen Schirme an den Verkaufsständen und genießen kühles Bier und Aperol Spritz.
Für Sarah und Lisa, die am Verkaufswagen des Manolitos Getränke ausschenken, ist je heißer natürlich desto besser: „Es war gestern am Freitag schon extrem und wird heute vermutlich noch mehr, da mehr Publikum da ist.“Bier ist vor allem gefragt, aber auch viel Cola und andere alkoholfreie Getränke, ab 22 Uhr auch Longdrinks. Bei den jüngsten darf natürlich ein Eis in der Hand nicht fehlen: Max, 4 Jahre, hat sich für Haselnuss entschieden, seine Schwester Theresa, 8 Jahre, schleckt Erdbeere. Mama Ruth schlendert mit beiden gerade vom Rathaus- zum Holbeinplatz, während der Papa die einjährige Ida im Kinderwagen schiebt. Auch hier sind alle entspannt, was die Hitze betrifft. Nur Paul kommt bei seinem Eis nicht ganz hinterher, Mama Ruth muss mitschlecken, damit die Köstlichkeit nicht über Pauls Händchen wegschmilzt.
Am Holbeinplatz angekommen, erleben sie eine weitere Artistin aus Australien: die Kontorsions-Künstlerin Sara Twister. Um seinen Körper derart weit verbiegen und zusammenfalten zu können, braucht man zum einen extrem flexible Gelenke und gut trainierte Muskeln, zum anderen Wärme! Trotzdem war es Sara am Freitag auf dem Rathausplatz zu heiß: „Straßenkünstler sind wie Fische, es gibt die eine perfekte Temperatur und andere Bedingungen – nicht zu sonnig, nicht zu viel Wind. Am Freitag war es schon extrem, dann läuft es mir wie Wasser in die Augen und ich kann nicht richtig sehen, wenn ich mit meinen Füßen bogenschieße.“Am Samstag ist ihr das Publikum auf dem Holbeinplatz etwas zu matt. „Man hat bei diesem Wetter ja selbst weniger Energie, aber muss doppelt so viel geben, weil von den Leuten weniger kommt.“
Im Lauf des Abends steigt die Stimmung, die Plätze vor den Bühnen und rund um die Orte überall in der Stadt, wo die Artisten zwischendurch kleine Shows zeigen, sind voll und auch die Hüte der Künstler werden gut gefüllt. Wahrhaft heiß und richtig brenzlig wird es dann aber an einer anderen Stelle der Stadt: Ein Bombenfund in Augsburg-Herrenbach bedeutet aus Sicherheitsgründen das Aus für das geplante Feuerwerk um 22.30 Uhr.
Veranstalter und Publikum nehmen auch das gelassen und lauschen statt Knallkörpern der Musik von Crosspop.