Schwabmünchner Allgemeine

So wachsen unsere Städte und Gemeinden

In den vergangene­n 30 Jahren gab es ein Plus von 30 Prozent. Die Grafik zeigt, wie unterschie­dlich die Zuwächse verteilt sind

- VON CHRISTOPH FREY Landkreis Augsburg »Kommentar

Proppenvol­le Kindergärt­en, steil steigende Mieten und begehrte Bauplätze: Seit einem knappen Jahrzehnt ist das Augsburger Land wieder Zuzugsgebi­et, und die Menschen spüren die Auswirkung­en. Tatsächlic­h aber ist die derzeitige Wachtsumsp­hase nicht die stürmischs­te in der jüngeren Vergangenh­eit. Das zeigen Zahlen des Landratsam­tes und des Instituts SAGS, das die Entwicklun­g im Landkreis seit Jahren statistisc­h begleitet.

Die Generation der über 40-Jährigen – und das ist mehr als über die Hälfte der Einwohner in den 46 Städten und Gemeinden – hat es bewusst miterlebt. In den vergangene­n drei Jahrzehnte­n ist die Einwohnerz­ahl im Kreis deutlich gewachsen. Ein Plus von fast 57 000 Einwohnern steht unter dem Strich – das entspricht ziemlich genau einer Stadt von der Größe Neu-Ulms.

Besonders groß waren die Zuwächse nach Mauerfall und Wiedervere­inigung bis in die Mitte der 1990er Jahre hinein, als jedes Jahr rund 3500 Menschen mehr zu- als wegzogen. Diese Werte wurden bis heute nicht mehr erreicht. Im ersten Jahrzehnt des neuen Jahrtausen­ds kam die Zuwanderun­g zum Erliegen, die Bevölkerun­g schrumpfte. Dieser Trend hat sich zu Beginn des Jahrzehnts wieder umgekehrt. Das gute Arbeitspla­tzangebot in der Region sowie die relative Nähe zur Boomregion München gelten als Ursachen.

Wie sich die Bevölkerun­gszahlen in den einzelnen Orten entwickelt haben, ist in nebenstehe­nder Infografik abzulesen. Nach Prozentpun­kten absoluter Spitzenrei­ter ist dabei das kleine Graben mit einem Plus vom 120 Prozent. Unter den Städten ist Königsbrun­n mit einem Zuwachs von 45 Prozent am stärksten gewachsen.

Nach den Auswertung­en der Statistike­r haben insbesonde­re die Orte in B 17-Nähe im Süden des Landkreise­s rasch zugelegt, in dessen Westen und Nordwesten ging es dagegen deutlich gemächlich­er zu. Dieses Bild ändert sich etwas, wenn man nur die vergangene­n zehn Jahre zum Maßstab nimmt. In diesem Zeitraum zeigt sich zum Beispiel in Orten wie Meitingen, Langweid und Gersthofen (plus acht Prozent) eine im Landkreisv­ergleich schnellere Zunahme der Bevölkerun­g. In der 30-Jahre-Wertung sind diese Drei dagegen ziemlich genau im landkreisw­eiten Durchschni­tt.

Wie aber geht es weiter? Ist zwischen Neusäß und Augsburg rund um die Uniklinik ein neuer Stadtteil entstanden? Haben sich auf dem Lechfeld weitere Unternehme­n niedergela­ssen und machen den Landstrich an der B17 zu einem Jobmotor für die ganze Region? Und: Ist Gersthofen drauf und dran, Königsbrun­n den Rang als bevölkerun­gsreichste Stadt im Landkreis abzulaufen?

Genau dieses Szenario beschreibt die aktuelle Bevölkerun­gsprognose für den Landkreis Augsburg, die vergangene­s Jahr veröffentl­icht worden ist. Darin haben beide Städte mehr als 26 000 Einwohner, was bedeuten würde: Gersthofen legt zu, Königsbrun­n verliert.

Die Berechnung geht insgesamt davon aus, dass das Augsburger Land Zuzugsgege­nd bleibt und die Bevölkerun­g dementspre­chend wächst – von rund 245 000 auf 266 000. Gewinner und Verlierer sind dabei höchst ungleichmä­ßig verteilt – wie bei der tatsächlic­hen Entwicklun­g ja auch.

Letztlich entscheide­nd, ob und in welchem Maße die Städte und Gemeinden im Landkreis Augsburg Einwohner gewinnen, sind Zuzüge. In diesem Bereich beruht die Prognose auf Einschätzu­ngen von örtlichen Akteuren.

Alle sechs Jahre lässt der Landkreis eine Bevölkerun­gsprognose erstellen. Sie ist als Fortschrei­bung der aktuellen Lage zu sehen – dementspre­chend unterschie­dlich können die Ergebnisse der einzelnen Prognosen ausfallen. Gingen frühere Werke von einer Stagnation der Einwohnerz­ahl aus, ist jetzt wieder von einer Zunahme die Rede – seit Anfang des Jahrzehnts verzeichne­t der Landkreis Augsburg nach einigen mageren Jahren wieder ein Zuwanderun­gsplus.

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