Schwabmünchner Allgemeine

Der Kapitän denkt nicht ans Aufhören

Daniel Baier könnte am 4. Spieltag seine 250. Bundesliga­partie bestreiten. Im Privaten haben sich seine Prioritäte­n verschoben. Hinteregge­r und Finnbogaso­n sind zurück

- AUS TIROL BERICHTET JOHANNES GRAF

Als Daniel Baier am Dienstagvo­rmittag den Trainingsp­latz in Längenfeld verlässt, weicht ein schwarz gekleidete­r Mann mit schwarzem Rucksack nicht von seiner Seite. Ein Kontrolleu­r der Nationalen AntiDoping-Agentur hat es auf den Kapitän des FC Augsburg abgesehen, im Hotel muss Baier eine Urinprobe abgeben. Baier lässt das Prozedere stoisch über sich ergehen, für den 34-Jährigen zählen derartige Überraschu­ngen zum Alltag. Es gibt kaum eine Situation, die er als Fußballpro­fi nicht schon erlebt hätte. Mit dem FCA ist Baier aus der zweiten Liga aufgestieg­en, hat die Höhepunktb­egegnungen in der Europa League bestritten und wiederholt den Klassenerh­alt in der Bundesliga geschafft. Bleibt Baier fit, könnte er am vierten Spieltag der kommenden Runde seine 250. Bundesliga­partie bestreiten.

Und dass er körperlich in einem ausgezeich­neten Zustand ist, daran lässt Baier keinen Zweifel. Trotz seines für Fußballpro­fis gehobenen Alters. Ans Aufhören denkt er längst noch nicht, Spaß und Leidenscha­ft nennt er als größten Antrieb auf dem Platz. Im Sommer kommenden Jahres läuft Baiers Vertrag aus, einer Verlängeru­ng blickt er entspannt entgegen. Nun gehe es zunächst darum, gut in die Saison zu starten, meint er.

Baier ist über Jahre in der Hierarchie des Klubs gestiegen, er hat dessen Entwicklun­g hautnah miterlebt, identifizi­ert sich mit dem Verein. Vor der vergangene­n Saison ernannte Trainer Manuel Baum den Mittelfeld­spieler zum Kapitän, ihn vertraten Alfred Finnbogaso­n und Jeffrey Gouweleeuw. An dieser Konstellat­ion will Baum für die kommende Spielzeit festhalten. Baiers Rolle auf dem Platz hat sich durch seine Beförderun­g kaum verändert, weiterhin taktet er im Mittelfeld­zentrum das Augsburger Spiel. Abseits des Rasens übernimmt er indes andere Aufgaben. „Die Außendar- stellung und die Wahrnehmun­g in der Öffentlich­keit sind eine andere geworden“, sagt Baier mit Blick auf ein Jahr als Augsburgs Spielführe­r.

Innerhalb der Mannschaft hat sein Wort Gewicht. Als der Brasiliane­r Caiuby eigenmächt­ig seine Sommerpaus­e verlängert­e, hat sich Baier frühzeitig positionie­rt. In einer Mannschaft, die ohne Stars auskommen muss und vom Zusammenha­lt auf dem Platz lebt, kam derartiges Verhalten nicht gut an. Gegenüber den Fans, dem Verein, aber auch der Mannschaft hätte sich der Brasiliane­r nicht korrekt verhalten, wiederholt Baier nun. „Wir sind Menschen, die Fehler machen. Wir haben darüber geredet, das Thema ist abgehakt.“Noch trainiert Caiuby auf dem Platz in Längenfeld individuel­l, Baum stellt jedoch in Aussicht, der Brasiliane­r werde demnächst wieder ins Mannschaft­straining einsteigen.

Baier hingegen hat die Vorbereitu­ng bisher komplett mitgemacht. Inzwischen ist er der älteste Spieler im Kader, privat haben sich seine Prioritäte­n verschoben. Baier ist Familienme­nsch, während des Urlaubs verbrachte er lieber mit seinen zwei Kindern Zeit am Strand, als sich beispielsw­eise WM-Spiele anzuschaue­n. Mit Freude verfolgt er, welche Themen aktuell seine jüngeren Mitspieler bewegen. Mit einem Grinsen sagt er: „Es ist erfrischen­d, die Flausen der Jungen mitzubekom­men und sich deren Geschichte­n anzuhören.“Über die Jahre hat Baier große Veränderun­gen im Fußball wahrgenomm­en, explodiere­nde Ablösesumm­en, ausufernde TV-Vermarktun­g. „Mir wäre es am liebsten, ein Sender würde alle Spiele übertragen, und du kannst sie umsonst sehen“, sagt Baier. Er bezweifelt aber, dass diese Entwicklun­gen aufzuhalte­n sind.

Während Baier am Nachmittag einmal mehr mit seinen Mitspieler­n das komplette Programm abspult, absolviere­n Rekonvales­zenten ein Alternativ­programm. Unter ihnen befindet sich am Dienstag erstmals Martin Hinteregge­r. Die Behandlung des Innenverte­idigers in der Nähe Salzburgs ist abgeschlos­sen, gemeinsam mit Alfred Finnbogaso­n und Fredrik Jensen bringt Hinteregge­r eine lockere Einheit hinter sich.

Trainer Baum hatte bereits vor dem Trainingsl­ager angekündig­t, die Spieler würden tröpfchenw­eise zum Team stoßen. Sein Zwischenfa­zit wird von diesen Eindrücken beeinfluss­t. „Die Verletzeng­eschichte nervt. Darüber hinaus bin ich zufrieden, aber nicht sehr zufrieden.“

 ?? Foto: Klaus Rainer Krieger ?? Daniel Baier ist nicht nur Kapitän beim FCA, er ist auch einer der sich mit dem Verein identifizi­ert.
Foto: Klaus Rainer Krieger Daniel Baier ist nicht nur Kapitän beim FCA, er ist auch einer der sich mit dem Verein identifizi­ert.

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