Arm, aber glücklich in Südafrika
Die Sängerin Thabile präsentiert im Schwabmünchner Kunsthaus nicht nur ihre Stimme. Sie spricht über ihre Kindheit in Johannesburg und die Ziele, die sie mit ihrer Musik erreichen will
Eine außergewöhnliche Künstlerin trat im Kunsthaus des Kunstvereins Schwabmünchen auf. Das bezieht sich nicht nur auf ihren Gesang, sondern auch auf ihre Erscheinung und den Ort der Veranstaltung.
Normalerweise gibt es im Kunsthaus Schwabmünchen vor allem Bilder und Theater zu sehen. Doch zum langen Kunst- und Kulturwochenende schloss sich der Verein mit der Buchhandlung Schmid zusammen und bot im Kunsthaus, weil draußen die Witterungsverhältnisse zu unsicher waren, ein Klangerlebnis der besondern Art. Thabile hieß die Künstlerin, die schon bei ihrem Gang auf die Bühne begeisterte. Ihre Er- scheinung: eine Augenweide. Als sie dann ihre Stimme erklingen ließ, war die Freude komplett: weich, fein, voll, kräftig, gefühlvoll voluminös, und das zu afrikanischen Klängen. Thabile stammt aus einem Township von Soweto in Johannesburg (Südafrika), über das die Zuhörer im Laufe des Abends noch viel erfahren sollten. Arm sei sie gewesen, eines von acht Kindern einer alleinerziehenden Mutter, unterstützt von der Oma. Arm, aber glücklich, denn ihre Familie habe ihr hervorvorragenden Halt gegeben. „Denn alles Glück ist im Kopf“, sagt sie.
Chorsängerin war Thabile, wie ihre Mutter, und träumte nicht nur von einer Karriere als Sängerin, son- dern auch von einem Studium im Ausland. Beides ging in Erfüllung. Ihre Wirtschaftsstudien hat sie dank eines Sponsors in Stuttgart so gut wie abgeschlossen, ihre Gesangskarriere beginnt fantastische Formen anzunehmen. Auch dank ihres Produzenten Steve Bimamisa, der ihr Zutrauen schenkte, ihre Gedanken, Texte und Kompositionsansätze in Lieder umsetzte und produzierte, die Freude ausstrahlen, südafrikanische Probleme ansprechen, eine Hommage an ihre Familie darstellen und zum Nachdenken anregen.
„Ich will durch meine Musik für Südafrika Fortschritte bewirken, diesem Land zu mehr Fortschritt, sozialerem Verhalten, weniger Verbrechen und einem lebenswerteren Leben verhelfen“, sagt sie und wäre gerne eine positive Botschafterin ihres Landes. Einem Land, das aufgrund seiner vielen Bodenschätze goldene Voraussetzungen hat, aber derzeit kaum Vorteile daraus schöpft.
In Deutschland hat sich Thabile in wenigen Monaten hervorragende Kritiken mit ihrer einmaligen Stimme und Einstellung erarbeitet. „Ich bin immer wieder in meiner geliebten Heimat Südafrika, dem Land von so herausragenden Persönlichkeiten wie Nelson Mandela oder Miriam Makeba. Doch dort kennt mich noch niemand. Ich will auch dort Konzerte geben, Freude erzeugen und Umdenken bewirken. Ich denke, die Probleme dieses Landes sind lösbar. Ich würde gerne durch mein wirtschaftliches Wissen und meinen Gesang etwas dazu beitragen“, sagt sie. In Schwabmünchen gelang ihr, was sie in Südafrika noch vor sich hat. Begeistert sog das Publikum alles auf, was Thabile anbot – unter anderem einen Crashkurs in Xhosa, ihrer für Deutsche schwierigen Muttersprache mit für Zuhörer bis dato unbekannten Lauten. Hans Grünthaler sagte zum Abschluss ihres Konzerts, bei dem sie gekonnt von Steve Bimamisa an der Gitarre und Sebastian Neugebauer am E-Piano unterstützt wurde: „Ich bin mir sicher, Thabile macht ihren Weg. Von ihr werden wir noch viel hören.“