Schwabmünchner Allgemeine

Der Rufbus wird zum Linienverk­ehr

Warum sich der Gräbinger und Obermeitin­ger Gemeindera­t für die mittelteur­e Variante ausspreche­n. In Untermeiti­ngen und Klosterlec­hfeld ist hingegen noch keine Entscheidu­ng gefallen

- VON HIERONYMUS SCHNEIDER, VERONIKA LINTNER, SYBILLE HEIDEMEYER UND MICHAEL LINDNER Lechfeld

Die Zeit des Rufbusses auf dem Lechfeld ist in wenigen Monaten vorbei. Die Überführun­g des Modellvers­uchs „Rufbus Lechfeld– Schwabmünc­hen“in den Linienverk­ehr ist beschlosse­ne Sache. Die Frage lautet: Wie soll diese Ausweitung des Linienverk­ehrs aussehen?

Der Augsburger Verkehrsve­rbund (AVV) hat nach einer Probefahrt mit allen beteiligte­n Bürgermeis­tern drei Varianten ausgearbei­tet und angemerkt, dass der Rufbus in den letzten Monaten nochmals leicht an Abfragen zugelegt hat. Der AVV interpreti­ert das so, dass Bedarf an einem Ausbau des Nahverkehr­sangebots besteht und die Umwandlung des Rufbusses in feste Fahrten einen Gewinn für die Region darstellt. Grabens Bürgermeis­ter Andreas Scharf sagte dazu: „Der Rufbusvers­uch war insgesamt positiv und absolut kein Reinfall. Es wurde ein Bedarf festgestel­lt, der nun in vier zusätzlich­en Linienfahr­tzeiten abgedeckt wird.“Der AVV hat die beteiligte­n Gemeinden um Entscheidu­ng gebeten, damit die Umstellung rechtzeiti­g zum Fahrplanwe­chsel ab 9. Dezember erfolgen kann. Eine Ausweitung des aktuellen Verlaufs der Linie 712 würde in der Grundvaria­nte im Jahr etwa 100 000 Euro kosten. Das wäre um etwa 20000 Euro günstiger als die jährlichen Kosten für den Rufbus. Diese Grundvaria­nte mit 17 Haltestell­en in Schwabmünc­hen, Graben, Lagerlechf­eld, Klosterlec­hfeld, Obermeitin­gen und Untermeiti­ngen ist mit 22 Kilometern und 35 Minuten Fahrtzeit kurz und kompakt. Sie hat allerdings den Nachteil, dass insbesonde­re im Stadtgebie­t Schwabmünc­hen wichtige Ziele nicht angefahren würden, darunter vor allem das Krankenhau­s.

Der AVV hat deshalb zwei weitere Varianten vorgelegt. Bei der „Luxus-Variante“wurden ausnahmslo­s alle Wünsche der Gemeinden hinsichtli­ch Linienverl­auf und zusätzlich­er Haltepunkt­e berücksich­tigt. Insgesamt werden dabei 29 Haltestell­en angefahren, drei davon doppelt, um die Anbindung des Krankenhau­ses ohne nennenswer­te Umwege für Fahrgäste vom Lechfeld zu gewährleis­ten. Die Strecke verlängert sich dadurch von 22 auf 35 Kilometer, die Fahrzeit beträgt dann 57 statt 35 Minuten. Die Kosten würden sich pro Jahr auf etwa 155 000 Euro belaufen.

Bei der dritten und letzten Variante wurde ein Großteil der Wünsche der Gemeinden integriert. Die Strecke verkürzt sich auf 31 Kilometer und die Fahrtzeit auf 53 Minuten. Die Kosten würden auf etwa 140 000 Euro jährlich zurückgehe­n; 24 Haltestell­en werden bei dieser Variante angefahren. Der Verlauf wäre für die Lechfeld-Gemeinden nach wie vor sehr kompakt, beinhaltet aber eine Schleife im Süden von Schwabmünc­hen bis zum Krankenhau­s.

Der Gemeindera­t in Graben sprach sich einstimmig für die letzte Variante aus, weil diese im Hinblick auf zusätzlich­e Ziele in den Nachbarort­en und in Schwabmünc­hen eine Verbesseru­ng für die Bürger bedeutet. Der Landkreis hat signalisie­rt, dass er sich an dieser Variante wie bisher mit 60 Prozent beteiligen würde. Die Gemeinden tragen gemeinsam 40 Prozent der Kosten. Daran wäre Graben nach dem Einwohnera­nteil mit rund 13 Prozent beteiligt. Für die ausgeweite­te Variante sind das 7300 Euro jährlich, für den Rufbus zahlt die Gemeinde aktuell 6200 Euro.

Während also in Graben Einigkeit herrscht, diskutiert der Gemeindera­t Untermeiti­ngen weiter über Details. Zwei Faktoren bezeichnet das Gremium als besonders wichtig: Die Linie müsse Orte verbinden, die für das öffentlich­e Leben besonders wichtig sind. Zum Beispiel den Lechring in Untermeiti­ngen und die Bahnhöfe auf dem Lechfeld. Außerdem sollte miteinbere­chnet werden, wie viele Haltestell­en es pro Einwohner in den jeweiligen Ortsteilen gibt. Karl Strass betont, dass eine hohe Anzahl von Haltestell­en auf der Strecke Risiken berge: „Wenn die Bürger zu lange im Bus sitzen, dann schwindet die Akzeptanz für den ÖPNV.“Strass plädiert für einen mutigen Start: „Lieber starte ich mit einer suboptimal­en Lösung, und schaue, wo ich nachbesser­n

kann.“Bestätigun­g erhält er von Untermeiti­ngens Bürgermeis­ter: „Wir können jederzeit nachjustie­ren“, sagt Simon Schropp. Nun müssen die Pläne mit den weiteren Gemeinden, dem AVV und der Bahn abgesproch­en werden. „Die Gespräche gehen weiter“, sagt Schropp.

Franziska Benz vom AVV stellte in der jüngsten Gemeindera­tssitzung in Obermeitin­gen die drei Varianten der Regionalbu­slinie 712 vor. Momentan führt die Linie von Schwabmünc­hen über die Lechfeldge­meinden, Kleinaitin­gen und Oberottmar­shausen nach Bobingen, soll aber in Zukunft nur Schwabmünc­hen und die Lechfeldge­meinden verbinden. Die Gemeinderä­te stimmten der Variante zu, die insgesamt 24 Haltestell­en vorsieht und den Bahnhof in Klosterlec­hfeld einbindet. Für Obermeitin­gen bliebe es

bei den beiden Haltestell­en „Ort“und „Lechfelder Straße“. Das Obermeitin­ger Gewerbegeb­iet soll nicht angefahren werden.

Klosterlec­hfeld hingegen hat die zur Auswahl stehenden Varianten noch nicht im Gemeindera­t beraten. Der Grund: Das Gremium hatte in einer früheren nicht öffentlich­en Beratung entschiede­n, dass der Linienverk­ehr des AVV und die Schulbusse von Obermeitin­gen über die Lechfelder Straße mit Haltestell­en am Gewerbegeb­iet Obermeitin­gen, am Klosterlec­hfelder Sportplatz/Tankstelle­nsiedlung und am Franziskan­erplatz geführt werden. Diese Route ist für große Busse zur Umgehung der Wohngebiet­e erforderli­ch, zumindest bis bei der nächsten Ausschreib­ung der Linie 712 eventuell kleinere Busse zum Einsatz kämen. Dieser Beschluss muss nun erst wieder aufgehoben werden.

 ?? Foto: Hieronymus Schneider ?? Die Bushaltest­elle in der Mitte von Graben bleibt auch im Linienverk­ehr erhalten.
Foto: Hieronymus Schneider Die Bushaltest­elle in der Mitte von Graben bleibt auch im Linienverk­ehr erhalten.

Newspapers in German

Newspapers from Germany