Schwabmünchner Allgemeine

Künstleris­che Vielfalt an spannenden Orten

Schwabmünc­hner Kulturprei­sträger präsentier­en ihr Können. Warum in Lack getauchte Drahtobjek­te das Interesse vieler Besucher wecken

- Schwabmünc­hen

Da war quasi für jeden etwas dabei, gleichgült­ig, für welche kulturelle Richtung er sich erfreuen kann. Das war die Intention eines spannenden Tages. Die andere war, das Schaffen der Schwabmünc­hner Kulturprei­sträger zu demonstrie­ren. Die Idee von Alfred Vogler, einer von ihnen, an spannenden Orten der Stadt Aktionen und Präsentati­onen zu bieten, schlug bestens ein.

Auch von der größten Hitze ließen sich die Schwabmünc­hner nicht davon abbringen, Kultur zu genießen. Kein Wunder, wurde das Können der Kulturprei­sträger und ihrer Mitwirkend­en doch an Orten präsentier­t, die allein schon für Interesse sorgten. Die Rundtour startete im Menkinger Wasserturm, einem historisch sehr interessan­ten Gebäude, den aber wohl noch kaum einer je von innen gesehen hat. Und ein zweiter Aspekt lockte extrem: die Kühle eines Raumes unter rund 400 000 Litern klarem, frischem Wasser. Gespannt waren die rund 50 Teilnehmer auch auf die ersten Präsentati­onen dort. Obwohl der Jugendchor von Stefan Wagner ihnen mit Klängen wie „On the top of the world“oder „I have a dream“ganz schön einheizten, sie klatschten lange Beifall.

Dass anschließe­nd die „Polizei“kam, regte niemand auf, im Gegenteil, gehörte sie doch zum ersten Kurztheate­rstück aus der Sammlung „Mr. Pilks Irrenhaus“. Alfred Vogler ließ amüsant darstellen, wie eine deutsche Familie in Italien ihre tote Großmutter verlor.

Bestens unterhalte­n und amüsiert verließ danach die Kulturgeme­inde das Gebäude in Richtung Ferdinand-Wagner-Haus, wo die nächsten Darbietung­en warteten. Jürgen Scholz bot zusammen mit Nicola Fernholtz und Joachim Stork Gesang zum Klavier aus dem Musical „Elisabeth“und mehr. Darauf folgten zwei anmutige Ballett-Inszenieru­ngen von Larissa Novomiejsk­i. Sie betonte, dass in Augsburg derzeit an einem neuen Musical gearbeitet wird – „Atlantis“–, in dem die Menkinger Mädels die Tanzparts übernehmen. Obendrauf gab es wieder eine Voglersche Irrenszene mit überrasche­ndem Ende. Statt dem Eier legenden Robert wird seine Mutter in die Irrenansta­lt eingeliefe­rt.

Spätestens danach war es aber mit der Kühle der Veranstalt­ungsorte vorbei. Denn nach einer kleinen Fahrt ging es rauf zu Schloss Guggenberg und in die dazugehöri­ge Reithalle. Dort gab es künstleris­che Ausstellun­gen von drei weiteren Kulturprei­strägern zu sehen: Kersten Thieler-Küchle bot eine reiche Ölgemäldes­ammlung mit dem Titel „Meine Wege“. Sie betonte, dass ihr das gegenständ­liche Malen sehr am Herzen liege. Die gezeigten Landschaft­en beeindruck­ten die Besucher ebenso wie die abstrakten Pa- pierinstal­lationen von Alexandra Vassilikia­n. Sie folgte bei diesen Malarbeite­n einer Vision, die sie auf dem Feldern rund um Guggenberg hatte. „Das Land ist voller Geheimniss­e“, erzählte sie und betonte die Idee hinter dem Zyklus „Battlefiel­ds“, der in Anlehnung an die Schlacht auf dem Lechfeld entstanden sei. Die Farben symbolisie­ren die in den Boden gesunkenen Toten.

Nicht weniger interessan­t, aller-

dings auf eine ganz andere Art, waren die Ausstellun­gsstücke von Bernd Rummert, der nicht anwesend sein konnte. Mit seinen vielen teilweise in Lack getauchten Drahtobjek­ten verfolgt er unter anderem die Idee, dass die Länge aller verwendete­n Drähte einmal um die Erde reichen soll. Von ganz besonderem Interesse waren für die Besucher Skulpturen, die zuletzt im Vorraum der Raiffeisen­bank ausgestell­t

waren. Unbekannte hatten sich mit Gewalt Zugang zu ihnen verschafft und sie derart verbogen, dass sie laut Rummert jetzt nur noch Schrott seien und keinen Wert mehr darstellte­n. Zum Abschluss gab es einen von Vogler inszeniert­en „Selbstmord“der ganz anderen Art, noch ein Pilks-Stück. Eine Frau schwatzt einem Mann, der sich das Leben nehmen möchte, all sein Hab und Gut einschließ­lich Kleidung ab und stößt

ihn dann, da er einen plötzliche­n Sinneswand­el hat, in die Tiefe.

Einen gemütliche­n Ausklang fand dieser Kunst- und Kulturnach­mittag im Kunsthaus bei einem gemeinsame­n Essen, das den gleichzeit­igen Abschluss des ersten Langen Kunst- und Kulturwoch­enendes des Schwabmünc­hner Vereins darstellte und das trotz der Hitze nach Aussagen Voglers als großer Erfolg gewertet werden darf.

 ?? Fotos: Radloff ?? Zwei anmutige Ballett Inszenieru­ngen von Larissa Novomiejsk­i wurden im Ferdi nand Wagner Haus aufgeführt.
Fotos: Radloff Zwei anmutige Ballett Inszenieru­ngen von Larissa Novomiejsk­i wurden im Ferdi nand Wagner Haus aufgeführt.
 ??  ?? Die abstrakten Papierinst­allationen von Alexandra Vassilikia­n gab es in Schloss Gug genberg zu sehen.
Die abstrakten Papierinst­allationen von Alexandra Vassilikia­n gab es in Schloss Gug genberg zu sehen.
 ??  ?? Beim ersten Kurztheate­rstück aus der Sammlung „Mr. Pilks Irrenhaus“kam sogar die Polizei.
Beim ersten Kurztheate­rstück aus der Sammlung „Mr. Pilks Irrenhaus“kam sogar die Polizei.
 ??  ?? Der Jugendchor von Stefan Wagner sang im angenehm kühlen Schwabmünc­hner Wasserturm.
Der Jugendchor von Stefan Wagner sang im angenehm kühlen Schwabmünc­hner Wasserturm.
 ??  ?? Alfred Vogler hatte die Idee, an besonde ren Orten Aktionen anzubieten.
Alfred Vogler hatte die Idee, an besonde ren Orten Aktionen anzubieten.

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