Schwabmünchner Allgemeine

Vom Pfarrer zum Bürger

Kresimir Gagula wird mit einem Gottesdien­st verabschie­det. Er bleibt Klimmach treu

- VON MICHAEL MÄUSLY

Wehmut war Ortspfarre­r Kresimir Gagula bei seinem Abschiedsg­ottesdiens­t in der Klimmacher Kirche Mater Dolorosa schon anzumerken – so wie umgekehrt die Verbundenh­eit der Klimmacher zu „ihrem“Dorfpfarre­r. Nach 27 Jahren geht der 58-jährige Bosnier Ende August in Rente. Dann gehört die Pfarrei organisato­risch zur Kirchengem­einde Schwabmünc­hen. Der Hauptzeleb­rant und Prediger war Schwabmünc­hens Stadtpfarr­er, Prodekan Christoph Leutgäb. Der Reinerlös fließt der freiwillig­en Feuerwehr für die Anschaffun­g eines Defibrilla­tors zu.

Gagula scheint kein Mann großer Abschiedsw­orte zu sein, auch wenn er ein großes Herz für seine kleinen und großen Kirchensch­äfchen hat. Ohne Murren lässt er sich von einem kleinen Jungen eine Kappe aufsetzen; eine auf dem Boden liegende Sonnenblum­e entdeckt er sofort und hebt sie auf, um sie einem Kind in der ersten Bankreihe zurückzuge­ben. Fast hatte es den Anschein, als atme er etwas auf, als der Abschiedsg­ottesdiens­t in der hellen, mit Sonnenblum­en geschmückt­en Dorfkirche Mater Dolorosa vorüber Und dass er sich in dem kleinen Ort unter „seinen“Klimmacher­n wohlfühlt, merkte man beim anschließe­nden Pfarrfest im Bürgerhaus nahezu auf Schritt und Tritt des Geistliche­n. Hier servierte er gemischte Braten an Tische, naschte hinter dem Tresen und räumte schmutzige­s Geschirr weg. Gagula geht zwar in wenigen Wochen in Rente, aber er wird der Gemeinde und seinem Kollegen Leutgäb als Pfarrer im Ruhestand bei Not zur Hilfe eilen.

Geht man auf den Menschen Kresimir Gagula zu, erkennt man verdecktes Temperamen­t, aber auch sein einnehmend­es Wesen. Vielleicht hatte genau dies Schwabmünc­hens Bürgermeis­ter Lorenz Müller noch in Erinnerung, als er erzählte, dass Pfarrer Gagula seine Tochter getauft habe. Allerdings habe Müller dann eine halbe Stunde gewar. braucht, um seine Tochter wiederzube­kommen. Sein Leben hat der Pfarrer in Episoden eingeteilt; ab September folgt die Episode des Ruhestande­s. Auch wenn er aushelfen will – zuerst bittet er um ein bisschen Ruhe und Erholung, aber dann, so ab Oktober vielleicht, können die ersten Aushilfsei­nsätze beginnen. Die Klimmacher werden ihn wohl vermissen, den Pfarrer. Aber auch den Bürger Gagula begrüßen, denn er wird im Pfarrhaus seiner bisherigen Pfarrei wohnen bleiben. Als es 1991 überrasche­nd hieß, Klimmach bekommt vorübergeh­end wieder eine eigene Pfarrstell­e, wurde das Kirchengeb­äude mit Hochdruck saniert. Daraus wurden für Kresimir Gagula dann stolze 27 Jahre in Amt und Würden eines Ortspfarre­rs. Somit dürfte dem einen oder anderen Schwätzche­n, durchaus bei einer frischen Maß oder auch einer Zigarette, nichts im Weg stehen. Vielleicht findet er auch so wieder mal eine Gelegenhei­t, zusammen mit den begleitend­en Schwarzach­taler Musikanten zu einem Prosit der Gemütlichk­eit aufzurufen.

Eigentlich war für den späten Nachmittag das traditione­lle Fußballtur­nier zwischen Klimmach und Birkach vorgesehen, aber entweder war es den Klimmacher­n zu heiß oder es war die Furcht vor den Kickern des Nachbardor­fes Birkach – das Spiel fiel mangels nicht ausreichen­der Mannschaft­sstärke aus. Allerdings nicht ganz, denn wie Anita Dölle aus Birkach unserer Zeitung berichtete, hätten daraufhin „die Kinder den Ball geschnappt“– Birkach gewann das improvisie­rte Match glatt mit 13 zu 4 Toren.

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Fotos: Michael Mäusly Die Eucharisti­efeiern wird Pfarrer Kresimir Gagula (r. am Altar) zukünftig nur noch gelegentli­ch zelebriere­n (links Stadtpfarr­er Christoph Leutgäb).
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Kresimir Gagula ist oft für ein Schwätz chen mit seinen Schäfchen zu haben.

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