Vom Pfarrer zum Bürger
Kresimir Gagula wird mit einem Gottesdienst verabschiedet. Er bleibt Klimmach treu
Wehmut war Ortspfarrer Kresimir Gagula bei seinem Abschiedsgottesdienst in der Klimmacher Kirche Mater Dolorosa schon anzumerken – so wie umgekehrt die Verbundenheit der Klimmacher zu „ihrem“Dorfpfarrer. Nach 27 Jahren geht der 58-jährige Bosnier Ende August in Rente. Dann gehört die Pfarrei organisatorisch zur Kirchengemeinde Schwabmünchen. Der Hauptzelebrant und Prediger war Schwabmünchens Stadtpfarrer, Prodekan Christoph Leutgäb. Der Reinerlös fließt der freiwilligen Feuerwehr für die Anschaffung eines Defibrillators zu.
Gagula scheint kein Mann großer Abschiedsworte zu sein, auch wenn er ein großes Herz für seine kleinen und großen Kirchenschäfchen hat. Ohne Murren lässt er sich von einem kleinen Jungen eine Kappe aufsetzen; eine auf dem Boden liegende Sonnenblume entdeckt er sofort und hebt sie auf, um sie einem Kind in der ersten Bankreihe zurückzugeben. Fast hatte es den Anschein, als atme er etwas auf, als der Abschiedsgottesdienst in der hellen, mit Sonnenblumen geschmückten Dorfkirche Mater Dolorosa vorüber Und dass er sich in dem kleinen Ort unter „seinen“Klimmachern wohlfühlt, merkte man beim anschließenden Pfarrfest im Bürgerhaus nahezu auf Schritt und Tritt des Geistlichen. Hier servierte er gemischte Braten an Tische, naschte hinter dem Tresen und räumte schmutziges Geschirr weg. Gagula geht zwar in wenigen Wochen in Rente, aber er wird der Gemeinde und seinem Kollegen Leutgäb als Pfarrer im Ruhestand bei Not zur Hilfe eilen.
Geht man auf den Menschen Kresimir Gagula zu, erkennt man verdecktes Temperament, aber auch sein einnehmendes Wesen. Vielleicht hatte genau dies Schwabmünchens Bürgermeister Lorenz Müller noch in Erinnerung, als er erzählte, dass Pfarrer Gagula seine Tochter getauft habe. Allerdings habe Müller dann eine halbe Stunde gewar. braucht, um seine Tochter wiederzubekommen. Sein Leben hat der Pfarrer in Episoden eingeteilt; ab September folgt die Episode des Ruhestandes. Auch wenn er aushelfen will – zuerst bittet er um ein bisschen Ruhe und Erholung, aber dann, so ab Oktober vielleicht, können die ersten Aushilfseinsätze beginnen. Die Klimmacher werden ihn wohl vermissen, den Pfarrer. Aber auch den Bürger Gagula begrüßen, denn er wird im Pfarrhaus seiner bisherigen Pfarrei wohnen bleiben. Als es 1991 überraschend hieß, Klimmach bekommt vorübergehend wieder eine eigene Pfarrstelle, wurde das Kirchengebäude mit Hochdruck saniert. Daraus wurden für Kresimir Gagula dann stolze 27 Jahre in Amt und Würden eines Ortspfarrers. Somit dürfte dem einen oder anderen Schwätzchen, durchaus bei einer frischen Maß oder auch einer Zigarette, nichts im Weg stehen. Vielleicht findet er auch so wieder mal eine Gelegenheit, zusammen mit den begleitenden Schwarzachtaler Musikanten zu einem Prosit der Gemütlichkeit aufzurufen.
Eigentlich war für den späten Nachmittag das traditionelle Fußballturnier zwischen Klimmach und Birkach vorgesehen, aber entweder war es den Klimmachern zu heiß oder es war die Furcht vor den Kickern des Nachbardorfes Birkach – das Spiel fiel mangels nicht ausreichender Mannschaftsstärke aus. Allerdings nicht ganz, denn wie Anita Dölle aus Birkach unserer Zeitung berichtete, hätten daraufhin „die Kinder den Ball geschnappt“– Birkach gewann das improvisierte Match glatt mit 13 zu 4 Toren.