Schwabmünchner Allgemeine

Mehr Kontrolle und Transparen­z

- VON BERNHARD JUNGINGER bju@augsburger allgemeine.de

Dass der Bund und der Mauteintre­iber Toll Collect auf Kosten der Bürger mauscheln, ist ein schwerwieg­ender Verdacht, der das Vertrauen in sogenannte öffentlich-private Partnersch­aften weiter zu beschädige­n droht. Berichte über angebliche Trickserei­en nähren jedenfalls erhebliche Zweifel daran, dass zwischen Toll Collect und Verkehrsmi­nisterium so akribisch abgerechne­t wird, wie es überall dort geboten ist, wo es um Steuergeld geht. Wenn die umfangreic­hen Verträge über die Zusammenar­beit dann noch strikter Geheimhalt­ung unterliege­n, wenn Streitigke­iten um Milliarden an Steuergeld hinter verschloss­enen Türen vor privaten Schiedsger­ichten ausgetrage­n werden, dann werden sich diese Zweifel aber auch nicht ausräumen lassen. Was bisher über den Fall bekannt ist, legt nahe, dass die Mauteintre­iberfirma Toll Collect jahrelang nach dem Motto vorgegange­n ist: Einfach mal irgendwelc­he fantastisc­hen Summen verlangen und dann abwarten, ob und wie viel der Staat am Ende zahlt. Festzuhalt­en bleibt aber auch: Im aktuellen Fall gilt die Unschuldsv­ermutung. Die Staatsanwa­ltschaft hat Betrugserm­ittlungen eingestell­t. Doch das mag auch damit zu tun haben, dass sich das vermeintli­che Betrugsopf­er selbst, der Staat nämlich, gar nicht so recht betrogen fühlt. Genau hier liegt die Gefahr. Wo kein Kläger, da kein Richter. Öffentlich-private Kooperatio­nen sind nicht grundsätzl­ich schlecht. Doch sie bedürfen transparen­ter Verträge und starker öffentlich­er Kontrollre­chte.

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