Höhmannhaus: Aus vielen Gründen ein Aufreger
Die Diskussion um die Mieten im städtischen Gebäude hat viele Facetten. Stadt und Kulturreferent geben in dieser Sache kein gutes Bild ab. Auch der Umgang mit Mitarbeitern steht in der Kritik
Schwer einzuschätzen, dieser „Fall Höhmannhaus“, der in Augsburg gerade so kontrovers diskutiert wird. Hat Christof Trepesch, der Leiter der Städtischen Kunstsammlungen, jahrelang zu wenig Miete bezahlt? Hat er sich einen Vorteil verschafft, indem er als Verwalter der städtischen Immobilie die Mieten dort selbst mit festlegte? Und welchen Anteil hat die Stadt – oder besser: das Kulturreferat – an der vertrackten Situation, die letztlich ein Disziplinarverfahren gegen Trepesch und einen weiteren städtischen Beamten nach sich zog?
Es gibt viele Fragen, die Kulturreferent Thomas Weitzel und die Juristen der Augsburger Verwaltung bislang nicht beantwortet haben. Stattdessen behelfen sie sich mit Allgemeinplätzen: Man nehme „aus Gründen des Datenschutz- und Persönlichkeitsrechts zu dienstrechtlichen Themen, die Einzelpersonen betreffen, keine Stellung“, heißt es lapidar.
Eindeutig beziehen dagegen Museumsexperten und Kunstförderer Position, die sich mit Briefen an unsere Redaktion wandten. Viele haben in den letzten Jahren mit Chrisselbst tof Trepesch zusammengearbeitet. Der 51-Jährige ist nicht nur Chef der Augsburger Ausstellungshäuser, er ist auch Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der Museen in Bayern und verfügt über ein dichtes Netzwerk. Er sei ein Mann, heißt es, der sich nicht in Depots und hinter Büchern verstecke, sondern sich mühe, mit wenigen Mitteln und wenig Personal das Beste für die Museen in Bayern, vor allem aber in Augsburg herauszuholen.
Die fachliche Leistung Trepeschs stellt in der aktuellen Debatte auch keiner infrage. In seine Amtszeit – der Saarbrücker trat 2004 die Nachfolge von Björn Kommer an – fallen Großprojekte wie die Ausstellung „Zarensilber“, die den kleinen Augsburger Kunstsammlungen als erstem städtischen Museum überhaupt eine Kooperation mit dem Moskauer Kreml einbrachten. Kunstförderer wie Hubert Stärker, Georg Haindl oder der inzwischen verstorbene Augsburger Ehrenbürger Kurt F. Viermetz unterstützen die Museen finanziell, um Kunst anzukaufen oder um Stellen zu finanzieren, für die die Stadt kein Geld hätte. Ohne die Kontakte Trepeschs, sagen Kenner, wäre dies alles nicht denkbar.
Das ist eine Seite der Medaille. Auf der anderen steht die Frage nach der Rechtmäßigkeit jener günstigen Miete, die Trepesch für seine Privatwohnung im Höhmannhaus bezahlt. Etwas mehr als vier Euro pro Quadratmeter sollen es sein – ein Spottpreis für die wachsende Stadt Augsburg, in der günstiger Wohnraum längst zur Mangelware geworden ist. Dass er selbst über die Miethöhe mit entschied, hat darüber hinaus ein „Gschmäckle“. Trepesch hätte sich darauf nie einlassen dürfen.
Aus all diesen Gründen taugt der Fall Höhmanhaus auch zu einer zweiten Diskussion, die von Neid befeuert sein mag: Wie kann es sein, dass ein leitender Angestellter mit gutem Gehalt so günstig wohnt, während Menschen in finanziell prekärer Situation keine Bleibe finden, weil sie sich die Mieten nicht leisten können? Allzu schnell wird da das Bild des raffgierigen, korrupten Großkopferten heraufbeschworen, der seine Position zum eigenen Vorteil nutzt.
Die Stadt als oberste Dienstherrin des Kunstsammlungsleiters hat bislang wenig getan, um der Diskussion ihre Schärfe zu nehmen. Im Gegenteil: Kulturreferent Thomas Weitzel gab vor zwei Wochen auf
bekannt, der Stadt
AZ-Anfrage
könnte durch die Situation im Höhmannhaus „ein Schaden in nicht unerheblicher Höhe“entstanden sein. Was er auch sagte, ohne dass zu diesem Zeitpunkt die Notwendigkeit dazu bestand: Gegen zwei Mitarbeiter seien dienstrechtliche Maßnahmen eingeleitet worden. Weitzel stellte Trepesch und einen weiteren Beamten der Kunstsammlungen damit ins Feuer, ohne sich gleichzeitig für eine rasche öffentliche Aufklärung einzusetzen.
Nicht nur Stadträte, auch Museumsexperten und Bürger wundern sich über diesen Umgang mit der Fürsorgepflicht. Zwar schob die Stadt nach, dass ein Disziplinarverfahren auch dazu diene, „ausdrücklich alle entlastenden Umstände zu ermitteln“. Doch selbst wenn sich herausstellte, dass bei der Verwaltung der Immobilie alles rechtmäßig lief: Christof Trepeschs Name wird für immer auch mit der Debatte um günstige Mieten im Höhmannhaus verbunden sein. Dies erinnert an einen ähnlichen Fall vor drei Jahren im Parktheater Göggingen: Damals trennte sich die Kurhaus-Theater GmbH wegen des Verdachts auf Untreue überraschend von ihrem bislang unbescholtenen Geschäftsführer. Die Gesellschaft – sie liegt zur Hälfte in Händen der Stadt, auch hier ist das Kulturreferat federführend – hatte die Vorfälle offiziell bestätigt. Die Staatsanwaltschaft konnte zwei Jahre später jedoch „kein gravierendes Fehlverhalten“des Kulturmanagers feststellen. Sein Job und seine Reputation waren dennoch dahin.
Fürs Höhmannhaus heißt dies: Die Fakten müssen schnell auf den Tisch, sonst macht sich die Stadt angreifbar. Der Inhalt des Gutachtens, das den Kunstsammlungschef angeblich belastet, ist bislang nicht einmal allen Stadträten bekannt. Dasselbe gilt für die Begründung des Liegenschaftsamts, das zum Schluss kam, die Mieten im Höhmannhaus seien angemessen. Außenstehende können die Rechtmäßigkeit des Disziplinarverfahrens aber nur einschätzen, wenn sie auch erfahren, welche Vorwürfe zu dessen Einleitung führten.
Und aus einem zweiten Grund ist Aufklärung nötig: Weitzel muss weiter mit Trepesch zusammenarbeiten. Die Museen stehen derzeit sogar im Fokus des Kulturreferenten; er arbeitet an einem Konzept, das die inhaltliche und organisatorische Zukunft der Kunstsammlungen aufzeigen soll. Dem Leiter der Museen kommt in diesem Prozess eine wichtige Aufgabe zu. Trepesch, ist zu hören, setzt sich dabei intensiv für ein neues Römisches Museum ein. Das wiederum dürfte die Stadtregierung nerven: Sie kann sich ein neues Ausstellungshaus aktuell nicht leisten und hat das Römermuseum auf Eis gelegt. Doch das steht wieder auf einem anderen Papier.
Viele Fachleute beziehen eindeutig Stellung für Trepesch