Schwabmünchner Allgemeine

Outdoor Visionär stirbt mit 88 Jahren

Hubert Schöffel machte das Unternehme­n zu einem der führenden Hersteller von Sport- und Freizeitmo­de

- VON NORBERT STAUB UND MICHAEL LINDNER Schwabmünc­hen Bahnhofstr­aße 17, 86830 Schwabmünc­hen Telefon 08232/9677 65 abo@schwabmuen­chner allgemeine.de Telefon 08232/9677 50 Fax: 08232/9677 21 anzeigen@schwabmuen­chner allgemeine.de

Hubert Schöffel ist tot. Der Seniorchef des weltweit erfolgreic­hen Outdoor-Spezialist­en starb im Alter von 88 Jahren in seiner Heimatstad­t Schwabmünc­hen. Dies gab die Familie jetzt in einer Pressemitt­eilung bekannt.

Der Unternehme­r schlief demnach friedlich im Kreise seiner Familie ein. „Hubert Schöffel war bis zuletzt sehr aktiv und fit. Als Opernfreun­d war er noch letzte Woche bei den Festspiele­n in Salzburg“, sagte eine Unternehme­nssprecher­in auf Nachfrage unserer Zeitung. Der Seniorchef übernahm das seit 1804 bestehende Familienun­ternehmen als 28-jähriger junger Mann in sechster Generation von seinem Vater Ludwig Ende der 1950er-Jahre. Sein älterer Bruder fiel während des Zweiten Weltkriegs in Russland. Hubert Schöffel und seine Frau Lydia, die 1999 starb, machten das Unternehme­n, in dem schon immer Bekleidung angefertig­t wurde, zu einem der führenden Hersteller von Ski- und Outdoorbek­leidung. In den 1960er-Jahren begann der Aufschwung. Die Arbeitszei­t sank während des Wirtschaft­swunders, sodass die Menschen mehr Freizeit hatten. Und auch mehr Geld. Hubert Schöffel erkannte das Potenzial und spezialisi­erte sein Unternehme­n auf Sport- und Freizeitbe­kleidung.

Dabei kam ihm zugute, dass er selber ein begeistert­er Bergwander­er war. Mit seinem Vater, einem Gründungsm­itglied des Deutschen Alpenverei­ns, und später mit seinem Sohn Peter, der heute das Unternehme­n führt, war er viel in den Alpen unterwegs und erkannte, was Bergwander­er und Skifahrer brauchten. Hubert Schöffel wagte immer wieder Innovation­en: Elastische Bundhosen machten die Bewegung bequemer, es folgten Polster im Anorak und dann machten kräftige Farben endgültig klar, dass Sportmode nicht länger schwer und grau sein muss, sondern schick und bunt. Damals war es eine Revolution und im Handel zunächst nicht unumstritt­en. Doch wenn Hubert an etwas glaubte, setzte er seinen Weg konsequent fort. So auch bei der Kooperatio­n mit der Firma Gore, die Anfang der 1980er-Jahre eine revolution­äre Klimamembr­an auf den Markt gebracht hatte: GoreTex. Denn es schien so, als dass die bis heute weltweit beliebte windund wasserdich­te Gore-Tex-Membran schon zum Scheitern verurteilt sei, weil technische Probleme die Kunden verunsiche­rten. Doch Hubert Schöffel war von dem strapazier­fähigen und leichten Produkt so überzeugt, dass er die Kapazitäte­n zur Herstellun­g von 24 000 Jacken für seine Firma bestellte, ohne auch nur einen Auftrag zu haben. Das Schwabmünc­hner Unternehme­n nähte als Erstes die revolution­äre Membran in seine Jacken ein. Der Erfolg gab dem beharrlich­en Outdoor-Visionär recht, das Geschäft mit der Klimamembr­an boomte.

Schöffel wurde zu einem führenden Hersteller von funktionel­ler Skiund Outdoorbek­leidung und ist es bis heute geblieben. Der Umsatz stieg von fünf Millionen Mark im Jahr 1980 auf 40 Millionen Mark 1990. Die Schöffel-Gruppe erzielte vergangene­s Jahr einen Umsatz von rund 100 Millionen Euro.

1986 stieg Huberts einziger Sohn Peter Schöffel in das elterliche Unternehme­n ein und übernahm Anfang der 1990er-Jahre die Geschäftsl­eitung. Der bis zuletzt mobile Seniorchef, der in seinem eigenen Haus lebte, besuchte das Unternehme­n regelmäßig. Nach Angaben des Unternehme­ns ließ er als Ehrenvorst­and der Geschäftsf­ührung „konkret gefragt seine Erfahrung einfließen“und stand beratend zur Seite. SCHWABMÜNC­HNER ALLGEMEINE

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Foto: Schöffel Hubert Schöffel als 23 Jähriger beim Aufstieg auf die Weißkugel in den Ötzta ler Alpen.
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