Wie vereinbar sind Job und Kind?
Das Arbeitsleben zwischen Elternzeit und Kitaschließzeiten
Zwei Fragen bekommen meine Frau und ich im Moment häufig gestellt. Bei ihr ist es: „Wie machst du es zukünftig mit der Arbeit?“Bei mir: „Nimmst du auch Elternzeit?“Nun ließe sich ein langer Diskurs anstrengen, ob es nicht antiquiert ist, automatisch anzunehmen, dass die Frau erst einmal daheim beim Nachwuchs bleibt. Aber das würde zu weit führen. Denn uns und vermutlich viele andere Familien in derselben Situation beschäftigen deutlich praktischere Fragen.
Mit einem Gehalt eine Immobilie abzuzahlen und die laufenden Kosten zu decken, das ist für uns dauerhaft nicht drin. Was im Umkehrschluss bedeutet, dass meine Frau nach einer Pause wieder arbeiten wird. Und hier stellt sich schon jetzt eine durchaus entscheidende Frage: Wie gut sind Beruf und Familie tatsächlich vereinbar?
Hier hat sich in den vergangenen Jahren viel getan. Das Elterngeld und die zugehörigen Regelungen verhindern in Deutschland amerikanische Verhältnisse: In den USA stehen junge Menschen oft vor der Frage, ob sie sich Kinder überhaupt leisten können. Denn finanzielle Hilfen oder ein Rückkehrrecht in den Job gibt es schlicht nicht. In Deutschland konnten frühere Generationen nur davon träumen, dass beide Elternteile eine Auszeit nehmen können, um sich ihren Kindern zu widmen. Daher ist meine Antwort auf die Frage nach der Elternzeit: „Natürlich nehme ich die.“Das eigene Kind intensiv aufwachsen zu sehen und meine Frau zu entlasten, das will ich mir um nichts in der Welt entgehen lassen.
Engagiert haben sich viele Kommunen und andere Träger in den vergangenen Jahren beim Aufbau der frühkindlichen Betreuung. In den letzten zehn Jahren ist so ein flächendeckendes Netz von Krippen entstanden, auch wenn immer noch nicht alle einen Platz bekommen. Die meisten Eltern aber wissen ihre Kinder in guten Händen, während sie arbeiten gehen – eine enorme Erleichterung für alle, die es sich nicht leisten können oder wollen, dauerhaft daheim zu bleiben.
Doch bei allen Errungenschaften bleiben auch für uns Fragezeichen: Wie passen unsere Arbeitszeiten und die Betreuungszeiten zusammen? In der Stadt schließen die meisten Kitas um 17 Uhr, auf dem Land noch früher. Sehr früh für Redakteure, aber auch für Verkäuferinnen, Polizisten, Krankenpfleger und viele andere Menschen, die im Schichtdienst arbeiten. So ist man oft abhängig von verständnisvollen Chefs und Kollegen. Denn dass die Großeltern in der Nähe wohnen und einspringen können, ist nicht selbstverständlich in einer Gesellschaft, in der viele für den Job ihre Heimat verlassen mussten.
Über die Lösung für dieses Problem wird seit Jahren diskutiert. Viel geschehen ist bisher aber nicht Mehr Erzieherinnen sind gewünscht, bessere Rahmenbedingungen und Verdienste für qualifizierte Arbeitskräfte konnte man nicht durchsetzen. Die gestiegene Wertschätzung, von der überall zu lesen ist, schlägt sich nicht wirklich zählbar nieder. Ähnlichkeiten zur Kranken- oder Altenpflege sind leider nicht zufällig. Ohne zusätzliche Kräfte wird es auch keine längeren Öffnungszeiten geben.
Und so bleibt als Antwort auf die Vereinbarkeitsfrage nur: Es ist besser als früher, aber einige Sorgen bleiben. Unserer Vorfreude tut das keinen Abbruch. Wir werden das Kind schon schaukeln.